Ungarisches Essen im Urlaub


Es dampft in den Kesseln, es riecht nach starken Gewürzen und nach dem ersten Bissen breitet sich eine wohlige Wärme im Bauch aus. Ungarisches Essen ist bekannt für deftiges Fleisch, rote Paprika und jede Menge Knoblauch. Welche traditionellen Gerichte und Getränke euch erwarten, haben wir im Ratgeber einmal zusammengetragen. Guten Hunger!

Überblick

Bei einer Reise nach Ungarn erwartet euch eine reiche Kultur in Städten wie Budapest, wunderschöne Naturlandschaften wie der Nationalpark Fertő-Hanság und wenn der Magen knurrt, eröffnet sich die ganze Vielfalt der ungarischen Küche. Im ersten Moment denkt ihr an einen dampfenden Gulaschkessel, jede Menge Paprika oder an mit Fleisch gefüllte Paprikaschoten. Beide Bilder gehören zu den Nationalspeisen definitiv dazu, doch Ungarn begeistert auch mit Gerichten wie dem Eintopf Porkölt oder Gänseleber als Hauptgang. Fleischlos wird es mit dem Gemüsegericht Főzelék und auch der Nachtisch bleibt nicht aus. Insgesamt ist die ungarische Küche eher deftig und setzt vermehrt auf Fleisch. Es geht aber sogar komplett vegan, wenn ihr in großen Städten die angesagten Szene-Restaurants besucht.

Ungarisches Essen Ueberblick
Die Küche Ungarns bietet Deftiges

Geschichte & Tradition

Vor dem 19. Jahrhundert war das Leben und damit auch die Liste typischer Gerichte von einem sehr ländlichen Stil geprägt. Das Essen war entsprechend einfach, aber sättigend. Es gab Bauernhöfe mit Weidehaltung, sodass Fleisch in den meisten Gerichten verarbeitet wurde. Bis heute international bekannt und beliebt ist die ungarische Salami Téliszalámi. Diese brachte die Menschen damals gut über die harten Wintertage. Heute wird das zarte Aroma ganzjährig als Landesspezialität geschätzt.

Der Sammelbegriff für Wurstsorten aus Ungarn lautet Kolbász. Meist sind diese geräuchert oder gepökelt und so haltbarer. Es gibt aber frische Varianten, die wir euch ebenfalls ans Herz legen. Bei diesen wird die Wurstmischung gemahlen und gemeinsam mit Pilzen, Reis oder Brot in Naturdärme gefüllt. Gelegentlich werden Eier, Milch und Sauerrahm beigemischt.

Da der Binnensee Balaton zu Ungarn gehört, können die Menschen außerdem auf regionalen Fischfang setzen. Am häufigsten wird Zander aus dem Plattensee geangelt, der entweder als klassischer Speisefisch serviert, in Fischgulasch verarbeitet oder frittiert wird.

Das Hauptmerkmal bleibt jedoch stets auf deftigen Speisen, was an der Nutzung vieler Gewürze und Fleischsorten auffällt. Als mit dem 19. Jahrhundert die Lebensweise in Osteuropa mit vielen Einflüssen anderer Kulturen in Berührung kam, entwickelte sich nach und nach eine bürgerliche Küche mit vielen Nuancen. Heute mischen sich in die ungarische Küche viele Elemente aus Österreich, Deutschland, dem ehemaligen Jugoslawien und der Türkei ein.

Ungarisches Essen Paprika
In Ungarn ist die Paprika ein absolutes Muss im Kochtopf

In Ungarn ist die Paprika untrennbar mit der heimischen Küche verbunden, allerdings erst seit dem 19. Jahrhundert. Nachdem Columbus 1494 Tomaten und Paprika aus Südamerika nach Europa mitgebracht hatte, vergingen tatsächlich noch Jahrhunderte, bis die Paprika in Ungarn beliebt wurde. In Szeged, der drittgrößten Stadt des Landes, soll ein Paprikamühlenbesitzer Ende des 19. Jahrhunderts zum ersten Mal eine Werbekampagne zu Paprikapulver gestartet und damit den Beginn der Paprika als Nationalzutat eingeläutet haben.

Heute landet die Paprika als gekochte Zutat in Suppen, als frisches Gemüse in Eintöpfen oder dient selbst als Hauptspeise mit Fleischfüllung. Sie wird roh gegessen, gekocht, püriert oder zu Gewürzpulver verarbeitet. Ungarische Paprika schmecken übrigens eher fruchtig. Erst gemischt mit diversen Gewürzen entfaltet sich die bekannte Schärfe vieler Gerichte.

Vorspeisen & Snacks

Selbst Vorspeisen fallen in Ungarn eher deftig aus. Kleinere Snacks gibt es aber ebenfalls. Wir zeigen euch die bekanntesten.

Langós (vegetarisch oder fleischhaltig)

Dieser Snack ist nicht nur in Ungarn, sondern inzwischen international, unter anderem auf deutschen Weihnachtsmärkten, sehr beliebt. Hefeteig wird in Fett gebacken, zu einem Fladen geformt und mit einer Sauerrahm-Crème samt Knoblauch bestrichen. Auf dem Fladenbrot können unterschiedliche Beläge landen: Klassisch sind Zwiebeln und Käse, oft aber auch ungarische Wurst und reichlich Speck sind traditionell gerne genommen.

Ungarisches Essen Langos
Langós nach traditionellem ungarischen Rezept

Palacsinta (vegetarisch oder fleischhaltig)

Obwohl viele Menschen beim Anblick von Crêpes eher an Frankreich denken, sind ungarische Crêpes, Palacsinta genannt, sehr beliebte Snacks. Sie werden als süße Zwischenmahlzeit mit Zucker, Marmelade oder Früchten gegessen. Alternativ gibt es sie als herzhafte Variante.

Kürtőskalács (vegetarisch)

Ein süßer Teig auf Hefebasis wird um eine Rolle gewickelt und über offenem Feuer zubereitet. Die fertige Basis wird im Anschluss mit Zucker und Zimt oder gehackten Nüssen versehen. Bekannte Übersetzungen ins Deutsche lauten Schornsteinkuchen oder Baumstriezel. Manchmal liest man auch „ungarischer Baumkuchen“, doch diese Formulierung ist schwierig, da das Gericht wenig mit deutschem Baumkuchen gemeinsam hat.

Suppen & Eintöpfe

In Ungarn gehören Suppen und Eintöpfe zum kulinarischen Gesamtbild einfach dazu. In den Wintermonaten sind sie von den Esstischen des Landes gar nicht wegzudenken. Dann werden sie auch gerne als Hauptmahlzeit genossen.

Gulyás (fleischhaltig)

Als ungarische Gulaschsuppe hat dieses Gericht internationale Bekanntheit erlangt. Hört man in Deutschland das Wort Gulasch, denkt man nicht an eine Suppe. Jedoch ist Gulyás genau das: eine Fleischsuppe. Verwendet werden dabei Rindfleisch, Zwiebeln und Paprika. Die Suppe wird traditionell über offenem Feuer gekocht.

Ungarisches Essen Gulyas
Eine leckere Gulaschsuppe nach traditioneller Art

Halászlé (fischhaltig)

Die ungarische Fischsuppe gehört zu den Spezialitäten des Landes. Je nach Geschmack wird entweder Zander oder Karpfen genutzt. Neben den Filetstücken gehören Paprika und Tomaten sowie Zwiebeln in die Suppe. Halászlé ist im Regelfall recht scharf, was viele Urlauber überrascht, die bei Fischgerichten eher eine mildere Note erwarten.

Főzelék (vegetarisch oder vegan)

Bei Főzelék handelt es sich um eine Gemüsesuppe. Am häufigsten werden Erbsen, Bohnen, Kartoffeln sowie Spinat und Kürbis verwendet. Gelegentlich landen Blumenkohl, Brokkoli, Mais oder Karotten im Topf. Mehrere Gemüsesorten sind die Regel, doch die Wahl der Sorten und das Mischverhältnis variieren nach Vorliebe. Das Gemüse wird in Salzwasser gekocht und mit Gewürzen versehen. Um eine gute Konsistenz zu erhalten, wird Fözelék mit einer einfachen Mehlschwitze angedickt und ist somit vegan. Alternativ wird in der vegetarischen Variante mit Milch oder Sahne gearbeitet.

Ungarisches Essen Fozelek
Ein Főzelék aus grünen Erbsen

Gyümölcsleves (vegetarisch)

Fruchtsuppen stehen in der ungarischen Küche hoch im Kurs. Oft werden Pflaumen, Pfirsiche oder Äpfel genutzt. Dank Rahm entsteht eine cremige Konsistenz. Sehr beliebt ist die Variante Vörösboros Meggyleves, bei welcher Sauerkirschen und Wein die Hauptzutaten sind. In den Sommermonaten werden die Fruchtsuppen bevorzugt kalt gegessen.

Porkölt (fleischhaltig)

Pörkölt kommt dem deutschen Verständnis von Gulasch sehr nahe. Im Eintopf werden viele Fleischstückchen und Paprika verarbeitet. Rezeptvarianten nutzen Schwein, Rind oder auch Huhn sowie Lamm. Die ersten bekannten Pörkölt-Rezepte gehen in Ungarn bis ins Jahr 1780 zurück.

Lecsó (fleischhaltig oder vegetarisch)

In diesem Eintopf haben Paprika, Tomaten und Zwiebeln das Sagen. Er wird klassisch als reiner Gemüseeintopf gegessen. Es gibt jedoch Abwandlungen, bei denen zusätzlich geräucherte Wurst oder Speck das Gericht verfeinern.

Hauptspeisen

In Ungarn findet ihr natürlich auch einige Hauptspeisen, die ihr entweder mit oder ohne Fleisch genießen könnt. Viele der Gerichte haben es über die Jahre auch in die Kochtöpfe der Deutschen geschafft. Die Zutaten sind günstig, das Resultat deftig und füllend.

Töltött (fleischhaltig)

Ungarisches Töltött ist weit verbreitet im Land. Bei der klassischen Variante wird Paprika mit Hackfleisch und Reis gefüllt. Alternativ zur Paprika kann man Kohlrouladen mit Hackfleisch füllen. Hierbei spricht die ungarische Küche von Töltött Káposzta.

Ungarisches Essen Toeltoett
Gefüllte Paprikaschoten nach ungarischer Art

Libamáj (fleischhaltig)

Dieses Gericht ist nicht jedermanns Sache, gilt aber als ungarische Spezialität. Es handelt sich um Stopfleber. Das Fleisch stammt von Gänsen, die mit eingeweichtem Mais binnen weniger Wochen prächtig gefüttert werden. Früher mussten sich Bauern dieser Methode bedienen, um schnell und günstig an Fleisch zu gelangen.

Rakott Krumpli (fleischhaltig)

Schichtkartoffeln kommen in eine Auflaufform und werden gemeinsam mit Sauerrahm, Eiern und Wurst gebacken. Für die Menschen in Ungarn ist Rakott Krumpli ein traditionelles Essen ihrer Kindheit und gilt als Klassiker bei Familientreffen.

Nokedli-Gerichte (vegetarisch oder fleischhaltig)

Der Blick auf den Teller ist uns recht vertraut, denn Nokedli sind Spätzle. Es handelt sich um Teigwaren, die meist mit Frischei zubereitet werden und daher eine charakteristische Sämigkeit besitzen. In Ungarn werden Nokedli-Gerichte gern mit Braten und einer deftigen Soße serviert. Es gibt jedoch alternativ vegetarische Varianten mit Gemüse.

Túrós Csusza (fleischhaltig oder vegetarisch)

Eine Portion Quarknudeln wird mit Schmand und einer großzügigen Menge Speck zubereitet. Dabei ist es üblich, das Gericht aus einer vorab erwärmten Schüssel zu essen. Auf diese Weise entfaltet sich das Aroma noch besser. Wer kein Fleisch isst, findet Túrós Csusza immer öfter in einer vegetarischen Variante: Der Speck wird weggelassen und stattdessen mit Puderzucker eine süße Grundnote erzeugt.

Ungarisches Essen Quarknudeln
Túrós Csusza werden in einem warmen Gefäß gereicht

Túrógombóc (vegetarisch)

Es handelt sich um Knödel auf der Basis von Grieß und Eiern. Häufig werden auch Brotkrumen und Käse hinzugefügt, sodass die Kugeln beim Braten knusprig werden. Manchmal wird das Gericht als Dessert gelistet. In Ungarn selbst versteht man Túrógombóc aber eher als Hauptgericht, da die Knödel nicht besonders süß schmecken und recht sättigend sind.

Nachspeisen

In Ungarn werden die Süßmäulchen unter euch vollkommen auf ihre Kosten kommen. Es gibt viele Nachspeisen, die nicht nur Kinderaugen glänzen lassen. Wer nach den deftigen Hauptgerichten also noch Platz im Magen hat, kann sich beim Nachtisch nach Herzenslust austoben.

Dobostorte (vegetarisch)

Hierbei handelt es sich um einen Biskuitkuchen, der traditionell aus acht Schichten besteht. Es wechseln sich immer Biskuit und eine Schokoladenbuttercreme ab. Eine Glasur aus Karamell bildet die oberste Schicht. Seinen Namen erhielt das Blätterteiggebäck von einem Feinkosthändler aus Budapest: József C. Dobos. Der Chefkoch kreierte Dobosh und präsentierte den Kuchen 1885 bei der Nationalen Allgemeinen Ausstellung in Budapest. Königin Elisabeth von Österreich-Ungarn (“Sisi”) und König Franz Joseph I. probierten die Dobostorte und bald wurde sie europaweit bekannt.

Esterházy-Torte (vegetarisch)

Diese Torte besitzt ebenfalls eine lange Tradition. Sie wurde nach dem Außenminister Graf Pál Antal Esterházy benannt. Das Originalrezept sieht fünf Biskuitschichten vor. Es beginnt ein Tortenboden samt gemahlener Haselnüsse. Manchmal werden heutzutage abweichend Mandeln genutzt. Danach wechseln sich Biskuit und eine helle Buttercreme ab. Den Abschluss bildet eine Fondantglasur mit traditioneller Musterung.

Ungarisches Essen Torte
Ein leckeres Stück Esterházy-Torte

Somlói Galuska (vegetarisch)

Die Nationalnachspeise besteht aus einem Biskuitboden mit Rosinen. Gern werden Mandeln und Weinbrand hinzugefügt. In jedem Fall vertreten ist Vanillepudding und zur Garnierung wird großzügig mit Sahne und Schokosoße gearbeitet.

Pogácsa (vegetarisch)

Die Backwaren werden auch Pogatschen genannt und bestehen aus einem Teig, der mit Mehl, Hefe, Milch und häufig Kartoffeln angerührt wird. Bevor das Plundergebäck in den Ofen kommt, überstreuen viele Einwohner Ungarns es noch mit Käse.

Getränke

In Ungarn finden Erwachsene natürlich auch jede Menge regionale alkoholische Spezialitäten. Weine und Obstbrand dominieren dabei die Getränkekarten. Denn bei derart deftigen Speisen freuen sich nicht nur die erlesenen Feinschmecker auf einen leckeren, typisch ungarischen Verdauungsschnaps.

Weine

Ungarn besitzt eine günstige Lage für den Weinanbau. Vor allem rund um den Binnensee Balaton gibt es viele Weingüter. Sie gehen teils bis ins 13. Jahrhundert zurück. Angebaut werden bevorzugt Weißweine, darunter der bekannte Tokajer. Er schmeckt trocken und kraftvoll zugleich. Wer Rotweine sucht, findet sie im Süden Ungarns. Szekszárd und Villány-Siklós sind bekannte Weinanbaugebiete für rote Tropfen, darunter der Rotweincuvée Egri Bikavér.

Pálinka

Unter dieser Bezeichnung fasst man in Ungarn verschiedene Varianten von Obstbränden zusammen. Pálinka gelten seit mehr als 500 Jahren als ungarisches Nationalgetränk. Der Name wurde inzwischen in der EU gesetzlich geschützt. Marillen- und Aprikosenschnaps sind am bekanntesten. Werden Aprikosen benutzt, werdet ihr oft die Bezeichnung Barackpálinka lesen.

Ungarisches Essen Palinka
Ein Gläschen Pálinka für die Verdauung

Bier

Auch Biere haben in Ungarn eine Tradition. Die erste Brauerei geht bis ins Jahr 1845 zurück. Zu den bekannten Sorten gehören Kőbányai Világos Pilsener und Arany Ászok aus der Brauerei Dreher. Eine weitere beliebte Brauerei ist Borsodi.

Vegetarische & Vegane Spezialitäten

Beim Blick auf die ungarische Küche merkt man, dass Fleisch einen hohen Stellenwert einnimmt. Vegetarische Gerichte gibt es deutlich seltener und vegan lebende Menschen werden es schwierig finden, traditionelle Speisen ausfindig  zu machen, die sie essen können. In großen Städten wie der Hauptstadt Budapest werden aber auch Vegetarier und Veganer auf ihre Kosten kommen, denn moderne Restaurants bieten Traditionsgerichte immer häufiger in fleischlosen Abwandlungen an. So gibt es Gulyás auch mit Sojawürfeln anstatt mit Rindfleisch.

Ebenfalls sehr beliebt ist das Arbeiten mit Halloumi-Käse (Challúmi) als Fleischersatz. Der ursprünglich aus Zypern stammende Käse wird aus der Milch von Kühen, Ziegen oder Schafen hergestellt und als Grillkäse serviert. Halloumi kann sogar frittiert werden, was in Ungarn gern unter der Beimischung von Parmesankäse gemacht wird.

Ungarisches Essen Halloumi
Halloumi ist ein schmackhafter Fleischersatz

Rántott Sajt

Ein vegetarisches Gericht genießt eine besondere Stellung in Ungarn: Rántott Sajt. Es handelt sich um Bratkäse in einer Panade aus Semmelbröseln. Das Gericht wurde erstmals im 19. Jahrhundert dokumentiert und besitzt traditionell eine dreieckige Form. Immer häufiger sieht man ihn allerdings auch als Street Food in rechteckiger Form oder als Sticks. Rántott Sajt wird entweder als Snack gegessen oder ersetzt bei Hauptgerichten das sonst auf dem Rezept stehende Fleisch.

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1 Kommentar zum Thema
  1. Elke Schröder

    Es war sehr interessant !