Nantes in den Pays de la Loire


Einst wichtiger Seehafen und für eine gewisse Zeit Hauptstadt der historischen Bretagne, ist Nantes in der Region Pays de la Loire heute ein Ort, der bei vielen Reisefreunden weit oben auf Liste steht, wenn es um Urlaub im Nordwesten von Frankreich geht. Kein Wunder, denn auf euch warten viele Sehenswürdigkeiten, Parks und Ausflugsziele für die ganze Familie.

Überblick

Nantes schaut auf eine lange Geschichte zurück. Keltische Siedlungen etwa gab es bereits vor mehr als 3.000 Jahren. In der Antike kam der Ort in Berührung mit Römern und Sachsen. Vom Mittelalter im Jahr 1213 bis zur Frühen Neuzeit im Jahr 1689 diente Nantes als Hauptstadt der Bretagne. Im 18. Jahrhundert wurde Nantes schließlich zum internationalen Handelsplatz. Dank des direkten Zugangs zur Loire war die Hafenstadt auch einst ein wichtiger Knotenpunkt der Schiffsfahrt. Im Jahr 1941 schlug man das Département, in dem sich Nantes befand, der Region Pays de la Loire zu und wurde dessen Hauptstadt. Fortan war Nantes kein Bestandteil mehr der Bretagne.

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Luftbild von Nantes

Die Bedeutung als Hafenstadt schwand mit der Zeit. Mittlerweile laufen die Frachter rund 50 Kilometer westlich in den Hafen von St. Nazaire ein. Daher ist die sechstgrößte Stadt Frankreichs heute weniger ein maritimes Wirtschaftszentrum, dafür aber moderne Universitätsstadt und Metropole mit vielen Sehenswürdigkeiten. 2010 erhielt Nantes als Umweltstadt ausgezeichnet und trägt seit 2017 den Ehrentitel „Reformationsstadt Europas“, welcher von der Gemeinschaft Evangelischer Kirchen in Europa verliehen wurde.

Sehenswürdigkeiten

Nantes erwartet euch mit so einigen Sehenswürdigkeiten, die euch quer durch die Stadt führen. Um bei der Angebotsfülle nicht den Überblick zu verlieren, verraten wir euch die wichtigsten Anlaufstellen für eine unvergessliche Zeit in Nantes.

Schloss der Herzöge der Bretagne

Das Château des ducs de Bretagne ist mit Abstand der größte Magnet für Besucher. Erbaut wurde es ab dem 13. Jahrhundert und entfaltete seinen vollen Glanz im 15. Jahrhundert. Damals war es Militärfestung und Herzogspalast zugleich. Nach einer längeren Renovierung ist es seit 2007 für Besucher geöffnet und lässt euch Festungsmauer samt Wassergraben, Hof und Innenräume erkunden. Im Inneren findet ihr auch ein Café beziehungsweise Restaurant sowie das Geschichtsmuseum Musée d´histoire de Nantes. Tipp: Der Wassergraben wird im Dunkeln wunderschön beleuchtet. Vorbeizuschauen ist empfehlenswert.

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Dicke Mauern: das Château des ducs de Bretagne

LU-Turm

Nicht nur das Schloss als bedeutendes historisches Denkmal liegt im Zentrum. Direkt gegenüber seht ihr den LU-Turm. Das Kürzel verrät, was dieser Turn einst war, nämlich Bestandteil der Keksfabrik Lefèvre-Utile. Im Tour LU werden heute keine berühmten „Biscuits Nantais“ mehr hergestellt, dafür begeistert er durch seine goldene und blaue Fassade, mit einem Raum zur Geschichte der Fabrik im Erdgeschoss und vor allem mit seiner Turmspitze. Wer sich nach oben wagt, wird mit dem Blick über Nantes belohnt.

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Die Spitze der Tour LU

Kathedrale Saint-Pierre-et-Saint-Paul

Die Kathedrale blickt auf eine lange Bauzeit zurück. Begonnen wurde 1434 und erst 1891 galt das Gebäude im gotischen Stil als fertiggestellt. Die Säulen sind sogar höher als jene von Notre Dame de Paris. In ihrem Inneren befinden sich die Gräber von Franz II. und von Marguerite de Foix. Wer die Terrassen erklimmt, erhält einen schönen Blick auf die Stadt.

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Nantes: Blick auf das Schloss und die Kathedrale

Mahnmal gegen die Sklaverei

Das Mémorial de l’Abolition de l’Esclavage gibt es seit 2012. Es erinnert an die historische Tatsache, dass im 18. Jahrhundert der Sklavenhandel zum Alltag in Nantes gehörte. Zu rund 40 Prozent war der Handel mit Menschen der wichtigste Handelspfeiler der Hafenstadt. Das Mahnmal liegt am Quai de Fosse, was damals der Ort war, an dem die Sklavenschiffe ein- und ausliefen. Besucher erfahren auf insgesamt drei Rundgängen, wie die Sklaverei sich in Nantes über die Zeit entwickelte und wie sich heutige Formen der Sklaverei äußern.

Museum der Schönen Künste von Nantes

Das Musée d’Arts ist ein Must-see für jene, die Kunst aller Epochen lieben. Früher trug es den Namen Musée des Beaux Arts, wurde nach der Neueröffnung 2017 aber in Musée d’Arts umbenannt. Auf 17.000 m² taucht ihr in Ausstellungssäle ein, die sich verschiedenen Kunstgegenständen widmen, darunter Bilder, Zeichnungen und Grafiken sowie Skulpturen. Zu den berühmtesten Werken zählen Ausstellungsstücke von Picasso, Chagall und De la Tour. Euch erwarten aber auch digitale Installationen und zeitgenössische Kunstinstallationen, die den Kunsthorizont erweitern.

Jules Verne Museum

Der wohl bekannteste Sohn der Stadt ist der Schriftsteller Jules Verne. Ihm ist das Musée Jules Verne gewidmet. Es ist in einem Bürgerhaus auf dem Hügel Sainte-Anne untergebracht und zeigt originale Gegenstände aus dem Besitz des Künstlers sowie eine Auswahl seiner Originalwerke. Ihr solltet jedoch wissen, dass es sich bei dem Haus nicht um sein Geburtshaus handelt.

Weitere Museen

Nantes hält für alle, die gern noch tiefer in die Geschichte und Kultur eintauchen wollen, weitere Museen bereit:

  • Musée d’histoire naturelle de Nantes (Naturkundemuseum)
  • Musée Dobrée (Archäologisches Museum)
  • Maillé-Brézé (Museumsschiff am Ufer der Loire)
  • Kulturzentrum lieu unique (alternatives Kulturzentrum im Tour LU)
Schöner Bau: das Musée d'histoire naturelle de Nantes

Natur

Nantes ist nicht nur eine Stadt mit reichem Kulturerbe. Sie bietet auch mehrere Parks, die zum Entspannen in der Natur einladen.

Jardin des Plantes

Der botanische Garten erstreckt sich über sieben Hektar und ist Ort vieler heimischer und exotischer Pflanzen. Die Zahl der Blumen bewegt sich um die 50.000 Stück. Etwa 10.000 Pflanzenarten werden zwischen Wegen, Bachläufen und Teichen gepflegt.

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Im Jardin des Plantes entspannen

Der Jardin des Plantes gehört zu den größten Parks in Frankreich und ist zentral gelegen. Verlasst den Bahnhof von Nantes einfach über den Nordeingang und ihr findet euch direkt am Park wieder. Während ihr durch die liebevoll gestaltete Anlage lauft, könnt ihr durchatmen und im beliebten Café de l’Orangerie eine kleine Stärkung zu euch nehmen. Auf Familien mit kleinen Kindern wartet ein großer Spielplatz.

Jardin L’île de Versailles

Ihr werdet euch wie in einer anderen Welt fühlen, wenn ihr den Jardin L’île de Versailles betretet. Der Park mag mit 1,7 Hektar zunächst klein klingen, doch ein Spaziergang wird euch jedes Zeitgefühl verlieren lassen. Auf einer kleinen, künstlichen Insel wurde eine Anlage im japanischen Stil geschaffen. Ihr geht durch Steingärten, entlang von Wasserfällen und findet Gebäude mit japanischer Architektur.

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Japanischer Stil im Jardin L’île de Versailles

Natur entlang der Erdre

Die Erdre wurde von Franz I. als schönster Fluss Frankreichs bezeichnet. Ob ihr das auch so seht, könnt ihr bei einem Spaziergang oder einer Radtour entlang des Flussufers feststellen. Der Weg führt euch auch am Parc Beaujoire und Parc Chantrerie vorbei.

Aktivitäten

Ihr wollt eure Urlaubstage in Nantes und Umgebung mit unvergesslichen To-dos füllen? Dann macht euch mit den nachfolgenden Aktivitäten vertraut.

Les Machines de l’île

Der Freizeitpark Les Machines de l’île befindet sich seit 2007 auf einem ehemaligen Werftgelände und gehört zu den berühmtesten Attraktionen für Besucher aller Altersklassen. Es handelt sich um ein Kunstprojekt zum Erleben. Der Park ist Hommage an die Vergangenheit Nantes als Industriestadt und an Leonardo da Vinci sowie Jules Verne zugleich. So entstand eine Welt aus Holzskulpturen und mechanischen Tieren, die Fantasiewelten entstehen lassen und das Genre Steampunk bedienen.

Die Hauptattraktion ist ein mechanischer Riesenelefant mit zwölf Metern Höhe und 48 Tonnen Gewicht. Er steht nicht etwa fix an einem Platz, sondern bewegt sich mehrere Hundert Meter über das Gelände. Insgesamt 52 Gäste können für einen 30-minütigen Ritt im Elefanten sitzen! Während der Elefant unterwegs ist, wackeln sein Rüssel, seine Ohren und sein Schwanz. Sogar seine Augen können sich öffnen und schließen.

Passage Pommeraye

Die Passage befindet sich im Stadtzentrum und verbindet die Rue de la Fosse und Rue Santeuil. Auf einem Spaziergang durch diese Einkaufsmeile könnt ihr zum einen nach Herzenslust stöbern, zum anderen wandelt ihr auf einer herrlichen Händlergalerie des 19. Jahrhunderts. Erbaut wurde die Passage Pommeraye im Jahr 1843 und ist ein Meisterwerk der Architektur. Über drei Ebenen erkundet ihr die Passage und das bei jedem Wetter, denn ein großes Glasdach schützt vor der Witterung und erzeugt zugleich eine tolle Atmosphäre. Noch heute nutzen viele Filmemacher sie gern als Kulisse.

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In der Passage Pommeraye von Nantes einkaufen

Talensac Markt

Während die Passage Pommeraye mit Boutiquen lockt, gilt der Ruf vom französischen Talensac Markt vor allem jenen, die an über 200 Marktständen regionale Erzeugnisse wie Obst und Gemüse sehen wollen. Es gibt auch Fleisch, Fisch sowie Kleidung. Manche Stände bieten ferner kleine Kunstgegenstände. Der riesige Markt ist in der Rue Talensac aufgebaut und besitzt sowohl überdachte und halbüberdachte Stände als auch Bereiche unter freiem Himmel. Ein Besuch auf diesem Markt gehört zum Nantes-Urlaub und lässt euch ganz nebenbei an den vielen Essensständen lokale Spezialitäten kennenlernen.

Bootsfahrt bis Trentemoult

Zum öffentlichen Nahverkehr in Nantes gehört der Navibus. Dabei handelt es sich um eine Bootsfahrt, die Einheimische und Besucher auf der Loire machen können. Die Fahrt führt euch nach gut zehn Minuten zum Fischerdorf Trentemoult. Ein Spaziergang durch dieses Dörfchen lohnt sich sehr, denn die schmalen Gassen wirken wie ein kleines Labyrinth. Überall warten Geschäfte und Restaurants auf euch. Nach der Erkundungstour geht es auf der Loire wieder zurück nach Nantes.

Weinanbaugebiet Muscadet

Nantes ist von Weinbergen umgeben. Sie gehören zur Weinregion Loire und laden zum Spazieren und Erkunden ein. Viele Weingüter bieten auch Besichtigungen an und laden zu Weinproben ein. Tipp: Auf der Reise durch das Weinanbaugebiet stoßt ihr nach weniger als 30 Minuten auf die mittelalterliche Stadt Clisson. Hier werdet ihr euch sofort wie in der Toskana fühlen. Der Besuch der Burg und eine Erkundungstour durch die Stadt lohnen sich.

Tag am See

Nur knapp 15 Minuten von der Stadt entfernt, findet ihr euch am Lac de Grand-Lieu wieder. Mit einer Fläche von 6.300 Hektar ist er der größte Flachlandsee natürlichem Ursprungs in Frankreich. Der Ausflug zum See ist für Familien perfekt, um mit den Kindern auf eine spannende Reise in die Tier- und Pflanzenwelt zu gehen. Über 500 Pflanzenarten wachsen entlang der Seelandschaft und Tiere wie Graureiher und Fischotter sind hier zu Hause.

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Unterwegs am Lac de Grand-Lieu

Wiederkehrende Veranstaltungen

Nantes ist Jahr für Jahr die Heimstätte verschiedener Veranstaltungen. Zu den wichtigsten gehören:

  • La Folle Journée (Musikfestival im Januar und Februar)
  • Hellfest (Musikfestival im Juni)
  • Le Voyage à Nantes (Stadtparcours mit temporären Kunstwerken im Sommer)
  • Les Rendez-vous de l’Erdre (Jazz- und Bootssportfestival am Ufer der Erdre im August)
  • Festival des 3 continents (internationales Filmfest im November und Dezember)

Reise-Infos

Ihr seid schon dabei, eure Koffer zu packen? Dann wollen wir euch für den Urlaub in Nantes noch einige hilfreiche Tipps an die Hand geben, bevor es losgeht.

Anreise & Fortbewegung vor Ort

Ziele im Nachbarland Frankreich sind sowohl mit dem Auto als auch mit dem Zug oder Flugzeug relativ schnell erreicht. Wer das eigene Auto nimmt, orientiert sich an den Autobahnen A11 und A83. Ab Paris sind es noch rund 390 Kilometer bis Nantes. Fixer geht es mit dem Flugzeug. Lediglich zehn Kilometer vom Stadtzentrum entfernt liegt der Flughafen Nantes-Atlantique. Es gibt Direktflüge ab Frankfurt am Main. Die bequemste Reiseart ist mit dem Zug über die Landesgrenze. Mit dem Schnellzug TGV ist Nantes nur zwei Stunden von Paris entfernt.

In der Stadt selbst seid ihr durch 70 Bus- und drei große Straßenbahnlinien im Nahverkehr bestens vernetzt. Wir empfehlen euch, den Pass Nantes zu kaufen. Mit diesem könnt ihr alle öffentlichen Verkehrsmittel während der Gültigkeitsdauer so oft nutzen, wie ihr mögt. Der Pass ist zugleich die Eintrittskarte für 30 Sehenswürdigkeiten sowie für eine Flussfahrt.

Reisezeit

Der mit Abstand beste Reisemonat ist der August. Bei sommerlichen Temperaturen und wenig Niederschlag erkundet ihr Nantes. Empfehlenswert sind außerdem Mai bis Juli und der September sowie Oktober. Ab dem November und bis in den Januar hinein sind hingegen hohe Niederschlagsmengen üblich.

Essen & Spezialitäten

Seid ihr in Nantes, führt kein Weg an den traditionellen Galettes bretonnes vorbei. Auf die Buchweizenpfannkuchen kommen Spiegelei, Schinken und Käse. In den vielen Restaurants der Stadt warten die verschiedensten Gerichte auf euch, die euch und eure Gaumen verzaubern werden. Entscheidet euch für Austern, Kabeljau oder Rind und vergesst als Weinliebhaber nicht, euch unbedingt ein Glas des regionalen Muscadet zu genehmigen.

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Buchweizenpfannkuchen Galettes bretonnes

Hotels & Unterkünfte

Hotelzimmer, die praktisch gelegen sind und euch das Stadtzentrum fußläufig erreichen lassen, gibt es viele. Unterschiedliche Preiskategorien decken die verschiedenen Reisebudgets gut ab. Entscheidet ihr euch für ein zentrales Hotel, habt ihr etwas weniger Ruhe. Gerade Familien zieht es daher etwas vom Zentrum weg. Neben Hotelzimmern findet ihr günstige Bed & Breakfast sowie Apartements und großzügige Ferienwohnungen für die ganze Familie.

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