Britische Urlauber zocken Reiseveranstalter ab

Dass Urlauber am Ferienort abgezockt werden, ist keine Seltenheit. Doch auch umgekehrt gilt wohl das Prinzip: dreist gewinnt. Zumindest unter britischen Urlaubern gibt es einen Trick, um vom Reiseveranstalter kräftig Geld zurückfordern zu können.

Britische Feriengäste in Hotels in Spanien und der Türkei scheint seit einigen Jahren eine regelrechte Epidemie erfasst zu haben. Immer wieder erkranken sie im Urlaub an hartnäckigen Magen-Darm-Infektionen – und das wesentlich häufiger als andere Nationen. Die Reisebranche vermutet dahinter vor allem eines: Betrug.

Immer mehr Urlauber aus Großbritannien erkranken

Es scheint eine riesige Industrie geworden zu sein: In spanischen Urlaubsregionen auf dem Festland, aber auch den Kanaren und Balearen, sowie in der Türkei sind Wagen der sogenannten „Claims Clinic“ unterwegs. Dabei handelt es sich jedoch nicht um medizinische Hilfe in Form von Sanitätern. In den Wagen sitzt vielmehr juristisches Fachpersonal auf der Suche nach erkrankten und damit vermeintlich geschädigten Urlaubern. Wer sich noch nicht ganz sicher ist, an welcher Krankheit er leidet, findet im Kleinbus Untersützung. Noroviren, Salmonellen oder doch lieber E.-coli-Bakterien? Die Rechtsanwaltsgehilfen der “Claims Clinic” kennen sich aus und rechnen auch gerne vor, was bei der Magen-Darm-Erkrankung als Schadensersatz für den Feriengast rausspringen kann, abzüglich einer Gebühr versteht sich. Im Wagen selbst können die Geschädigten direkt mit einem Formschreiben für Schadensersatzklagen ihre Ansprüche an den Reiseveranstalter stellen. Eine Lebensmittelvergiftung oder andere Formen des Unwohlseins müssen dabei nicht einmal ärztlich belegt werden. Es reicht vollkommen aus, in der Apotheke eine Packung Magentabletten gekauft zu haben. Das britische Verbraucherrecht sieht demnach vor, dass Urlauber aus dem Vereinigten Königreich auch noch nach drei Jahren Ansprüche für Mängel während der Reise geltend machen können. Seit Einführung dieser Regel im Jahre 2012 explodieren die Zahlen der Erkrankten auf wundersame Weise. Um mehr als 430 Prozent sollen die Beschwerdezahlen wegen Magen-Darm-Infektionen gestiegen sein. Mehr als 5.000 Euro Entschädigungssumme werden den Urlaubern versprochen. Kein Wunder, dass da so viele urplötzlich Magenschmerzen bekommen.

Reisebranche wehrt sich gegen Simulanten und Abzockfirmen

Die Reiseveranstalter reichen ihrerseits die Forderungen an die jeweiligen Vertragshotels weiter, die gesetzmäßig für Mängel in ihren Häusern haften. Doch so einfach will man es den Simulanten und den Entschädigungs-Agenturen nicht machen. Letztere kassieren bei Zahlung bis zu 90 Prozent der Entschädigung und stiften Touristen auch gezielt zu Schadensersatzforderungen an, obwohl sie gar nicht erkrankt sind. Wie der mallorquinische Hotel-Verband Fehm schätzt, hat die Betrugsmasche bereits einen Schaden von 50 Millionen Euro verursacht. Nun ist man in Spanien mit den britischen Urlaubern und ihren Party-Eskapaden schon leidgeprüft, doch was zu viel ist, ist offensichtlich zu viel. So will man die Zahl der britischen Gäste in All-inclusive Hotels auf Mallorca ab 2018 deutlich reduzieren und dafür mehr Reisende aus anderen Ländern aufnehmen. Einige Hotel setzen zudem auf eine strenge Dokumentation der Buffets und der Gäste, die daran teilgenommen haben, sowie auf private Ermittler. Letztere nach jenen Firmen Ausschau halten, die Urlauber zu Falschaussagen anstiften wollen.

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