Tallahassee: Hauptstadt von Florida


Nicht Miami, Tampa oder Jacksonville, sondern das eher beschauliche Tallahassee ist Hauptstadt von Florida, dem „Sunshine State“. Die Stadt nahe der Grenze zu Georgia strahlt klassischen Südstaatencharme aus und ist somit ein perfektes Reiseziel für alle, die weniger auf Strand und Party als auf Natur und Erholung Wert legen.

Überblick

Tallahassee entspricht so gar nicht dem Bild, welches häufig von Florida entsteht. Es gibt hier keine langen Sandstrände und keine gebräunten Modelkörper und auch die großen Hotelbauten werdet ihr nicht sehen. Die Straßen der Hauptstadt erwecken eher den Eindruck, als wärt ihr ein Stück in der Zeit zurückgereist. Die geografische Nähe zu Georgia macht sich klimatisch und auch architektonisch bemerkbar. Es gibt alte, moosbewachsene Bäume, duftende Magnolien und einige Gewässer. Dazwischen stehen historische Häuser, presbyterianische Kirchen und interessante Museen – Florida einmal anders sozusagen.

Blick auf Tallahassee
Blick auf Tallahassee

Geschichte

Vor Ankunft der Europäer auf dem amerikanischen Kontinent war das Gebiet um das heutige Tallahassee der Siedlungsraum der Apalachee. Diese wurden von den Spaniern jedoch vertrieben. Später siedelten sich hier Muskogee an, die die Region „Tallahassee“ nannten, was so viel wie „verlassenes Feld“ bedeutete. Im Jahr 1822 wurde Florida ein Teil der USA. Da sich allerdings nicht auf eine Hauptstadt geeinigt werden konnte, gründete man kurzerhand eine neue Stadt, nämlich Tallahassee. Einst waren Plantagen der größte wirtschaftliche Faktor, doch heute sind es vor allem Regierungsinstitutionen, die den Menschen der Gegend Arbeit bieten.

Sehenswürdigkeiten

Tallahassee verfügt über eine Reihe baulicher und natürlicher Sehenswürdigkeiten, die teils weit in die Geschichte zurückgehen, etwa in die Zeit der spanischen Missionierung der Region. Ein besonderes Wahrzeichen sind die Canopy Roads, mit Eichen bewachsene Alleen.

Florida State Capitol

Mitten im Zentrum der Stadt steht das wohl wichtigste und bekannteste Gebäude, nämlich das Florida State Capitol, der Sitz der Regierung des Bundesstaats. Genaugenommen sind es sogar zwei Gebäude. Es gibt das alte Kapitol, ein repräsentativer weißer Altbau mit markantem Kuppelturm und es gibt das neue Kapitol, einen etwas weniger hübschen Neubauturm. Von außen ist sicherlich das alte Gebäude das schönere. Der klassische Bau mit Säulen im Eingangsbereich und den auffälligen Markisen beherbergt heute Ausstellungen zur Landesgeschichte. Wer sich eher für aktuelle Politik interessiert, kann im neuen Büroturm die Sitzungssäle besichtigen oder genießt die Aussicht von der Galerie im 22. Stock.

Florida State Capitol
Das Florida State Capitol in der Dämmerung

Mission San Luis

Eine wichtige historische Sehenswürdigkeit in Tallahassee ist die Mission San Luis. Von hier aus versuchten die Spanier im 18. Jahrhundert, die ansässigen Apalachee zum Christentum zu bekehren. Es handelt sich dabei um die einzige Franziskanermission, die in Florida vollständig rekonstruiert wurde. Auf dem Gelände befinden sich Kirchen- und Funktionsgebäude sowie ein zentraler Platz und ein spanisches Fort. Das interessanteste Bauwerk aber ist eine riesige Balkenkonstruktion, welche als Versammlungsort diente. Die Apalachee hielten hier Zeremonien und Feiern ab und berieten über ihre Belange.

Tallahassee Mission San Luis Kirche
Kirche auf dem Missionsgelände

Goodwood Museum and Gardens

Aus dem 19. Jahrhundert stammt eine Anlage, die ein anderes Kapitel der Geschichte der Südstaaten beleuchtet. Zehn Minuten nordöstlich des Stadtzentrums liegt die alte Goodwood Plantage. Hier könnt ihr das stattliche Herrenhaus sowie die umliegenden Sklavenunterkünfte besichtigen. Tallahassee ist Teil des Leon Countys, einem Gebiet, welches damals vor allem von der Landwirtschaft lebte. Rund 9.000 Sklaven bearbeiteten die Felder, ehe der Bürgerkrieg dieser Praxis ein Ende setzte. Goodwood Gardens erinnert an diese Zeit und offenbart anschaulich, wie Sklaven vor nicht einmal 200 Jahren in den USA lebten.

Wakulla Springs

Ein Stück südlich von Tallahassee befindet sich Wakulla Springs, ein parkähnliches Erholungsgebiet mit einer der größten und tiefsten Süßwasserquellen der Welt. Hier könnt ihr ausgiebig spazieren und die Natur genießen oder auch eine kleine Bootsfahrt auf den Gewässern unternehmen. Das auffälligste Gebäude im Park ist die Wakulla Springs Lodge. Dabei handelt es sich um ein historisches Gebäude im spanischen Stil, welches originalgetreu restauriert wurde und heute als Hotel dient. Originales Mobiliar und prachtvolle Deckenmalereien machen die Lodge zu einem tollen Ort für eine Einkehr.

Wakulla Springs
In Wakulla Springs erholen

Alfred B. Maclay Gardens

Wer von euch eine kleine Auszeit von der Stadt braucht, aber nicht gleich ins Umland fahren möchte, der sollte den Alfred B. Maclay Gardens State Park im Norden Tallahassees besuchen. Die kleine, aber wunderbar gepflegte Anlage ist ein toller Ort zum Spazieren, aber auch zum Schwimmen oder Angeln im angrenzenden Lake Hall. Ähnlich wie bei den Canopy Roads dominieren auch im Maclay Gardens die typischen Eichen. Sie sind mit dem sogenannten spanischen Moos behangen. Dadurch erhalten die Bäume eine wilde und verwunschene Optik. Je nach Jahreszeit blühen auch Kamelien, Azaleen und Magnolien.

Canopy Roads

Ein markantes Markenzeichen mancher Südstaatenstädte, vor allem aber von Tallahassee, sind die sogenannten Canopy Roads. Dabei handelt es sich um Straßen, die einst mit Eichen bepflanzt wurden. Diese sind mit der Zeit baldachinartig zusammengewachsen, sodass sich ein Tunneleffekt ergibt. Offiziell gelten rund 78 Meilen Straße in Tallahassee als Canopy Road. Dazu gehören die Centerville Road in Downtown, die Old Bainbridge Road, die parallel zur Route 27 verläuft sowie die St. Augustine Road, welche damals die spanischen Missionen von Tallahassee und St. Augustine verband.

Canopy Road
Allee in Tallahassee

Aktivitäten

In Tallahassee gibt es vieles zu erleben. Da wäre zum einen die sehr breite Museumslandschaft, welche zur Erkundung der regionalen Geschichte einlädt. Doch auch die Gegenwart lockt, etwa mit einem American Football Spiel. Wem das nicht reicht, der macht einen Ausflug zu einem bekannten Leuchtturm an der Apalachee Bay.

Ins Museum gehen

Tallahassee besitzt eine umfangreiche Auswahl an Museen, die vor allem die Landesgeschichte näherbringen sollen. Dazu gehören das Museum der Goodwood Plantage, ein kleines Museum bei der San Luis Mission oder auch das Challenger Learning Center für Wissbegierige zum Thema Raumfahrt und Astronomie. Eine Alternative ist das Tallahassee Museum, wo Flora, Fauna und Geschichte miteinander verbunden werden.

Football ansehen

American Football ist eine der größten Leidenschaften der US-Amerikaner. Tallahassee hat zwar keine Mannschaft in der höchsten Profiliga, wohl aber ein sehr erfolgreiches Team im College Football. Die Florida State Seminoles spielen im Doak Campbell Stadium vor bis zu 83.500 Zuschauern. Wer in Tallahassee weilt, während zufällig College Football stattfindet, sollte sich so eine Veranstaltung nicht entgehen lassen. Vor und während des Spiels zelebrieren die Fans den sogenannten Tomahawk Chop, eine choreografierte Armbewegung, die das ganze Stadion in eine Wellenbewegung zu versetzen scheint – ein Gänsehautmoment.

Wandern im Naturpark

Rund um Tallahassee gibt es eine Vielzahl von Naturreservaten, Parks, Wäldern und Tierschutzgebieten, die darauf warten, entdeckt zu werden. Eigentlich könnt ihr einfach eine halbe Stunde in eine beliebige Richtung fahren und kommt an einem perfekten Ort zum Wandern und Erholen an. Westlich der Stadt ist unter anderem der Lake Talquin State Forest, ein Waldgebiet mit riesigem See und gleich zwei benachbarten Wildparks. Nördlich der Stadt wartet die verzweigte Killearn Lake Seenlandschaft und südlich die Wakulla Wildlife Area sowie der Plank Road State Forest. Mit Wanderrouten ist diese Region Floridas mehr als gesegnet.

Lake Talquin State Forest
Unterwegs im Lake Talquin State Forest

Nachgestellte Schlacht im Bürgerkrieg erleben

Wohl kaum ein anderes historisches Ereignis hat die Vereinigten Staaten so geprägt wie der Amerikanische Bürgerkrieg. In vielen Städten ist es Tradition, die größten Schlachten am originalen Ort nachzustellen und somit ins Gedächtnis zu rufen. Auch in Tallahassee fand eine bedeutende Schlacht statt, die jedes Frühjahr nachempfunden wird. Am Ort der damaligen Schlacht im Jahr 1865 befindet sich der Natural Bridge Battlefield Historic State Park. Normalerweise könnt ihr euch hier erholen, picknicken oder das Erinnerungsmonument besuchen. In der ersten Märzwoche jeden Jahres stellen Geschichtsinteressierte hier die Schlacht nach – inklusive Kanonendonner und Pulverschwaden.

Ausflug zum St. Marks Lighthouse

Wer in Tallahassee alles gesehen und erlebt, aber noch Aufenthaltszeit übrighat, der sollte sich aufmachen in Richtung Golf von Mexiko. Kaum eine dreiviertel Stunde Autofahrt nach Süden kommt ihr nach Saint Marks, einer Kleinstadt, eingebettet in geschützten Wildtiergebieten. Südlich der Gemeinde liegt dann der St. Marks Leuchtturm. Dieser geschichtsträchtige und prachtvolle Leuchtturm ist einer der ältesten in Florida und hat die Seminolenkriege, den Bürgerkrieg und so manchen Hurrikan überlebt. Seit 1831 hilft der Turm bei der Navigation durch die Apalachee Bay sowie den Wakulla River und ermöglichte damals, die landwirtschaftlichen Produkte der Region sicher zu verschiffen.

St Marks Lighthouse
St. Marks Lighthouse an der Apalachee Bay

Reise-Infos

Ein Florida-Urlaub ist kein kleiner Wochenendausflug. Die Reise nach Tallahassee sollte gut vorbereitet sein. Damit beim Aufenthalt nichts schiefgeht, haben wir die wichtigsten Tipps zu Reisezeit, Formalien, Anreise und Aufenthalt für euch zusammengestellt.

Ideale Reisezeit und Reisedauer

In Tallahassee ist es recht warm, im Sommer sogar ziemlich heiß. Außerdem gibt es zwischen Juni und August die meisten Regentage und Niederschlagsmengen. Daher bieten sich eher Frühling und Herbst für einen Urlaub im Nordwesten Floridas an. Wer möchte, nutzt die milden Winter für einen Urlaub, wobei es allerdings auch nur selten Schnee gibt.

Tallahassee ist keine riesige Metropole. Wer sich nur in der Stadt aufhält, hat innerhalb weniger Tage alles gesehen. Wer allerdings das Umland erkunden will und in der Natur ein wenig Erholung finden möchte, sollte mindestens eine volle Woche einplanen. Da jeweils ein Tag schon für die An- und Abreise gebraucht wird, sollten es eher zehn bis zwölf Reisetage sein.

Reisevorbereitung

Die Einreise in die USA zu touristischen Zwecken bedarf zwar einiger Vorbereitung, doch ist heute immerhin einfacher als früher. Es reichen nämlich ein elektronischer Reisepass sowie eine elektronische Einreisegenehmigung (ESTA), die vor der Reise beantragt werden muss.

Die geltende Währung in den Vereinigten Staaten ist bekanntlich der US-Dollar. Kreditkarten sind sehr verbreitet und können sogar in den meisten kleinen Geschäften benutzt werden. Trotzdem kann es nicht schaden, ein paar Dollarscheine in der Tasche zu haben. Reisende sollten sich auf einen Jetlag einstellen. Tallahassee ist sechs Stunden hinter unserer Zeit. Wenn es in Köln 12 Uhr mittags ist, ist es in Florida erst 6 Uhr in der Früh.

Anreise und Fortbewegung vor Ort

Tallahassee verfügt leider nur über einen Regionalflughafen, der ausschließlich Inlandsflüge anbietet. Besucher aus Europa müssen also erst zu einem der größeren Flughäfen wie Miami oder Atlanta fliegen, um dann per Inlandsflug oder Auto nach Tallahassee zu gelangen. Wer mit dem Wagen unterwegs ist, erreicht Tallahassee in Ost-West-Richtung über die Interstate-10 oder von Norden kommend über diverse Highways und Florida State Roads.

Tallahassee Universitaetsgelaende
Das Universitätsgelände von oben

Das Stadtzentrum von Tallahassee ist recht kompakt und kann problemlos zu Fuß erkundet werden. Nähere Ziele sind mit dem Bus oder einem Taxi erreichbar. Wer mobil unabhängig bleiben und Ziele im Umland ansteuern möchte, sollte sich vor Ort einen Mietwagen besorgen.

Sprache und Verständigung

In Tallahassee wird Englisch gesprochen, was die Kommunikation mit Urlaubern recht einfach macht. Verglichen mit vielen anderen Städten in den südlichen USA gibt es in Tallahassee nur relativ wenige Hispanics. Nur rund vier Prozent der Einwohner nutzen Spanisch als Muttersprache.

Essen und Spezialitäten

Obwohl Tallahassee nicht direkt am Meer liegt, dominieren auch hier Fisch und Meeresfrüchte auf den regional typischen Speisekarten. Florida Lobster, Kroketten aus Meeresschnecken und natürlich die berühmten Austern sollten auf jeden Fall gekostet werden. Dazu gibt es Limonaden aus regionalen Früchten und zum Nachtisch Pekannusskuchen.

Hotels und Unterkünfte

Anders als Miami oder Orlando ist Tallahassee nicht die ganz große Urlaubsdestination. Daher gibt es hier keine riesige Auswahl an Unterkünften und erst recht keine großen Hotelbauten. Entlang der Hauptverkehrsstraßen finden sich aber ausreichend Übernachtungsmöglichkeiten für jeden Geldbeutel.

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