Urlaub in Ostfriesland an der Küste


Flache Landschaften, wortkarge Einwohner und das weite Wattenmeer – so ähnlich sehen viele Menschen Ostfriesland ganz im Nordwesten Deutschlands. So ganz falsch ist das nicht. In einer Region ohne Großstädte lebt es sich sehr viel ruhiger und entspannter – ideal als Urlaubsziel für Natururlauber, Familien und Ruhesuchende.

Überblick

Die Region Ostfriesland gehört historisch betrachtet zu den Frieslanden, also den alten Siedlungsgebieten der Friesen. Sie setzt sich aus den Landkreisen Aurich, Leer und Wittmund zusammen. Neben Ostfriesland gibt es noch das westliche Friesland, das die gleichnamige Provinz in den Niederlanden bildet, sowie die Region Nordfriesland an der Nordseeküste Schleswig-Holsteins. Ostfriesland ist vor allem bekannt für seine vorgelagerten Inseln, die ihrerseits beliebte Urlaubsorte sind. Das sehr flache und von der Küste geprägte Land ist ideal zum Wandern, für Wassersport, sonnige Strandtage oder einfach auch nur, um sich den salzigen Nordseewind um die Nase wehen zu lassen.

Leuchtturm-in-Pilsum
Leuchtturm in Pilsum

Städte und Ostfriesische Inseln

In Ostfriesland gibt es keine Großstädte, sondern nur eine kleine Anzahl an Mittelstädten mit nicht mehr als 50.000 Einwohnern. Die größte davon ist Emden. Als Urlaubsdestination oder auch als Tagesausflugsziel eignen sich zudem die vorgelagerten Ostfriesischen Inseln, allen voran Borkum und Norderney.

Emden

Emden ist mit knapp 50.000 Einwohnern die größte und wichtigste Stadt in Ostfriesland. An der Emsmündung gelegen, ist sie vor allem durch den Komiker Otto Waalkes und dessen Ostfriesenwitze bekannt geworden. Emden hat sich überdies aber auch als Museumsstadt einen gewissen Ruf erarbeitet. Besonders sehenswert sind die drei im Emder Hafen vertäuten Museumsschiffe. Auf der „Amrumbank“ könnt ihr euch über die Seezeichentechnik informieren, auf der „Stadt Emden“ geht es vorrangig um die Heringsfischerei und auf dem ehemaligen Seenotkreuzer „Georg Breusing“ erfahrt ihr alles rund um die Rettung Schiffbrüchiger.

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Museumsschiffe im Emder Hafen

Aurich

Die Kreisstadt Aurich war jahrhundertelang der Residenzsitz von Fürsten sowie Verwaltungszentrum der Region. Entsprechend vielseitig zeigt sich die Stadt in Ostfriesland. Dazu gehört zum Beispiel der Auricher Schlossbezirk, dessen älteste Gebäude ins 16. Jahrhundert zurückgehen. Zu weiteren Wahrzeichen von Aurich gehört das Pingelhus, das einst durch sein Pingeln (= Klingeln) die Abfahrt der Schiffe nach Emden durch den Ems-Jade-Kanal einläutete. Einen Besuch wert sind außerdem die Lambertikirche, die Stiftsmühle sowie der Sous-Turm, eine 25 Meter hohe Großplastik aus Stahlrohr, Plexiglas und weiteren Bauabfällen.

Leer

Leer an der Ems bezeichnet sich selbst gern als „Tor nach Ostfriesland“ und gilt aufgrund der vielen gut erhaltenen historischen Häuser als architektonisches Schmuckstück der Region. Allein die Altstadt beherbergt hunderte von Bauten, die unter Denkmalschutz stehen. Hinzu kommen einige sehenswerte Kirchen wie die Lutherkirche oder die Große Kirche. Leer verfügt über vier sogenannte Burgen. Die älteste davon, die Harderwykenburg, ist mehr als 500 Jahre alt und wird auch „das erste Haus in Leer“ genannt. Haneburg, Evenburg und Philippsburg sind wiederum eher Schlösser, die im 17. und 18. Jahrhundert erbaut wurden.

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Gasse in der Altstadt von Leer

Norden

Norden ist die nordwestlichste Stadt Deutschlands und liegt unmittelbar gegenüber den Ostfriesischen Inseln. Von hier aus erreicht ihr mit der Fähre beispielsweise Juist oder Norderney. Die Stadt selbst ist als Nordseeheilbad anerkannt und daher als ostfriesisches Reiseziel äußerst beliebt. Wenn ihr in Norden seid, solltet ihr unbedingt die Seehundstation Nationalpark-Haus im Stadtteil Norddeich besuchen. Es handelt sich dabei um eine Betreuungsstation für Seehunde und Kegelrobben. Außerdem gibt es auf der Anlage eine Ausstellung zum Thema sowie ein Waloseum mit echten Walskeletten.

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Haus am Marktplatz in Norden

Borkum

Borkum ist die westlichste und größte der Ostfriesischen Inseln. Sie hat den Status einer Stadt, die wiederum ein staatlich anerkanntes Nordseeheilbad ist. Für Kurreisende und Badeurlauber ist die Insel ideal und zieht jedes Jahr viele Gäste an. Das traditionelle Anschwimmen findet immer am letzten Samstag im April statt. Zu den Sehenswürdigkeiten zählen unter anderem der Neue Leuchturm und das Seezeichen Großes Kaap.

Norderney

Norderney ist die zweitgrößte und vermutlich die bekannteste der ostfriesischen Inseln. Sie ist ebenfalls gleichzeitig eine Stadt. Das Nordseeheilbad war Ende des 18. Jahrhunderts das erste königliche Seebad an der Nordsee und hat auch heute noch einen herausragenden Status als Kurort, was an den vielen Übernachtungen pro Jahr liegt.

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Norderney: Holzsteg durch Dünen

Sehenswürdigkeiten

Die größte und wichtigste Sehenswürdigkeit Ostfrieslands ist das Wattenmeer, welches sich weit über die Regionsgrenzen hinaus bis nach Dänemark und die Niederlande erstreckt. Sehenswert sind zudem die vielen alten Mühlen, die die kulturelle Verbundenheit der Region zu den niederländischen Nachbarn zeigen.

Das Watt

Das Wattenmeer der Nordsee ist das größte Wattenmeer der Erde und wird von allen drei Anrainerstaaten besonders geschützt. Die Küstenlinie Ostfrieslands ist Teil des Nationalpark Niedersächsisches Wattenmeer. Viele Zonen dürfen daher nicht oder nur mit Führung betreten werden. Eine Wattwanderung ist für alle Ostfriesland-Urlauber absolute Pflicht. Bei Ebbe geht das Meer zurück und gibt einen gigantischen Lebensraum voller Krabben, Wattwürmer und Muscheln frei. Nachdem sich das Wasser sechs Stunden lang zurückgezogen hat, kommt die Flut und überschwemmt wieder alles für sechs Stunden. So geht es immer hin und her.

Peldemühle

In Ostfriesland gibt es eine auffällig hohe Anzahl traditioneller Holländermühlen, also jener Mühlen mit beweglicher Kappe, die sich nach dem Wind ausrichten konnten. Die größte dieser Mühlen mit einer Kappenhöhe von 30 Metern steht in Hage. Im Örtchen Krummhörn befinden sich zwei auffällig farbige Mühlen nebeneinander, die „Zwillingsmühlen von Greetsiel“. Die älteste Kappenmühle Deutschlands aber steht in der Stadt Wittmund. Die „Peldemühle“ wurde 1741 errichtet und ist bis heute in weiten Teilen funktionsfähig. In der Peldemühle wird unter der Obhut einer Stiftung Getreide gemahlen.

Peldemuehle
Die Peldemühle in Wittmund

Der schiefe Turm von Suurhusen

Im kleinen Ort Suurhusen im Landkreis Aurich steht ein Kirche, deren Turm es ins Guinness-Buch der Rekorde geschafft hat. Der Kirchturm ist nämlich um 5,19 Grad geneigt und damit mehr als ein Grad schiefer als der ungleich bekanntere Schiefe Turm von Pisa. Der Kirchturm von Suurhusen ist damit Rekordhalter für unabsichtlich geneigte Bauwerke. Das Fundament des Kirchturms wurde 1450 aus Eichenstämmen errichtet. Als die umliegenden Ländereien im 19. Jahrhundert entwässert wurden, sank der Grundwasserspiegel und die zuvor konservierten Stämme verrotteten. Der Turm neigte sich und wurde erst in den 1980ern durch Betonverstärkungen stabilisiert.

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Suurhusen: schiefer Kirchturm

Aktivitäten

In Ostfriesland geht vieles nicht ganz so schnell. Das muss aber nichts Negatives sein. Hier kann man sich bestens erholen, das Meer und den Strand genießen oder einem der zahlreichen Museen einen Besuch abstatten. Wer doch noch etwas Action möchte, der versucht sich halt im Friesensport.

An den Strand gehen

Die Küste Ostfrieslands lädt zum Baden und Schwimmen ein. Das gilt insbesondere für die Strände der Kurbäder auf den ostfriesischen Inseln. Ob Spiekeroog, Juist oder Borkum – auf diesen Inseln findet jeder einen neuen Lieblingsbadestrand. Tolle Strände gibt es aber auch auf dem Festland, zum Beispiel der Strand von Norddeich in Norden oder die Badestrände in Dornumersiel, Bensersiel, Neuharlingersiel oder Harlesiel. Feiner Sand, rauschende Wellen und das ab- und auflaufende Wasser machen jeden Strandtag zum Erlebnis.

Tiere beobachten

Ostfriesland und insbesondere das Wattenmeer bieten einer Vielzahl von Tieren eine Heimat. Vor allem Vogelfreunde kommen voll auf ihre Kosten, denn die Krebse und Würmer des Watts bieten Futter für unzählige Vogelarten. Hinzu gesellen sich Robben und Seehunde sowie zahlreiche Fische und viele weitere Bewohner des Meeres. Bei einer Wattwanderung lassen sich oft viele dieser Tiere beobachten. Nicht zuletzt lohnt auch ein beherzter Griff in den Wattsand. Dort befinden sich Wattwürmer, Schnecken, Herzmuscheln oder kleine Krabben. Vorsicht nur vor den Quallen – die können Hautreizungen hervorrufen.

Ins Museum gehen

Ostfriesland verfügt über eine überraschend große und vielseitige Museumslandschaft. Vor allem Emden sticht durch sein Ostfriesisches Landesmuseum und die Kunsthalle Emden hervor. Hinzu kommen einige interessante Nischenmuseen wie das Landwirtschaftsmuseum in Campen, das Moormuseum in Moordorf oder die Museen für Teekultur in Norden und Leer.

Ein Museum der ganz besonderen Art ist Dat Otto Huus in Emden. Dieses ist voll und ganz dem beliebten Komiker Waalkes und seinen Ottifanten gewidmet. Requisiten aus den Filmen oder von seinen Tourneen gibt es dort ebenso zu sehen wie zahlreiche Ottifantenfiguren. Im Otto Huus befinden sich zudem ein Souvenirgeschäft und eine Ferienwohnung.

Friesensport betreiben

Die Ostfriesen betreiben nach wie vor einige traditionelle Sportarten, die als Friesensport bekannt sind. Dazu zählen Klootschießen, Boßeln, Schleuderball oder Besenwerfen. Oft werden die einzelnen Disziplinen zu Mehrkämpfen zusammengefügt, zu denen es sogar anerkannte Meisterschaften gibt. Beim Klootschießen wird eine kleine Kugel möglichst weit geworfen. Der Sport geht zurück auf friesische Schleuderer, die Eisenkugeln auf gegnerische Schiffe schleuderten. Beim Boßeln muss eine Kugel möglichst weit über die Straße gerollt werden. Schleuderball wiederum ist ein Mannschaftsballspiel, bei dem ein Ball mit einer Schlaufe in die gegnerische Torzone geschleudert werden muss.

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Ein Verkehrsschild warnt vor Boßlern

Mit Paddel und Pedal erkunden

Die weitläufige und wasserreiche Gegend lässt sich in Ostfriesland bestens mit dem Fahrrad oder Boot erkunden. Was läge also näher, als beides bequem zu verbinden? Daher findet ihr in ganz Ostfriesland sogenannte „Paddel und Pedal“-Stationen. An denen könnt ihr beliebig Fahrräder oder Kanus ausleihen und zurückgeben. So entdeckt ihr die Region auf entspannte und doch abenteuerliche Art.

Reise-Infos

Konnten wir euch Ostfriesland als Reiseziel schmackhaft machen? Dann macht euch auf zum Urlaub in Niedersachsen, erkundet das Watt und lasst euch die Nordseebrise um die Nase wehen. Wir haben Reise-Infos zusammengestellt, damit alles glattläuft.

Reisezeit & Reisedauer

Gerade für Strandurlauber eignet sich der Sommer am besten für eine Reise nach Ostfriesland. Die Sommermonate sind warm, wenn auch nicht so wie in anderen Teilen der Republik. Allerdings fällt im Juni und Juli auch der meiste Niederschlag. Nebel und Wind sind häufiger und stärker als anderswo in Deutschland.

Je nachdem, von wo aus ihr eure Reise startet, eignet sich Ostfriesland auch für einen kurzen Besuch. Vor allem Hamburger und Reisende aus Niedersachsen fahren gern für einen Tag an den Strand oder auf eine der Inseln. Wollt ihr die gesamte Region erkunden, solltet ihr entsprechend mehr Zeit einplanen.

Anreise

Wenn ihr mit dem Auto anreist, bringt euch die A28 von Richtung Hamburg aus nach Leer und die A31 vom Ruhrgebiet aus nach Emden. Favorisiert ihr die Schiene, bringen euch InterCitys von Köln, Berlin oder Leipzig aus in wenigen Stunden nach Leer, Emden oder bis nach Norden an die Nordseeküste. Wollt ihr die Ostfriesischen Inseln besuchen, dann geht das am besten über die zahlreichen Fährverbindungen. Nach Borkum gelangt ihr über Emden, nach Juist und Norderney über Norddeich-Mole.

Fortbewegung vor Ort

Ostfriesland ist mit über 3.000 Quadratkilometern nicht gerade mal eben zu Fuß zu erkunden. Wenn ihr auf ein eigenes Auto oder einen Mietwagen verzichten wollt, dann schwingt euch am besten aufs Rad oder nutzt die öffentlichen Verkehrsmittel. Die kleinen Städte könnt ihr auf jeden Fall  zu Fuß auskundschaften.

Natürlich spricht man in Ostfriesland Deutsch. Allerdings gibt es kaum eine Gegend, in der die niederdeutsche Volkssprache so eine Bedeutung hat wie hier. Das ostfriesische Plattdeutsch wird euch sicher auf der Reise begegnen.

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Am Strand von Langeoog spazieren

Essen & Spezialitäten

Die ostfriesische Küche ist eher deftig. Zu den bekanntesten Spezialitäten zählen unter anderem:

  • Snirtjebraten – ein traditioneller Schweinebraten
  • Updrögt Bohnen – getrocknete Buschbohnen, die meist für Eintöpfe verwendet werden
  • Buttermilchbrei – eine Suppe aus Buttermilch und Graupen

Noch wichtiger als jedes Essen ist für die Ostfriesen der Tee. Die Ostfriesen haben sogar den weltweit höchsten Teeverbrauch pro Kopf und die Ostfriesische Teekultur gehört zum immateriellen Kulturerbe Deutschlands. Getrunken wird natürlich Ostfriesentee, eine kräftige Mischung aus verschiedenen Schwarzteesorten, gebrüht mit dem kalkarmen und teils moorigen Wasser der Region.

Hotels & Unterkünfte

Auf dem ostfriesischen Festland findet ihr viele Unterbringungsmöglichkeiten nahe den größeren Städten sowie direkt an der Küste. Weitere Hotels stehen auf den Ostfriesischen Inseln. Diese sind allerdings preislich meist deutlich höher einzuordnen. Auf dem platten Land gibt es nicht selten alte Landhäuser, die zu Gasthäusern umfunktioniert wurden. Auch Unterkünfte in Bauernhöfen oder sogar alten Mühlen lassen sich finden.

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