Im Herzen von Frankreich liegt eine der bedeutendsten Pilgerstädte Europas: Chartres. Diese bezaubernde Kommune in der Region Centre-Val de Loire verzaubert mit ihrer weltberühmten Kathedrale und einer über 2.000-jährigen Geschichte. Als wichtiger Wallfahrtsort zieht sie spirituelle Besucher und Kunstliebhaber aus aller Welt an.
Überblick
Chartres ist bekannt für seine monumentale Kathedrale mit ihrer astronomischen Uhr und den weltberühmten Glasfenstern aus dem 13. Jahrhundert – ein wahres Kaleidoskop aus Farben und Licht. In der malerischen Altstadt entdeckt ihr mittelalterliche Gebäude und charmante Antiquitätenläden, während die idyllischen Ufer der Eure zu romantischen Spaziergängen einladen. Für Kulturliebhaber gibt es an diesem Ort immer wieder etwas Neues zu bestaunen, sei es das Museum der Schönen Künste oder ein Haus, das komplett aus Mosaiken besteht. Auch die umliegende Natur der Region Centre-Val de Loire weiß mit viel Anmut und lohnenswerten Ausblicken zu verzaubern.

Sehenswürdigkeiten
Die Stadt begeistert mit einer Vielzahl architektonischer und kultureller Highlights, die Jahrhunderte europäischer Geschichte widerspiegeln. Von gotischen Meisterwerken bis hin zu mittelalterlichen Strukturen bietet die Kommune ein faszinierendes Ensemble historischer Baudenkmäler und Museen.
Kathedrale
Die monumentale Kathedrale Notre-Dame de Chartres gilt als eines der vollkommensten Beispiele französischer Gotik und gehört seit 1979 zum UNESCO-Weltkulturerbe. Erbaut wurde sie zwischen 1194 und 1250. 176 kostbare Glasfenster zieren die Fassade, die zusammen eine Fläche von über 2.600 Quadratmetern bilden. Insbesondere das intensiv leuchtende Blau in den Scheiben gilt noch immer als unerreicht und zieht Kunsthistoriker aus aller Welt in seinen Bann.
Ein Besuch der Kathedrale von Chartres lohnt sich für jeden: Das Innere der Basilika beeindruckt mit seinem 37 Meter hohen Gewölbe und dem berühmten Labyrinth aus dem 13. Jahrhundert, das Pilger noch heute auf Knien durchschreiten. Die beiden ungleichen Türme – der romanische im Süden und der gotische im Norden – erzählen von verschiedenen Bauepochen und bieten nach dem Aufstieg einen atemberaubenden Panoramablick über die Loire-Landschaft.

Altstadt
Die historische Innenstadt bezaubert mit ihrem authentisch erhaltenen mittelalterlichen Charakter. Verwinkelte Gassen führen vorbei an Fachwerkhäusern aus dem 15. und 16. Jahrhundert, deren bunte Fensterläden und geschnitzte Balken vergangene Epochen lebendig werden lassen. Zahlreiche Antiquitätengeschäfte, Kunstgalerien und gemütliche Cafés verleihen dem Viertel seinen besonderen Charme. Hier werdet ihr fündig, wenn ihr nach schönen französischen Souvenirs sucht.
Zweimal wöchentlich könnt ihr auf dem Place Marceau einen traditionellen Markt besuchen, auf dem regionale Produzenten ihre Waren anbieten. Die nahegelegene Rue Noël-Ballay führt direkt zum Rathaus aus dem 17. Jahrhundert, dessen klassizistische Fassade einen reizvollen Kontrast zu den mittelalterlichen Strukturen bildet.

Kirche Saint-Pierre
Ursprünglich zur Benediktinerabtei gehörend, beeindruckt das gotische Gotteshaus mit seinem Glockenturm. Dieser war mit seinen 103 Metern lange Zeit das höchste Bauwerk der Stadt. Die Innenausstattung vereint verschiedene Kunstepochen und zeigt unter anderem prächtige Wandmalereien aus dem 14. Jahrhundert.
Der angrenzende ehemalige Klostergarten bietet eine Oase der Ruhe abseits des Trubels der Stadt. Hier wachsen noch heute Heilkräuter und Gemüsesorten, die bereits die Benediktinermönche kultivierten. In der romanischen Krypta unter dem Hauptschiff entdeckt ihr außerdem archäologische Funde aus gallo-römischer Zeit, welche die lange Siedlungsgeschichte dieses Ortes vor Augen führen.

Musée des Beaux-Arts
Im ehemaligen Bischofspalast befindet sich das Museum der schönen Künste und präsentiert eine staunenswerte Sammlung europäischer Werke vom Mittelalter bis zum 20. Jahrhundert. Einige davon zählen zu den bedeutendsten des Kontinents. Gemälde französischer Impressionisten stehen neben historischen Skulpturen sowie zeitgenössischen Installationen und bieten Besuchern einen umfassenden Überblick über die Entwicklung der visuellen Ausdrucksformen.
Beeindruckt waren wir vor allem von der Abteilung für sakrale Kunst mit ihren wertvollen Goldschmiedearbeiten, illuminierten Handschriften und liturgischen Gewändern aus verschiedenen Epochen. Der Garten mit seinen Skulpturen lädt zwischen den Besichtigungen zur Entspannung ein und bietet einen herrlichen Blick auf die Kathedrale und ihre Architektur. Das Museum organisiert auch geführte Touren und Workshops für Familien.
Haus Picassiette
Das Maison Picassiette ist ein außergewöhnliches Kunstwerk, das der Friedhofsarbeiter Raymond Isidore zwischen 1930 und 1964 schuf. Getrieben von einer Vision verwandelte er sein bescheidenes Häuschen und den Garten in ein faszinierendes Mosaik aus Millionen von Porzellanscherben, Glasfragmenten und Keramikstücken. Jede Oberfläche – von Fassaden bis zu Mauern – wurde mit bunten Motiven verziert, die religiöse Szenen, Landschaften und abstrakte Muster zeigen.

Diese einzigartige Schöpfung gilt heute als bedeutendes Beispiel der Außenseiterkunst und inspirierte zahlreiche Talente überall. Der Rundgang durch das kleine Anwesen gleicht einer Entdeckungsreise durch die Fantasiewelt eines visionären Autodidakten, der aus weggeworfenen Gegenständen etwas Wunderbares erschuf. UNESCO erkannte das Werk als wichtiges kulturelles Gut an.
Aktivitäten
Chartres und seine Umgebung bieten eine Vielzahl an Aktivitäten, die Geschichte, Kultur und die französische Lebensart verbinden. Von spirituellen Erfahrungen bis hin zu kulinarischen Entdeckungen findet hier jeder die passenden Beschäftigungen für unvergessliche Urlaubstage.
Lichterfest „Chartres en Lumières"
Zwischen April und Oktober verwandelt sich die Stadt allabendlich in ein magisches Spektakel, wenn 29 historische Gebäude in kreative Illuminationen getaucht werden. Das Festival „Chartres en Lumières” gilt als eines der bedeutendsten Lichtkunstevents Europas und zieht jährlich über eine Million Besucher an.
Modernste Projektionstechnologie erweckt die steinernen Fassaden zum Leben und erzählt die Geschichte der Denkmäler in bewegten Bildern und Farben. Der Rundgang zu allen Objekten dauert etwa zwei Stunden und führt durch die gesamte Altstadt sowie zu den Ufern der Eure. Unter den Highlights befindet sich die Kathedrale, deren Glasfenster in der Nacht wie riesige Edelsteine leuchten.
Bootsfahrten auf der Eure
Durch Chartres schlängelt sich die Eure, ein Nebenfluss der Seine. Sie bietet eine besonders reizende Perspektive auf die Stadt vom Wasser aus. Gemütliche Bootsfahrten führen vorbei an mittelalterlichen Häusern, unter historischen Steinbrücken hindurch und entlang idyllischer Gärten, die bis zum Ufer reichen.
Die Touren starten am Quai des Greniers. Für abenteuerlustige Besucher stehen auch Fahrten mit dem Kanu oder kleinen Ruderbooten zur Miete bereit, falls ihr das Gewässer auf eigene Faust erkunden möchtet. Die Etappe unter der gotischen Kathedrale hindurch bietet einzigartige Fotomotive.

Pilgerweg Santiago de Compostela
Chartres markiert einen wichtigen Punkt auf dem berühmten Jakobsweg nach Santiago de Compostela und bietet modernen Pilgern die Möglichkeit, in die Fußstapfen früherer Wallfahrer zu treten. Bereits im Mittelalter zogen täglich hunderte Gläubige durch die Stadt, um das heilige Gewand der Jungfrau Maria zu verehren und ihren Segen für die beschwerliche Reise zu erbitten.
Die Via Turonensis führt von Paris über Chartres weiter in die Stadt Tours und nach Südfrankreich. Heute können Interessierte einzelne Etappen zurücklegen oder mehrtägige Wanderungen unternehmen, die durch die malerische Landschaft der Beauce führen. Spezielle Herbergen entlang der Route bieten einfache Unterkünfte für Pilger.
Radtouren durch die Beauce
Die flache Topographie der Bördenlandschaft Beauce rund um Chartres eignet sich hervorragend für Radtouren durch endlose Getreidefelder, kleine Dörfer und zu versteckten Sehenswürdigkeiten. Ihr kommt an malerischen Gemeinden wie Maintenon mit seinem berühmten Schloss vorbei oder auch Bonneval mit seiner mittelalterlichen Stadtmauer.
Eine etwa 30 Kilometer lange Tour nach Illiers-Combray, dem Kindheitsort von Marcel Proust, kombiniert Literaturgeschichte mit landschaftlichen Schönheiten. Historische Windmühlen entdeckt ihr entlang der „Route des Moulins”, während euch die „Circuit des Châteaux” zu prächtigen Herrensitzen aus verschiedenen Epochen leitet. Unterwegs laden gemütliche Gasthöfe zur Stärkung mit regionalen Spezialitäten ein.

Reise-Infos
Eine Reise nach Frankreich erfordert einige praktische Überlegungen, um euren Aufenthalt optimal zu gestalten. Die folgenden Informationen helfen euch bei der Planung eures Abenteuers in dieser schönen Stadt.
Ideale Reisezeit und Reisedauer
Chartres besucht ihr am besten von April bis Oktober, was auch häufig der Zeitraum für das Lichterfest ist. Während dieser Monate herrschen angenehme Temperaturen zwischen 15 und 25 Grad Celsius, die sowohl Stadtbesichtigungen als auch Outdoor-Aktivitäten ermöglichen. Im Juli und August kann es sehr lebhaft zugehen, da in dieser Periode die Ferien in Frankreich stattfinden und die Hauptsaison markieren.
Für eine gründliche Erkundung empfehlen wir, mindestens zwei bis drei Tage einzuplanen. Das reicht aus, um die Kathedrale von Chartres und ihr Labyrinth, das zu bestimmten feierlichen Anlässen begehbar ist, ausführlich zu besichtigen und durch die Altstadt zu schlendern. Je nach dem, wie viele Museumsbesuche und Ausflüge ihr erleben möchtet, lohnt sich auch eine Woche.

Anreise und Fortbewegung vor Ort
Auf den Schienen führt die Route über Paris. Zunächst erreicht ihr die französische Hauptstadt, dann geht es vom Gare Montparnasse mit Regionalbahnen in etwa einer Stunde nach Chartres. Alternativ bieten sich Flugreisen nach Orly an, von wo aus Mietwagen oder Züge ans Ziel führen.
Die historische Altstadt und ihre Sehenswürdigkeiten könnt ihr bequem zu Fuß erkunden. Für längere Strecken oder bei schlechtem Wetter stehen Busse zur Verfügung, die alle Viertel miteinander verbinden und auch zu weiter entfernten Attraktionen wie dem Maison Picassiette fahren.
Essen und Spezialitäten
Crottin de Chavignol, ein würziger Ziegenkäse aus der nahegelegenen Loire-Region, gilt als absolute Delikatesse in Chartres und wird traditionell leicht erwärmt mit Honig serviert. Rillettes du Mans, eine rustikale Schweinefleisch-Terrine, passt hervorragend zu knusprigem Baguette und einem Glas Weißwein.
Süße Verführungen schlemmt ihr in den traditionellen Bäckereien: Tarte Tatin, der berühmte umgekehrte Apfelkuchen, stammt ursprünglich aus der Region und wird hier in zahllosen Variationen angeboten. Pithiviers, ein Blätterteig mit Mandelfüllung, trägt den Namen einer nahegelegenen Stadt und gilt als besondere Spezialität des Gebiets. Die lokalen Imker produzieren aromatischen Honig aus Lindenblüten und Akazien, der auf den Märkten in verschiedenen Geschmacksrichtungen erhältlich ist.
Hotels und Unterkünfte
Im Herzen der Altstadt findet ihr boutique-ähnliche Übernachtungsmöglichkeiten sowie Bed & Breakfasts in restaurierten Gebäuden aus dem 18. und 19. Jahrhundert. Von diesen zentral gelegenen Häusern aus erreicht ihr viele Sehenswürdigkeiten bequem zu Fuß und erlebt das Lichterfest direkt vor der Tür.
Für einen ruhigeren Aufenthalt stehen elegante Landhotels in der Beauce-Ebene zur Verfügung, die in ehemaligen Herrensitzen oder Gutshöfen untergebracht sind und von parkähnlichen Gärten umgeben werden. Diese Etablissements punkten häufig mit geräumigen Zimmern, Restaurants und oft auch Wellnessbereichen, die am Ende des Tages Entspannung bieten.









