Debrecen: Ungarns Kulturstadt

Debrecen, die zweitgrößte Stadt in Ungarn, liegt mitten in der weiten Tiefebene der Puszta. Sie ist das kulturelle Zentrum der östlichen Landeshälfte und gilt noch immer als Geheimtipp an dem sich Tradition, Moderne sowie Natur begegnen und mit viel kreativer Energie eine inspirierende Einheit bilden.

Debrecen ist ein Ort, der mit vielen neuen Eindrücken überrascht. Während ihr an klassizistischen Fassaden und barocken Prachtbauten vorbeispaziert, entdeckt ihr immer wieder ein idyllisches Stück Natur in Form von Wäldern oder Parks. Im Sommer verwandelt sich die Stadt in eine Bühne für Festivals und Open-Air-Konzerte. Wilde Pferde, seltene Vögel und endlose Weiten findet ihr im nahen Reservat Puszta. Erholung, Inspiration und bereichernde Erlebnisse gehen in diesem fast noch verstecken Teil von Ungarn Hand in Hand.

Mit knapp 200.000 Einwohnern ist Debrecen keine riesige Stadt, dafür eine voller Vielfalt. Zwischen alten Bürgerhäusern und modernen Kulturzentren entdeckt ihr zahlreiche Orte, die euch staunen lassen.

Dieses imposante Gotteshaus ist das Wahrzeichen der Stadt und liegt zentral am Platz Kossuth tér. Mit ihrer schlichten Fassade und den beiden Türmen wirkt sie kraftvoll und bescheiden zugleich. Im Inneren spürt ihr die Bedeutung des Protestantismus für Debrecen: warme Holztöne und klare Linien empfangen euch, darüber hinaus ein kleines Museum, das euch die religiöse Geschichte des Landes näherbringt.

Erklimmt ihr die Stufen des Turms, werdet ihr oben angekommen mit einem herrlichen Panoramablick über das rasterförmige Bild von Debrecen sowie den Übergang zwischen Altstadt und moderner Architektur belohnt. Die Kirche selbst ist nicht nur spirituelles Zentrum, sondern auch Schauplatz historischer Ereignisse: An diesem Ort wurde 1849 die Unabhängigkeit von Habsburg ausgerufen.

Schon der Anblick des Universitätsgebäudes weiß Besucher in Staunen zu versetzen: Der imposante Bau mit seiner klassischen Fassade, den ausladenden Flügeln und der gepflegten Parkanlage mit Brunnen strahlt Wissen, Würde und Offenheit aus. Tausende junge Menschen aus aller Welt studieren an diesem Ort, was der Stadt eine internationale Note verleiht.

Die Innenräume sind ebenso faszinierend: geschwungene Treppenhäuser, lichtdurchflutete Bibliotheken und historische Hörsäle schaffen ein echtes Kleinod akademischer Baukunst. Im Rahmen einer Führung erfahrt ihr spannende Details zu der Entwicklung des ungarischen Bildungssystems sowie die wissenschaftlichen Beiträge der Universität zur Gesellschaft.

Habt ihr Lust auf zeitgenössische Kunst, dann können wir euch einen Besuch in diesem modernen Kulturzentrum wärmstens empfehlen. Das Gebäude selbst ist ein architektonisches Highlight, das mit geradliniger Struktur und großzügigen Flächen begeistert. Im Inneren warten wechselnde Ausstellungen nationaler und internationaler Talente, die aktuelle Themen kreativ und kritisch aufgreifen.

Interaktive Formate, Videoinstallationen, Fotokunst und Performance schaffen ein abwechslungsreiches Erlebnis. Im angrenzenden Café könnt ihr eure Eindrücke bei einem gemütlichen Getränk nachwirken lassen und mit Gleichgesinnten aus aller Welt ins Gespräch kommen. Das MODEM steht für ein offenes, neugieriges Debrecen – jung, wach und voller Energie!

Etwa 40 Kilometer westlich von Debrecen beginnt ein einzigartiges Naturwunder: die Puszta im Hortobágy-Gebiet. Diese endlose Weite mit ihren salzhaltigen Böden, wilden Graurindern, traditionellen Ziehbrunnen und strohgedeckten Höfen ist UNESCO-Weltkulturerbe und ein Muss für alle Freunde atemberaubender Landschaften.

Ihr könnt auf Kutschen durch die Natur fahren, mit Guides auf Vogelbeobachtungen gehen oder bei einer Csikós-Vorführung (ungarische Pferdehirten) staunen, wie Mensch und Tier im Einklang leben. Das Besucherzentrum informiert über Flora, Fauna und Schutzmaßnahmen des Nationalparks. Begeistert waren wir vor allem von der „Neunbogenbrücke“, einem Meisterwerk traditioneller Baukunst.

Versteckt im Areal der Universität liegt ein grünes Juwel: der Botanische Garten von Debrecen. Auf rund 17 Hektar entfaltet sich eine faszinierende Welt aus tropischer Flora, heimischen Pflanzenarten und exotischen Blütenwundern. Das Gewächshaus mit seinen riesigen Palmen, Kakteen und Orchideen nimmt euch mit auf eine Reise durch unterschiedliche Klimazonen.

Zu unseren persönlichen Highlights zählt der japanische Garten mit Teich, Holzbrücke und ruhigen Sitzplätzen, der pure Harmonie ausstrahlt. Verschlungene Wege führen durch verschiedene Themenbereiche, von Feuchtbiotopen über Heilkräutergärten bis hin zu seltenen Farnwäldern. Die Vielfalt der Farben und Düfte ist ein Fest für die Sinne und jede Jahreszeit bringt neue Kulissen mit sich. Neben Info-Tafeln und Führungen erwarten euch sogar Workshops, bei denen ihr aktiv mitgestalten dürft.

Dieses prachtvolle Kulturhaus begeistert mit einer reichen Sammlung an Kunst und Geschichte. Besonders beeindruckt waren wir von dem monumentalen Christus-Zyklus von Mihály Munkácsy – eine Gemäldeserie, die in ihrer Dramatik und Ausdruckskraft unter die Haut geht. Darüber hinaus beherbergt das Museum archäologische Funde, orientalische Schätze sowie Exponate zur ungarischen Alltagstradition.

Jedes Stockwerk erzählt seine eigene Geschichte, von antiken Waffen bis hin zu Volkskunst. Die Ausstellung ist liebevoll kuratiert, interaktiv gestaltet und durch multimediale Stationen äußerst lebendig. Im historischen Lesesaal könnt ihr eine Pause einlegen und das nostalgische Flair genießen.

Ganz gleich, ob ihr Erholung sucht, den Puls der Stadt spüren wollt oder stille Landschaften bevorzugt: In und um Debrecen findet ihr genau das, was euch erfüllt. Naturerlebnisse sind ebenso geboten wie kulinarische und kulturelle Genüsse.

Wer die grüne Seite Debrecens aktiv entdecken will, schwingt sich am besten aufs Rad. Gut ausgeschilderte Wege führen euch durch den weitläufigen Stadtwald Nagyerdő, vorbei an sonnigen Lichtungen, plätschernden Brunnen und schattigen Alleen. Sehr idyllisch fanden wir den Abschnitt entlang des kleinen Sees, wo Schwimmpflanzen blühen. Für Fotofans bietet die Route viele Motive, von alten Baumriesen bis zu modernen Skulpturen. Ein sommerliches Highlight entlang der Strecke ist das Aquaticum Debrecen Strand, ein weitläufiges Thermal- und Erlebnisbad.

Die Pfade sind größtenteils eben, gut gepflegt und ideal auch für gemütliche Fahrer. Unterwegs entdeckt ihr immer wieder kleine Überraschungen wie hölzerne Aussichtspunkte, liebevoll gestaltete Rastplätze oder kunstvolle Wegweiser, die euch durch das Areal leiten. Unser Tipp: Packt lokale Leckereien für ein Picknick ein und legt an einer der Wiesen eine Pause ein, mitten im Blätterrauschen, fern vom urbanen Trubel.

Debrecens Altstadt überrascht mit einer vielfältigen Gastronomie-Szene, die Tradition und Kreativität auf köstliche Weise vereint. Zwischen Jugendstilfassaden, gepflasterten Gassen und belebten Plätzen entdeckt ihr kleine Stände, hippe Foodtrucks und versteckte Hinterhöfe voller kulinarischer Ideen. Eine Streetfood-Tour führt euch zu duftenden Lángos-Variationen mit saurer Sahne, frischen Kräutern oder würzigem Käse, zu knusprig gebackenen Pogácsa und aromatischer Gulaschsuppe im Pappbecher. Oft könnt ihr den Köchen beim Zubereiten über die Schulter schauen.

Dies ist eine gute Gelegenheit, auch die weniger bekannten lokalen Spezialitäten zu probieren, wie etwa fermentierte Gemüsesnacks, süße Rétes mit Mohn oder Käse oder innovative Neuinterpretationen der ungarischen Küche in stylischen Bistro-Konzepten. Dazu ein Glas selbstgemachter Holunderlimonade oder ein kräftiger Pálinka (Obstbrand) – und schon geht’s weiter zum nächsten Stand. Am Ende eurer Tour habt ihr nicht nur ausgiebig geschlemmt, sondern auch einen tiefen Einblick in Debrecens kulinarische Seele gewonnen.

In den warmen Monaten ist Debrecen vor allem für ihre lebendige Open-Air-Kulisse bekannt. Das Campus Festival lockt mit Musik, Lichtshows, Workshops und Street Art. Vor allem junge Menschen strömen dafür aus dem ganzen Land in die Stadt. Klassik-Fans kommen derweil bei der Bartók Veranstaltung auf ihre Kosten.

Abends wird es besonders romantisch: Lichterketten, Sitzsäcke und Foodtrucks schaffen eine gemütliche Atmosphäre auf den Plätzen. Tagsüber könnt ihr zahlreichen Straßenmusiker lauschen oder gar bei einem Tanzkurs mitmachen. Im Sommer lebt, klingt und feiert die Stadt!

Im Hortobágy Nationalpark dürft ihr nicht nur zuschauen, sondern auch selbst aufs Pferd steigen und die endlose Weite der Puszta hoch zu Ross erleben. Verschiedene Höfe und Gestüte bieten geführte Ausritte durch diese einzigartige Steppenlandschaft an, vor allem auf Nonius-Warmblütern, eine der ältesten Rassen Ungarns. Vom Einsteigerkurs bis zur mehrstündigen Tour für Fortgeschrittene ist alles möglich – stets begleitet von erfahrenen Lehrern.

Während des Ausritts spaziert ihr über weiche Sandpfade, vorbei an grasenden Graurindern, durch Schilfzonen mit Vogelgezwitscher und zu traditionellen Ziehbrunnen. Unterwegs erzählt euch euer Guide spannende Geschichten über das Leben der Csikós, alte Bräuche und das fragile Gleichgewicht zwischen Mensch und Landschaft. Die Verbindung aus Bewegung, Natur und Historie macht diesen Ausflug zu einem unvergesslichen Abenteuer, ganz gleich, ob ihr zum ersten Mal reitet oder schon lange mit Pferden vertraut seid.

Nachfolgend haben wir informative Punkte sowie Tipps für eure Reise nach Ungarn zusammengestellt. Mit diesen Infos im Gepäck entdeckt ihr die Stadt von ihren schönsten Seiten und könnt euren Aufenthalt in Debrecen in vollen Zügen genießen.

Zwischen April und Juni verwandeln sich viele Orte in grüne und bunte Oasen, perfekt für ausgiebige Erkundungen und Ausflüge ins Umland. Der September begeistert mit goldenem Licht, reifem Obst auf den Märkten und noch immer angenehm warmem Wetter. Wollt ihr die Festival-Kultur von Debrecen erleben, dann ist der Juli die beste Zeit für einen Besuch. Wichtig: Obwohl Ungarn EU-Mitglied ist, ist die Währung vor Ort nicht der Euro sondern der Forint.

Wir empfehlen, mindestens vier volle Tage für die Stadt und ihre Umgebung einzuplanen, um sämtliche Highlights in Ruhe zu genießen. Wer neben den wichtigsten Sehenswürdigkeiten auch Naturerlebnisse wie die Puszta entdecken möchte, sollte sich eine ganze Woche Zeit nehmen.

Der örtliche Flughafen wird regelmäßig von verschiedenen europäischen Städten aus angesteuert. Wer den Zug vorzieht, kann über mehrere ungarische Orte wie Szolnok oder Eger anreisen. Vor allem Budapest eignet sich wunderbar für einen Zwischenstopp. Bahnverbindungen sind innerhalb des Landes oftmals preiswert und bringen euch direkt ins Zentrum. Selbstfahrer nutzen die M35. Im Frühling oder Herbst lohnt sich ein kleiner Umweg über das grüne Bükk-Gebirge.

Debrecen verfügt über ein gut ausgebautes öffentliches Verkehrsnetz, das alle wichtigen Viertel abdeckt. Insbesondere die gelbe Tramlinie 1 ist ideal für touristische Ziele. Im Zentrum findet ihr zahlreiche Verleihstationen für Fahrräder. Für kürzere Distanzen lohnt sich ein Spaziergang, denn die Altstadt ist übersichtlich, verkehrsberuhigt und bietet viele schöne Ecken zum Entdecken. Regionalzüge und Busse ermöglichen außerdem Ausflüge ins Umland.

Eines der bekanntesten Gerichte ist die „Debrecener Wurst“, die traditionell über Buchenholz geräuchert und mit Paprika verfeinert wird. In Csárdas (ländlichen Gasthäusern) kommen dampfende Pörkölt-Eintöpfe, gebackene Karpfenfilets und zart geschmortes Mangalica-Schweinefleisch auf den Tisch. Besonders gut geschmeckt haben uns Hortobágyi Palacsinta, herzhafte Pfannkuchen mit Fleischfüllung und würzigem Rahm.

Auch Túrós Csusza, eine Nudelvariation mit Quark, Speck und Sahne, gehört zu den regionalen Spezialitäten, die man probiert haben sollte. Dazu passt ein edler Tropfen aus einem ungarischen Weinanbaugebiet wie Tokajer und Egri Bikavér oder ein kühles Bier aus einer kleinen Craft-Brauerei. Die Süßen unter euch dürfen sich auf Somlói Galuska freuen, ein schokoladiges Biskuit-Dessert mit Walnüssen und Creme.

Beliebt sind vor allem Hotels in Zentrumsnähe, denn von dort aus erreicht ihr die wichtigsten Sehenswürdigkeiten ganz bequem zu Fuß oder mit der Straßenbahn. Einige punkten mit historischen Fassaden, großzügigen Zimmern oder Wellnessbereichen. Viele Häuser überraschen mit stilvoller Einrichtung und lokalem Charakter.

Wollt ihr in Debrecen möglichst preiswert übernachten, findet ihr rund um den Bahnhof und im Universitätsviertel gute Adressen für ein kleines Budget und genießt dennoch eine zentrale Lage. Freundliche Rezeptionen, moderne Ausstattung und persönliche Tipps zur Umgebung machen den Aufenthalt sehr angenehm.