Wallonien – Region in Belgien

Im hauptsächlich französischsprachigen Wallonien stehen Natur und Genuss im Fokus eures Aufenthalts. Wer sich also einen entspannten Urlaub mit einer kurzen Anreise vor allem ab Deutschlands Westen wünscht, ist in der Region im Süden Belgiens bestens aufgehoben!

Wallonien oder auch “die Wallonie” ist eine südliche Region in Belgien, die sich durch viel Ruhe, Natur und hübsche Städte auszeichnet. Leider wird die Wallonie neben der Hauptstadt Brüssel und der Küste im Landesnorden oft vergessen! Mit vielen Highlights wie der Regionshauptstadt Namur, dem kulturellen Lüttich oder dem modernen Charleroi begeistert die Region jeden Besucher. Häufig ist es auch gerade die weitläufige Idylle der Natur, die Urlauber anzieht.

Auf circa 16.800 Quadratmetern Fläche befinden sich insgesamt knapp 80 Prozent des gesamten belgischen Waldgebietes. Für Wanderer, Spaziergänger und Naturfotografen ist das der Wohlfühlort schlechthin. Dank der kurzen und unkomplizierten Anreise eignet sich Wallonien auch bestens als Urlaubsort für Familien mit Kindern. Wir stellen euch die Region mit ihren fünf Provinzen Namur, Lüttich, Belgisch-Luxemburg, Hennegau-Mons und Wallonisch-Brabant vor!

Für Urlauber sind definitiv alle fünf Provinzen der Wallonie interessant. Entscheidet euch je nach eurer eigenen Vorliebe selbst, wo ihr gerne eure Zeit verbringen möchtet. Vielleicht möchtet ihr auch gleich mehrere Provinzen besuchen. Wir haben euch dort die jeweiligen Highlights herausgepickt!

Die Hauptstadt der Wallonie und die gleichnamige Provinz solltet ihr euch bei einer Reise nicht entgehen lassen. Den Hauptstadtstatus hat Namur seit den 1980er Jahren inne. Kulturelle Hotspots sind eine der größten Festungsanlagen Europas und die Kathedrale Saint Aubin, deren heutiger Bau im 18. Jahrhundert entstand. Namur ist keine klassische Großstadt, sondern eher der Inbegriff von belgischer Gemütlichkeit. Abseits des Ortes selbst ist in der Provinz ein Besuch der umliegenden Orte wie Dinant reizvoll. Es wurde raffiniert an die tiefen Felsen einer Schlucht, direkt an den Fluss Maas, gebaut.

In der Provinz Lüttich ist die gleichnamige Stadt, die im Französischen “Liège” heißt, besonders sehenswert. Bereits der 2009 neu gestaltete, zeitgenössische Bahnhof begrüßt Urlauber mit imposanter Eleganz. Weitere Must-sees sind die mit roten Verzierungen gestaltete Kirche Sankt Bartholomäus und der Palast der Fürstbischöfe. Entspannung könnt ihr bei einer Rundfahrt auf der Maas oder im Parc de la Boverie, der grünen Lunge von Lüttich, suchen.

Die Provinz Luxemburg ist ein Anziehungspunkt für Natur- und Aktivurlauber, denn die Provinz ist vor allem für ihre mit einer bunten Fauna gesegneten Wälder bekannt. Wer auch den kulturellen Aspekt in seinem Urlaub nicht missen möchte, besucht die Bücherstadt Redu. Eingebettet in den belgischen Ardennen, befinden sich über 20 Antiquariate und Buchhändler in dem Dorf, das zum stundenlangen Stöbern einlädt.

Die Provinz Hennegau-Mons beheimatet viele Städte wie Charleroi und zahlreiche UNESCO-Welterbestätten wie den Belfried von Mons. Charleroi, eine einstige Industriestadt, versprüht mittlerweile modernen Charme. Die “Lost Places” aus der alten industriellen Hochzeit werden durch Street-Art-Verzierungen in die Moderne katapultiert und sind durchaus sehenswert. Die Provinz Hennegau bietet auch neben der Stadt Charleroi zahlreiche weitere Fotomotive und eignet sich daher für eine Fotoreise.

In der Provinz Wallonisch-Brabant dreht sich fast alles um die Schlacht bei Waterloo. Der Löwenhügel erinnert als eindrucksvolles Denkmal an sie zurück. Es handelt sich um den Ort, an dem der Prinz von Oranien im frühen 19. Jahrhundert eine Verletzung davontrug. Wenige Jahre später stand das Denkmal an diesem Platz. Der Hügel, auf dem der gusseiserne Löwe thront, kann über eine Treppe mit 226 Stufen erklommen werden. Von dort aus belohnt euch ein Blick über das gesamte Schlachtfeld der damaligen Zeit.

Die Wallonie lockt mit sehr vielen Sehenswürdigkeiten. Schon in den vorgestellten Städten findet ihr typische Bauwerke und Kathedralen. Die folgenden kulturellen Spots sollten auf eurer Liste auch auf keinen Fall fehlen.

Die Burg von Bouillon blickt auf eine mehrere Jahrhunderte umfassende Geschichte zurück. Sie wurde auf einer nicht zu übersehenden Position über dem Fluss Semois erbaut und verfügt über einen Wassergraben und drei Brücken. Ihr hervorragender Zustand, trotz des Bestehens seit etwa dem 8. Jahrhundert, erklärt sich dadurch, dass sie in damaligen Kämpfen nie erobert wurde. Vor Ort solltet ihr einen Blick auf die Dauerausstellung im Inneren der Festung werfen, die sich der Geschichte des Schreibens und den dafür genutzten Werkzeugen widmet. Auch die Greifvogelschau zwischen März und November fasziniert die Zuschauer.

Der einzige barocke Belfried Belgiens in der Provinz Hennegau-Mons ist nicht umsonst UNESCO-Weltkulturerbe. Er ragt über 80 Meter in die Höhe und wurde im späten 17. Jahrhundert errichtet. Ein Besucherzentrum im Glockenturm berichtet über die Vergangenheit des Belfrieds, der einerseits der Bevölkerung der Stadt Mons als Schutz diente und andererseits durch den regelmäßigen Glockenklang den Bewohnern die Uhrzeit verriet.

Ebenfalls ein UNESCO-Weltkulturerbe ist das frühere Kohlebergwerk Grand-Hornu, das zu Beginn des 19. Jahrhunderts erbaut wurde. Architekturfans werden sich für die neoklassische Bauweise begeistern, während Geschichtsliebhaber im Industriemuseum auf ihre Kosten kommen. Die gesamte Anlage ist ein Paradebeispiel für die zeitgenössische Kunst des 19. Jahrhunderts.

Bergwerksstätten genießen eine lange Tradition in Wallonien. So auch die ehemalige Stätte Bois du Luc, ein UNESCO-Weltkulturerbe der industriellen Zeit. Im Jahr 1846 wurde eine Zeche zur Kohleförderung gegründet. Erst in den 1970er Jahren wurde die Arbeit vollständig beendet. Der Bau ist bis heute bestens erhalten.

Die Abtei Notre-Dame d’Orval aus dem 12. Jahrhundert gehört zum Orden der Zisterzienser und beherbergt nach wie vor einige Mönche. Eine Besichtigung führt euch durch den Komplex der Ruine eines Vorgängerklosters sowie durch den Heilpflanzengarten der Anlage. Im Museum wird die Geschichte von Orval anschaulich dargestellt.

Besichtigungstouren allein sind aber nicht die einzige Option, euren Urlaub in der Wallonie zu gestalten. Die wunderschöne Natur in der Gegend lädt zu vielfältigen Outdooraktivitäten ein!

Mit dem Großteil der belgischen Wälder und Ardennen ausgestattet, rühmt sich Wallonien als Wanderdestination. Gemütliche Spaziergänge sind ebenso wie ambitionierte Mehrtageswanderungen möglich. Entlang der Maas und der Täler können auch Familien mit Kindern entspannte Wandertouren machen. Dort erwarten euch wunderschöne Landschaftspanoramen mit pittoresken Dörfern. Wer es anspruchsvoller mag, fasst den höchsten Berg der Region ins Auge – den 694 Meter hohen Signal de Botrange. Auf dem höchsten Punkt steht ein 24 Meter hoher Turm, der mit einer Aussicht über die Wälder verzaubert. Er steht bereits seit dem frühen 20. Jahrhundert dort. Noch anspruchsvoller wird es bei einer Wanderung über den rund 290 Kilometer langen Fernwanderweg, der von einer Trappistenabtei zur nächsten führt.

Wasserwelt Wallonien – auch diese Bezeichnung trifft zu. Geführte Kanutouren lassen euch über die Flüsse Semois, Lesse oder Maas gleiten. Auf der Maas selbst stehen eher die gemächlichen Bootstouren im Mittelpunkt. Währenddessen könnt ihr die am Flussufer gelegenen Städte aus einer anderen Perspektive bestaunen. In den grünen Lungen von Orten wie Lüttich werden zum Teil ebenfalls Bootsfahrten angeboten.

Neben dem Besuch der Burg von Bouillon und der Abtei von Orval muss der Museumstag noch nicht enden. In Lüttich könnt ihr im Grand Curtius Museum künstlerische Exponate betrachten. Hier ist ein Museum für dekorative und eines für maasländische Kunst untergebracht. Weiterhin lohnt sich im selben Gebäude ein Besuch des Waffen- oder des Glasmuseums. Danach steht vielleicht noch das Kunstmuseum La Boverie auf der Liste. Neben einer Dauerausstellung rund um die “Schönen Künste von Lüttich” gibt es immer wieder neue, temporäre Ausstellungen für Kunstfreunde. In Namur widmet das Musée Félicien Rops dem gleichnamigen Künstler eine Dauerausstellung, die nicht nur für Anhänger des Grafikers interessant sein dürfte. Auch hier prägen weitere wechselnde Themenausstellungen das Bild, sodass es nicht langweilig wird.

Wusstet ihr schon, dass Wallonien als eine Art Eldorado der Trödelmärkte bekannt ist? Und das nicht nur bei den Einheimischen, sondern im ganzen Land und auch darüber hinaus. Der Hauptgrund dafür ist sicherlich das Gesetz von 1979, das Privatpersonen jederzeit den Verkauf von überflüssigen Dingen im Haushalt erlaubt. In fast jedem Dorf der Region könnt ihr wöchentlich in den Genuss von Floh- und Trödelmärkten kommen. Neben Privatpersonen gesellen sich immer wieder “professionelle” Händler dazu und verkaufen Kunsthandwerk, das sich bestens als Souvenir eignet. Nehmt ein Stück Wallonien mit und erinnert euch an die Zeit im südlichen Belgien!

Der erste belgische UNESCO-Global Geopark, Famenne-Ardenne, ist an sich bereits ein Paradies für Wanderer. Als wäre das noch nicht genug, wartet ein echtes Must-see für Abenteurer vor Ort: die Tropfsteinhöhle von Han-sur-Lesse! Sie zählt zu den schönsten Höhlen in Europa und kann im Rahmen einer Führung besichtigt werden. Platzangst solltet ihr nicht haben, denn es geht rund 110 Meter tief in die Erde. Beeindruckende Funde aus der Höhle, wie Steinbeile oder Spitzen von Pfeilen, stammen aus Zeiten wie dem Spätneolithikum. In der Region Rochefort der Provinz Namur gilt die Höhle als eine der Attraktionen schlechthin.

Ihr seid begeistert von der Wallonie? Dann helfen euch die folgenden Reise-Infos bei der Planung. So steht eurem Urlaub in Belgien nichts mehr im Weg.

Oft wird Wallonien mit schlechtem Wetter in Verbindung gebracht. Das muss aber nicht so sein. Zwischen Mai und September sind immer mal wieder sonnige Tage dabei. Die Durchschnittstemperatur von 20 Grad Celsius passt zu aktiven Plänen und gut zum Sightseeing. Auch im Winter kann die Wallonie reizvoll sein, etwa für Wanderungen durch den Schnee oder den Besuch nostalgisch schöner Weihnachtsmärkte wie in Lüttich.

Darf es “nur” eine Stadt sein oder wollt ihr gleich mehrere sehen? Davon hängt die empfohlene Reisedauer für Wallonien ab. Pro Stadt wie Namur und Lüttich raten wir zu mindestens zwei Tagen. Reisen durch alle Provinzen in der Wallonie sollten eine Woche nicht unterschreiten.

Von Berlin oder Frankfurt am Main aus gelangt ihr ideal per Direktflug nach Brüssel. Von dort aus ist es circa eine Autostunde nach Lüttich oder Namur. In Lüttich und Charleroi gibt es zwar auch Flughäfen, die aber in der Regel nicht direkt ab Deutschland bedient werden. Eine Alternative bildet die Anreise mit dem Hochgeschwindigkeitszug, der zum Beispiel von Köln nach Lüttich nur eine Stunde benötigt.

In den größeren Städten steht jeweils ein gut ausgebautes Busnetz zur Verfügung. Wer in Charleroi Urlaub macht, kann zudem auf die Metro zurückgreifen. In Namur wird hingegen eher zum Leihfahrrad geraten. Ihr findet zahlreiche Mietstationen überall in der Stadt verteilt. Eine Rundreise sollte zwecks flexibler Planung mit dem eigenen PKW oder einem Mietwagen erfolgen.

Die Lütticher Waffeln sind eine weltweit bekannte Spezialität. Die Besonderheit sind im Teig enthaltene Zuckerstückchen, die bei der Zubereitung automatisch karamellisiert werden. Eine echte Kalorienbombe, die ihr euch im Urlaub definitiv mal genehmigen solltet!

Städtisch oder ländlich, groß oder klein, modern oder traditionell – ihr könnt euch in der Wallonie für Hotels aller Art entscheiden. Bei einem Städtetrip solltet ihr zentral gelegene Unterkünfte buchen, damit ihr die Highlights fußläufig oder mit dem Fahrrad bequem erreichen könnt. Bei einem Aktivurlaub empfiehlt sich eher eine naturnahe Unterkunft.