Top 10 Geisterstädte weltweit


Sie sind verlassen und trotzdem liegen alte Geschichten und Schicksale zum Greifen nahe in der Luft. Auf der ganzen Welt gibt es solche Geisterstädte. Wir zeigen euch die Top 10 der verlassenen Orte weltweit für ein garantiertes Gänsehaut-Feeling.

Überblick

Geisterstädte werden international als Ghost Towns bezeichnet und üben eine unheimliche Anziehungskraft auf Menschen aus. Dort pulsierte einst das Leben und heute liegen sie verlassen da. Die Zeichen der Zivilisation stehen unmittelbar vor Augen, etwa ein rostendes Auto oder ein Gebäude, das vom Grün der Pflanzen zurückerobert wird. Wem sich bereits bei Dokumentationen über solche Orte die Nackenhaare aufstellen, der erlebt mit Sicherheit einen eiskalten Schauer bei einer Reise zu den Geisterstädten.

Wichtig für eure Planung: Informiert euch unbedingt vorab, welche Regeln in den jeweiligen Ländern und ihren Geisterstädten gelten. Manche Geisterstädte sind frei zugänglich, andere dürfen nur in ausgewählten Bereichen und mit einem Guide besucht werden. Diese Regeln müssen natürlich eingehalten werden. Tabu ist dabei selbstverständlich auch das Beschädigen von Gebäudeteilen oder die Mitnahme von Gegenständen.

1. Poggioreale (Sizilien)

Das sizilianische Dorf Poggioreale wurde 1968 von einem schweren Erdbeben heimgesucht und die Ortschaft wurde binnen kürzester Zeit verwüstet. Für die geflohenen Menschen war das ein Schock, ein Schicksalsschlag und Grund zu purer Verzweiflung. Die eingestürzten Häuser wurden jedoch nicht wieder aufgebaut, denn die damalige Regierung wählte einen anderen Schritt: Es wurde ein ähnliches Dorf in der Nähe aufgebaut, hier sollten die Menschen sicherer leben. Das alte Dorf blieb unangetastet und wurde zum Geisterdorf und spannendem Reiseziel.

Geisterstadt Poggioreale
Das Dorf Poggioreale wurde von einem Erdbeben verwüstet

Wer heute durch den verlassenen Ort in Sizilien geht, kann das Gefühl bekommen, dass die verlorene Zeit einen Anschluss an die Gegenwart sucht. Zwar bleibt alles still und menschenleer, doch die umliegenden Ortschaften und die Regierung wollen Poggioreale neues Leben einhauchen. Tatsächlich steht der Plan im Raum, dass Interessierte sich hier ansiedeln. Vielleicht wird der Gang durchs Geisterdorf also auch zur Besichtigung eines potentiellen Grundstückes.

2. Oradour-sur-Glane (Frankreich)

Eine ebenfalls dunkle Vergangenheit prägt die französische Gemeinde Oradour-sur-Glane. Sie befindet sich im Nordwesten von Limoges in der Region Limousin und ist etwa 23 Kilometer von der Stadt entfernt. Der einst von Leben geprägte Ort wurde 1944 zum Ziel eines Kriegsverbrechens. Am 10. Juni des Jahres fielen deutsche Soldaten in Oradour-sur-Glane ein und töteten die Zivilbevölkerung. Es war eine Racheaktion auf den wachsenden Widerstand gegen Nazi-Deutschland. Erst vier Tage zuvor, am 06. Juni 1944, waren die Alliierten in der Normandie gelandet, was als D-Day in die Geschichte eingehen sollte. Die 2. SS-Panzer-Division „Das Reich“ befand sich damals in Südfrankreich und sollte nach Nordfrankreich vordringen. Auf dem Weg durch Oradour-sur-Glane wurde das Dorf dann komplett zerstört.

Geisterstadt Oradour sur Glane
Oradour-sur-Glane wurde nie wieder aufgebaut

Als Mahnung an dieses Vergehen wurde der Ort nach dem Zweiten Weltkrieg nicht wieder aufgebaut. Stattdessen wurde eine Siedlung in unmittelbarer Nähe errichtet und die Geisterstadt Oradour-sur-Glane zu einer Mahn- und Gedenkstätte erklärt. Bei einem Besuch können Gäste auch in das direkt angeschlossene Dokumentationszentrum gehen, um mehr Hintergrundinformationen zu erhalten. Es wurde 1999 unter dem Namen „Centre de la mémoire“ eröffnet. Zudem gibt es dort einen Friedhof (Cimetière d’Oradour-sur-Glane), der besichtigt werden darf.

3. Bodie (USA)

Bei einem Gang durch Bodie erwartet ihr in jedem Moment, dass eine Steppenhexe über den Boden rollt. Dies sind die typischen Heuballen aus Westernfilmen. Und wie in einem alten Film fühlt man sich auch, denn die Ortschaft Bodie in Kalifornien war im 19. Jahrhundert eine Goldgräberstadt. Im Jahr 1879 waren die Menschen im Goldrausch und die Ortschaft wurde von gut 8.500 Einwohnern besiedelt. Die Zahl stieg nach ein paar Jahren auf rund 10.000 Menschen, doch 50 Jahre später war dieser Anreiz verflogen und mehr und mehr Anwohner verließen Bodie. In den 1930ern war die Einwohnerzahl auf 1.500 gesunken. Neue kamen nicht hinzu, denn abseits vom erhofften Gold gab es keinen Grund, in der ungemütlichen Gegend zu leben. Ein Brand in der Stadt sorgt schließlich für die Aufgabe des gesamten Ortes.

Geisterstadt Bodie
Bodie war einst eine florierende Goldgräberstadt

Wer Bodie besuchen möchte, kann dies das gesamte Jahr über. Die Ortschaft liegt im Süden von Bridgeport. Wer in der Stadt startet, erreicht nach rund elf Kilometern den „California Historic State Park“. Das ist der offizielle Name für Bodie. Bei einem Spaziergang durch die Geisterstadt erwarten euch rund 160 Gebäude, von denen keines mehr bewohnt ist. Da das Klima in der Region sehr trocken ist, wurden nicht nur die Gebäude, sondern auch die Alltagsgegenstände darin sowie alte Autos gut erhalten. Es lohnt sich, kleine Touren mitzumachen, um ein paar lustige und gruselige Geistergeschichten zu hören. Die gibt es zuhauf, nicht zuletzt über die Leichenhalle des Ortes.

4. Kolmannskuppe (Namibia)

Sonnenstrahlen bahnen sich ihren Weg durch lockere Holzbretter, die nur noch spärlich als Dach dienen. Im Inneren des Gebäudes fallen die Sonnenstrahlen wie schmale Lichtwege nicht etwa auf festen Boden, sondern auf aufgetürmten Sand. Wie kleine Dünen bedeckt er halbe Räume, blockiert Türen und Fenster. Die Geisterstadt Kolmannskuppe, alternativ Kolmanskop genannt, liegt inmitten der Sanddünen von Namibia. Einst galt sie als reichste Stadt Afrikas, heute erobert sich die Wüste Stück für Stück den Raum zurück und lässt Besucher trotz hoher Temperaturen mit einem Schauer zurück.

Geisterstadt Kolmanskop
Die Geisterstadt Kolmannskuppe ist seit 1956 verlassen

Kolmanskop entstand 1905 in der Kolonie Deutsch-Südwestafrika. Nur rund 400 Menschen lebten damals im Ort. Der Grund seiner Entstehung war der Fund von Diamanten, die für den Transport mit der Eisenbahn verpackt und verschickt werden sollten. Die Einwohner schufen sich neben Verwaltungs- und Wohngebäuden auch eine Eisfabrik, ein Elektrizitätswerk, eine Schule, ein Krankenhaus und sogar eine Kegelbahn, eine Bäckerei und eine Fleischerei. Der Reichtum der kleinen Ortschaft verging gemeinsam mit dem Ende des Diamantenvorkommens ab 1931. Die letzte Familie verließ Kolmannskuppe 1956 und über die Jahrzehnte wurde die Kleinstadt 13 Kilometer vor Lüderitz zur Wüstengeisterstadt. Die verlassene Siedlung kann täglich besichtigt werden. Es gibt sogar ein Museum für Besucher.

5. Hashima Island (Japan)

Einst war sie dicht besiedelt, heute liegt sie als Phantominsel im Süden Japans und gehört geografisch zu Nagasaki. Hashima bedeutet übersetzt Grenzinsel, wird von der japanischen Bevölkerung aber Gunkanjima (Kriegsschiff-Insel) genannt. In den 1970ern lebten auf der Insel über 5.000 Menschen, denn es gab unter dem Meer ein reiches Kohlevorkommen und damit feste Arbeitsplätze. Die Anwohner arbeiteten unter riskanten Bedingungen in den Kohleschächten und bestritten ihren Alltag auf Hashima. Im Jahr 1974 verließen jedoch alle Menschen die Ortschaft, da alternative Energiereformen des Landes zum Ende des Kohleabbaus führten. Statt der beschwerlichen Arbeit unter Tage gab es nun bessere Jobs in Nagasaki. Die Gebäude und Straßen auf der Insel wurden von der Natur zurückerobert und sind heute als Ruinen eine weltbekannte Geisterstadt.

Geisterstadt Hashima Island
Hashima Island wird von der Natur zurückerobert

Hashima gehört seit 2009 zum Weltkulturerbe der UNESCO und kann in Teilen besichtigt werden. Ausflüge mit Booten führen um die Insel herum und Guides erzählen die Geschichte. Unter Leitung dürfen Besucher an Land gehen und dem festgelegten Besichtigungspfad folgen. Auf der Insel selbst leben nur noch Tiere, was die Atmosphäre der Geisterstadt schaurig werden lässt. Da die Insel zudem von einem Damm umgeben ist und damit sehr abgeschottet wirkt, verstärkt sich der Gruseleffekt.

6. Craco (Italien)

In Süditalien, genauer in der Region Basilikata, zwischen Apulien und Kalabrien, liegt das Bergdorf Craco. Es könnte ein malerischer Ort sein, doch tatsächlich ist es eine weltbekannte Geisterstadt. Die Region wurde gleich von mehreren Naturkatastrophen heimgesucht und schließlich von den Menschen verlassen. Die erste Katastrophe ereignete sich 1963: Starke Erdrutsche verwüsteten die Stadt und zwangen die Einwohner zur Flucht ins Tal von Craco Peschiera. Keine zehn Jahre später kam es zu einer Überschwemmung, die erneut für eine Verwüstung sorgte. Die Menschen entschieden sich 1972, Craco aufzugeben und mit den Jahren verfielen die Häuser und Straßenzüge.

Geisterstadt Craco
Das italienische Dorf Craco ist seit 1972 komplett verlassen

Wer die Geisterstadt in Italien besuchen möchte, kann dies im Rahmen einer Führung. Mit einer Eintrittskarte kommt man bis ins Herz der Stadt. Der Aufstieg ist teils steil und anstrengend, lohnt sich aber sehr. Wer bis zu den Türmen geht, erhält einen beeindruckenden Ausblick und wem dabei der eine oder andere Schauplatz bekannt vorkommt, der irrt sich nicht: Craco diente als Kulisse und Inspiration für weltbekannte Filme wie „Die Passion Christi“ und „Ein Quantum Trost“.

7. Varosha (Zypern)

Während an vielen Strandabschnitten von Zypern die Menschen ein Sonnenbad und Wassersport genießen, liegt in der Nähe der Stadt Varosha keine Menschenseele. Sie ist eine Geisterstadt mit tragischer Geschichte. Noch bis ins Jahr 1974 war Varosha eine belebte Stadt und Stars wie Elizabeth Taylor verbrachten ihren Strandurlaub vor Ort. Das änderte sich jedoch schlagartig mit dem Einmarsch des türkischen Militärs. Im Rahmen der Türkischen Intervention 1974 nahmen die Soldaten die gesamte Stadt ein und erklärten sie zum Sperrgebiet. 45.000 Menschen mussten fliehen. Ein Stacheldrahtzaun dient noch immer als Absperrung und die verlassene Stadt darf nicht betreten werden.

Geisterstadt Varosha
45.000 Menschen flohen aus Varosha

Wer einen Blick auf Varosha erhascht, sieht aus der Ferne vor allem die gigantischen Hotels, mit denen damals gerade der Massentourismus auf Zypern begann. Einige Menschen, die das Gebiet mit Sondergenehmigung betreten durften, berichten vom Inneren der Geisterstadt: Da die Menschen in höchster Eile aus ihren Häusern fliehen mussten, stehen in Wohnräumen die gedeckten Tische und rostende Töpfe in den Küchen. Für die Natur ist die Abwesenheit der Menschen hingegen ein Segen. Die gefährdete Art der Grünen Meeresschildkröte hat den ruhigen Strand für sich gewonnen und nutzt ihn als Brutplatz.

8. Wollseifen (Eifel)

Unsere nächste Ghost Town liegt direkt vor der Haustür: In Deutschland, direkt im Nationalpark der wunderschönen Eifel, liegt die kleine Ortschaft Wollseifen. Der heute komplett unbewohnte Ort hat eine düstere Vergangenheit, denn das Dorf liegt in unmittelbarer Nähe zur NS-Ordensburg Vogelsang. Einst wurden dort NSDAP-Führungsmitglieder ausgebildet. Nach dem Zweiten Weltkrieg besetzte das britische Militär das Dorf Wollseifen und alle Anwohner mussten es räumen. Nachdem 2006 der Truppenübungsplatz in Wollseifen verlassen wurde, ist es eine Geisterstadt in Nordrhein-Westfalen.

Geisterstadt Wollseifen
Die Geisterstadt Wollseifen in der Eifel

Wollseifen liegt bei Schleiden-Gemünd und steht für Besucher offen. Die Historie des Dorfes reicht weit zurück: Die ersten Urkunden gibt es aus dem 12. Jahrhundert. 1945 zerstörte Artilleriebeschuss größere Teile der Ortschaft. Wer heute die Geisterstadt besucht, begibt sich daher auf die Spur einer langen Geschichte. Ein besonderes Highlight: Die Kirche von Wollseifen besitzt ein 3D-Modell vor ihren Toren, das die Bebauung von 1944 darstellt.

9. Kayaköy (Türkei)

Während vielen Urlaubern die Hafenstadt Fethiye an der Türkischen Riviera ein Begriff ist, kennen wenige die nur acht Kilometer entfernte Kleinstadt Kayaköy. Der Grund: Es ist eine komplett verlassene Geisterstadt. Als sie noch bewohnt wurde, trug sie den griechischen Namen Livissi. Hier waren 10.000 Griechen zu Hause. Zwei Kirchen und 14 Kapellen prägten das gläubige Dorfleben. Die Menschen bauten Tabak, Oliven und Feigen an. Bereits im 13. Jahrhundert gab es Aufzeichnungen über das christliche Dorf, über die Jahrhunderte hinweg sollen bis zu 20.000 Menschen in Livissi gelebt haben.

Geisterstadt Kayakoey
Die türkische Geisterstadt Kayaköy

Das fand ein jähes Ende im 20. Jahrhundert, denn die 1923 gegründete Republik Türkei vereinbarte einen „Bevölkerungsaustausch“ mit Griechenland. Livissi war eines der betroffenen Gebiete und wurde nach der Vertreibung der Griechen in Kayaköy umbenannt. Es siedelten sich jedoch keine neuen Menschen an, zumal ein Erdbeben 1957 für Verwüstung sorgte. Heute stehen noch rund 3.500 Ruinen am Ort und können teilweise besichtigt werden.

10. Pyramiden (Norwegen)

Sie wird gern als nördlichste Geisterstadt der Welt bezeichnet, denn Pyramiden liegt auf dem Archipel Spitzbergen in Norwegen. Spitzbergen wird auch Svalbard genannt und befindet auf halbem Weg zum Nordpol. Eisig wirkt die Luft in der Stadt Pyramiden aber nicht nur aufgrund der Lage, sondern auch durch die schaurige Atmosphäre einer Geisterstadt. Eine Büste von Lenin überblickt ihren Hauptplatz, denn es handelte sich einst um eine russische Bergbaustadt. In den 1950er-Jahren lebten hier etwa 1.000 Menschen und widmeten sich dem Kohleabbau. Zur Infrastruktur gehörten eine Schule, ein Krankenhaus und sogar ein Schwimmbad und eine Bibliothek. Doch je weniger lukrativ der Kohleabbau wurde, desto mehr schwand die Stadt und 1998 verließen die letzten Menschen ihre Häuser und Pyramiden wurde zur Geisterstadt.

Geisterstadt Pyramiden Norwegen
Das norwegische Pyramiden wurde 1998 zur Geisterstadt

Heute kann die verlassene Siedlungt im hohen Norden von Neugierigen besucht werden. Die Anreise erfolgt über die nahe Stadt Longyearbyen. Von hier aus können Ausflüge mit dem Schneemobil gemacht werden. Bis heute leben keine Menschen in der Geisterstadt. Um ihre Geschichte zu bewahren, kümmern sich einmal im Jahr Einheimische aus der Region darum, das Dorf vor dem Verfall zu beschützen, ohne etwas am grundlegenden Charakter zu ändern.

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