Transsilvanien in Rumänien


Transsilvanien, auch Siebenbürgen genannt, liegt im Nordwesten Rumäniens und gehört zu den bekanntesten Regionen der Welt. Wer direkt an Fledermäuse und Graf Dracula denkt, liegt damit gar nicht mal so falsch. Doch in der Region erwartet euch viel mehr! Geht auf Spurensuche rund um den weltbekannten Vampir, lernt die mystische Natur und eine besondere Kultur kennen.

Überblick

Das rund 100.000 Quadratkilometer große Transsilvanien (auch Transsylvanien geschrieben) deckt den südöstlichen Raum der Karpaten ab. Hier erhebt sich der Karpatenwald und wurde zum Namensgeber des Gebietes, denn Transsilvanien bedeutet übersetzt „Jenseits des Waldes“.

Burg bei Brasov
Burg bei Braşov und die Karpaten

Ein ebenfalls bekannter und oft gebräuchlicher Name für die Region lautet Siebenbürgen. Diese Bezeichnung geht auf das 12. Jahrhundert zurück, als Siedler aus Sachsen in Richtung Transsilvanien auswanderten und es gegen Eroberungsversuche der Türken und Tataren verteidigten. Während dieser Zeit wurden insgesamt sieben Festungsstädte errichtet und der Name Siebenbürgen war geboren. Die lateinische Bezeichnung Transsilvanien und der rumänische Ländername Ardeal sind etwas präsenter.

Graf Dracula: Gruselfigur oder Held?

Mit ihren teils unberührten Urwäldern mit Wölfen und Braunbären lässt die stille und weitläufige Bergregion automatisch eine mysteriöse Stimmung entstehen. Dazu passt natürlich hervorragend die Geschichte des Vampirfürsten Dracula.

Die Idee des blutrünstigen Grafen fußt vor allem auf dem 1897 erschienenen Roman „Dracula“ von Bram Stoker. Der Autor bediente sich für seine Figur bei dem Adeligen Vlad III., der im 15. Jahrhundert lebte und 80.000 Feinde aufgespießt haben soll. So bekam er den Beinamen „der Pfähler“, was indirekt in die Draculasaga einfloss. Während der Adelige aus dem Fürstentum der Walachei bei seinen Feinden gefürchtet war, beschützte er seine Untertanen gegen Truppen des Osmanischen Reiches ebenso wie gegen Bojaren und bekämpfte die Korruption. Daher gilt er im historischen Gedächtnis der Region als Held.

Und bis heute gibt es noch lebende Verwandte des Grafen. Tatsächlich kam Queen Mary einst aus Transsilvanien und ist die Urururgroßmutter von König Charles III.: Der heutige König Großbritanniens gehört damit zur Blutlinie von Graf Dracula.

Städte

Wie kleine Inseln liegen die größeren Städte Transsilvaniens in der weitläufigen Naturlandschaft verteilt und begrüßen Reisende mit Herzlichkeit, kulturellen Denkmälern und der Geschichte rund um Graf Dracula.

Cluj-Napoca

Sie ist die zweitgrößte Stadt Rumäniens, war 2015 Jugendhauptstadt Europas und gilt als inoffizielle Hauptstadt der Region Transsilvanien. Seht ihr das Ortsschild, werdet ihr drei Namen lesen: Cluj-Napoca, Kolozsvár und Klausenburg. So präsentiert sich die Stadt mit ihrem rumänischen, ungarischen und deutschen Namen. Auf dem historischen Platz Piața Avram Iancu pulsiert das Leben und macht deutlich, warum Cluj-Napoca gern als Studentenstadt mit Blick in die Zukunft beschrieben wird. Gleichzeitig werden hier auch die Vergangenheit und das kulturelle Erbe gepflegt, was vor allem beim Anblick der Gebäude deutlich wird: Es treffen Gotik, Barock und Klassizismus aufeinander. Besucht zum Beispiel die Michaelskirche aus dem 13. Jahrhundert oder den barocken Bánffy-Palais, in dem sich heute ein Kunstmuseum befindet.

Cluj Napoca
Cluj-Napoca als inoffizielle Hauptstadt

Sighișoara

Sie gehört zu den historischen Städten, die von den Sachsen unter dem Namen Schäßburg gegründet wurde und beansprucht für sich den Titel, die Geburtsstätte von Graf Dracula zu sein. Spaziert ihr durch Sighișoara, werden euch die bunten Gassen auffallen, die einzigartige Fotomotive bieten und die Altstadt zurecht seit 1999 zum Weltkulturerbe der UNESCO gemacht haben. Ihr trefft außerdem auf Reste der einstigen Stadtbefestigung samt Stundturm. Der Turm erhebt sich bis heute 64 Meter in die Höhe und ist das Wahrzeichen der Stadt. Geschnitzte Figuren säumen das Turmuhrwerk und zeigen die Stunde an. Nehmt euch auch Zeit für das Museum im Burginneren und macht am „Casa Vlad Dracul“ einen Halt, um das Geburtshaus des Grafen zu besichtigen.

Braşov

Im deutschsprachigen Raum kennt man die Stadt bis heute als Kronstadt. Sie liegt direkt am Fuße der Karpaten und dient daher als Ausgangspunkt für Wanderungen sowie Wintersport. Seht Braşov jedoch nicht nur als Sprungbrett in die Umgebung, sondern lasst die Stadt mit ihren roten Ziegeldächern auf euch wirken: Spaziert entlang der alten Stadtmauern und besichtigt die Schwarze Kirche. Diese Hallenkirche gehört zu den bedeutendsten Sakralbauten des gesamten Landes, beherbergt die Buchholz-Orgel, die Hesse-Orgel sowie die weltweit größte Sammlung der Siebenbürger Teppiche.

Brasov
Luftbild von Braşov

Sibiu

Die einst von den Sachsen Hermannstadt getaufte Stadt war 2007 Kulturhauptstadt Europas und begeistert mit der 1906 erbauten orthodoxen Kathedrale samt ihren Marmorsäulen, vergoldeten Deckenelementen und kunstvollen Wandgemälden. In der Altstadt erwarten euch mehrere Kirchen, Barockbauten sowie Marktplätze. Nutzt euren Aufenthalt für einen Besuch im Astra-Museum, einem Freilichtmuseum auf 42 Hektar rund um die Vergangenheit der sächsischen Siedler. Etwa zehn Kilometer spaziert ihr hier durch die Geschichte der Einwanderer, unter anderem auch an einem See samt Wassermühle vorbei. Für Freunde der Sagenwelt empfiehlt sich ein Gang über die Lügenbrücke. Sie wurde 1860 erbaut, besteht über eine Länge von elf Metern aus Gusseisen und soll angeblich beben, wenn darauf gelogen wird.

Sibiu
Sibius Zentrum

Snagov

Wer auf den Spuren von Dracula wandert, sollte in Snagov Station machen. Die Stadt liegt allerdings schon in einer anderen rumänischen Region, nämlich in der Walachei. Hier soll der Graf begraben sein und das örtliche Kloster wurde seine letzte Ruhestätte. Sein Kopf fehlt laut den Erzählungen – er wurde mitgenommen nach Konstantinopel, dem heutigen Istanbul. Interessieren euch die Gruselgeschichten weniger, ist der Sakralbau dennoch ein ansprechender Anblick, da er inmitten eines Sees erbaut wurde und ohne die unheimlichen Geschichten begeistert.

Sehenswürdigkeiten

Bei den rund 100 Burgen, Schlössern und Festungen sowie etwa 70 Wehrkirchen, historischen Stadtkernen und bezaubernden Landschaften ist Transsilvanien reich an Sehenswürdigkeiten und führt euch für Tage von einem lohnenswerten Objekt zum nächsten. Wollt ihr euch beim Besuch auf einige Wenige beschränken, solltet ihr nachfolgende Dinge gesehen haben.

Schloss Bran

An diesem Bauwerk aus dem 14. Jahrhundert führt kein Weg vorbei, da es die damalige Residenz von Graf Dracula sein soll. Bereits der Weg zum Schloss ist atmosphärisch, denn ihr müsst über eine kurvenreiche Straße hinauf zur Burg, die auf dem Felsen Dietrichstein erbaut wurde. Während die Landschaft mit Feldern und Dörfern unter euch verschwindet, werden die Türme und Zinnen größer. Auf einem Parkplatz geht es zu Fuß durch ein Waldstück bis zum Burgeingang. Im Inneren erwarten euch keine übernatürlichen Wesen, aber Porträts von Vlad III. und viele Informationen.

Schloss Bran
Das beeindruckende Schloss Bran

Schloss Peleş

Das einstige Königsschloss erhebt sich über dem Bergdorf Sinaia und besitzt eine so märchenhafte Gestalt, dass es offiziell als Konkurrenz für Neuschwanstein zählt. Es wurde im 19. Jahrhundert für König Carol I. errichtet und nach dem Bergfluss Peleş benannt. Nehmt ein Auto oder den Zug ab Braşov (Kronstadt) und ihr seid in circa einer Stunde am Schloss. 160 Zimmer stehen bereit und wurden für Gäste mit Exponaten hübsch hergerichtet.

Schloss Peles
Schloss Peleş als Sommerresidenz des Königs

Transfăgărăş

Diesen Namen auszusprechen, erfordert etwas Übung und die Straße hinaufzufahren ebenfalls. In Schlangenlinien windet sich die Transfogarascher Hochstraße über das Făgăraș-Gebirge, passiert mehrere Tunnel, das Tal des Bâlea-Sees samt Bâlea-Wasserfall und reicht bis in die Walachei. Wer einen Teil der Strecke selbst zurücklegen möchte, muss auf die Witterung achten: Bei starkem Schneefall ist die komplette Straße aus Sicherheitsgründen gesperrt. Das führt dazu, dass ein Befahren oft nur zwischen Juni und Oktober möglich ist.

Transfagaras
Serpentinen der Transfogaraschen Hochstraße

Vârghiș-Schluchten

Sie gehören zu den schönsten Natursehenswürdigkeiten Rumäniens und können auf eigene Faust oder bei einer geführten Tour erkundet werden. Neben der Flora und Fauna in den Schluchten begeistern die insgesamt 122 Höhlen. In ihnen leben Fledermäuse, was den Mythos von Dracula unterfüttert. Bei geführten Ausflügen gibt es viele Informationen, private Trips könnt ihr dagegen in Ruhe im eigenen Tempo planen. Ohne Ausflüge in die Höhlen umfasst eine Erkundung rund neun Kilometer und ist in unter drei Stunden zu schaffen.

Vârghiș Schluchten
Höhlen in den Vârghiș-Schluchten besichtigen

Salzbergwerk Turda

Knapp 30 Kilometer südlich von Cluj-Napoca befindet sich das älteste Salzbergwerk des Landes und ist eine einmalige Sehenswürdigkeit. Aufzeichnungen belegen, dass bereits zur Zeit der Römer vor Ort Salz abgebaut wurde und über die Jahrhunderte entstanden viele Tunnel und Höhlen, die ein einzigartiges System bilden. Heute kann das Salzbergwerk besucht werden und bietet dabei eine Mischung aus Schaubergwerk und Erlebnispark. Ihr lernt in den Ausstellungsräumen das Handwerk der Salzgewinnung und die verschiedenen Abbaumethoden der Vergangenheit kennen. Habt ihr genug gelernt, geht es zum Riesenrad im Rudolfstollen oder mit den Kleinen auf den Kinderspielplatz. Ihr könnt zudem Billard oder Minigolf spielen und Paddelboote stehen auch für einen Fahrt auf dem unterirdischen See bereit. Langweilig wird es hier nicht!

Salzbergwerk Turda
Das hell erleuchtete Salzbergwerk Turda

Tipp: Zieht euch zu jeder Jahreszeit dort warm genug an, denn im Bergwerk herrschen nur zehn bis maximal zwölf Grad Celsius.

Aktivitäten

Transsilvanien begrüßt euch mit Mythen, historisch gewachsenen Dörfern und Städten sowie mit einer beinah magischen Naturpracht. Viele Aktivitäten führen ganz automatisch nach draußen, daher solltet ihr festes Schuhwerk einpacken und dann geht es hinein ins nächste Abenteuer.

Wandern durch Transsilvanien

Siebenbürgen besitzt eine der schönsten Landschaften Europas und versetzt euch durch schmale Feldwege und fast unberührte Waldabschnitte in die Lage, das einstige Leben im Mittelalter nachzufühlen. Tatsächlich werden euch in der Nähe von Dörfern immer wieder Pferdekarren, Hirten mit ihren Tieren und ältere Frauen bei Handarbeiten begegnen.

Transsilvanien wandernd erkunden
Transsilvanien wandernd erkunden

Mehrere Nationalparks gehören zu Transsilvanien und eigenen sich perfekt für Wanderungen. In den Südkarpaten findet ihr den Nationalpark Piatra Craiului (Königstein Nationalpark), im Norden Rumäniens erwartet euch der Nationalpark Călimani samt Vulkankrater und wollt ihr den ältesten Nationalpark sehen, reist zum Nationalpark Retezat im Hochgebirge der Karpaten. Sehr reizvoll sind zudem Wanderungen durch den Nationalpark Rodna-Gebirge, da hier der 90 Meter hohe Cailor-Wasserfall und 28 Gletscherseen zu sehen sind. Wollt ihr hoch hinaus, macht euch auf den Weg zum höchsten Berg Rumäniens, der zu Transsilvanien gehört: der Moldoveanu mit 2.544 Metern Höhe.

Wildtierbeobachtungen

In den Karpaten habt ihr die besten Chancen, Wildtiere zu sehen, denn die Region besitzt den größten Bestand in ganz Europa. Allein in den Wäldern Transsilvaniens sind tausende Braunbären zu Hause. Auch Hirsche, Wildschweine sowie Füchse sind hier heimisch und mit etwas Glück kommen sie in Sichtweite. Am höchsten ist die Wahrscheinlichkeit für Wildtierbeobachtungen bei einer geführten Tour. Empfehlenswert ist außerdem ein Besuch im Bärenreservat im Strâmba-Tal, denn dort leben auf einer Fläche von circa 70 Hektar rund 70 Braunbären, die aus Gefangenschaften gerettet und in das Wildreservat umgesiedelt wurden.

Wintersport

In den Karpaten herrschen beste Bedingungen für Wintersport und das zweitgrößte Wintersportgebiet Rumäniens liegt in Transsilvanien: Poiana Brașov. Bei der Großstadt Brașov bringen euch zehn Lifte auf bis zu 1.783 Meter Höhe und ermöglichen auf etwa 13 Kilometern Piste das Snowboarden und Skifahren. Einsteiger und junge Gäste sollten in den Pistenbereichen Bradul und Stadion bleiben, da die höheren Strecken recht anspruchsvoll werden.

Skigebiet Poiana Brasov
Skifahren in Poiana Brașov

Reise-Infos

Wer sich jetzt schon auf den Urlaub in Rumänien freut und direkt mit der Planung beginnen möchte, sollte vorher weiterlesen. Es kommen einige Reise-Infos, die wir euch noch mitgeben möchten, damit euer Aufenthalt problemlos ablaufen kann.

Anreise

In der rumänischen Hauptstadt Bukarest landet ihr auf dem internationalen Flughafen und reist von dort aus mit dem PKW oder der Bahn weiter. Alternativ gibt es direkt in Cluj-Napoca einen Flughafen. Er ist mit mehreren deutschen Städten verbunden, darunter Berlin, Köln und München.

Verständigung

Ihr werdet vor allem die Landessprache Rumänisch hören. Darüber hinaus sprechen viele Menschen zusätzlich Ungarisch und ihr werdet einige Bezeichnungen in der Sprache der Daker hören: Vor der Kolonisation sprachen die Einwohner Dakisch und Wörter wie „Butuc“ für Rebstock werden noch heute genutzt. Aufgrund der Geschichte der Siebenbürger Sachsen wird vereinzelt sogar Deutsch gesprochen und als „Kultsprache“ gepflegt. Besonders die jüngeren Menschen sprechen Englisch, weshalb die Verständigung keine Schwierigkeiten bereiten sollte.

Reisezeit

Das Wetter in Transsilvanien ist vergleichbar mit dem Durchschnittswetter hierzulande, sodass ihr in den Sommermonaten mit Sonnenschein und bis zu 30 Grad Celsius rechnen könnt. Für ausgedehnte Wanderungen und Erkundungstouren empfehlen sich daher der Mai und Juni sowie September und Oktober. Je weiter die Reisezeit aus der Hauptsaison fällt, desto weniger Urlauber sind in Siebenbürgen unterwegs und desto eher wird euch der mystische Charme Transsilvaniens gefangen nehmen.

Essen & Spezialitäten

Zwei Grundnahrungsmittel werden euch in jedem Restaurant auffallen: Mais und Kartoffeln. Die Menschen in Siebenbürgen lieben Kartoffeln in jeder Form, doch am häufigsten werdet ihr sie als Pellkartoffeln, Bratkartoffeln und Püree vorfinden. Gern kombiniert werden sie mit deftig zubereitetem Fleisch, etwa mit traditionellen Kohlrouladen, die Sarmale genannt werden. Mais gehört als Beilage zu vielen Gerichten oder wird zu Maismehl verarbeitet und danach als Brei gegessen.

Auch beim Stichwort Kulinarik wird euch die Herzlichkeit der Einheimischen begegnen, denn in Transsilvanien ist es üblich, beim ersten Zusammentreffen und bei nahezu jeder Mahlzeit gemeinsam einen Schluck Palincă zu trinken. Dabei handelt es sich um einen regionalen Obstbrand aus Pflaumen, der mit 45 % Alkohol sehr stark ist.

Hotels & Unterkünfte

Von bewusst rustikal und traditionell über schlicht und pragmatisch bis hin zu modern und komfortabel gibt es in Transsilvanien unzählige Hotels und Unterkünfte. Wählt ihr eine moderne Berghütte, genießt ihr am Morgen direkt den Blick auf die Karpaten. Die Gastfreundlichkeit der Menschen wird euch überall begegnen: sowohl am Tresen eines kleinen Gasthauses als auch am Empfang eines Sternehotels samt Pool.

Sag uns Deine Meinung zu diesem Thema

* Pflichtfelder

1 Kommentar zum Thema
  1. Koerfer

    Ich bin sehr enttäuscht, dass die deutet Geschichte in den Medien zu sehr unterdrückt wird. Nur die deutsche Geschichte, die Namen, kann eine gewisse emotionale Nähe zu dem sonst fremden Land mit fremden Bräuchen herstellen und das Interessen wecken. Nur Landkarten können eine erste räumliche Orientierung bringen