Thrakien im Osten von Griechenland


Die historische Region Thrakien liegt teils in Griechenland, teils in Bulgarien und teils in der Türkei und ist genau deshalb so einzigartig und interessant. Dort, wo sich griechische, slawische und osmanische Geschichte treffen, finden Urlauber viel Kultur, aber auch traumhafte Strände und wilde Berglandschaften zum Erkunden und Bestaunen.

Überblick

Wer überlegt, ob eine Reise nach Thrakien für ihn infrage kämme, denkt in den meisten Fällen an die griechische Provinz Westthrakien. Dort finden sich viele interessante Ausgrabungsstätten, einladende Strände an der Ägäis, lebendige Städte und idyllische kleine Küstendörfer. Wer gerne in den Bergen unterwegs ist, sollte allerdings einen Urlaub in Bulgarien in Betracht ziehen. Der flächenmäßig größte Teil Thrakiens liegt dort und wird durch das prächtige Rhodopen-Gebirge dominiert. Im türkischen Ostthrakien könnt ihr einen spannenden Mix aus alter byzantinischer und moderner westtürkischer Kultur erleben.

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Blick auf die Rhodopen

Geschichte

Thrakien bildete in antiker Zeit das Gebiet nordöstlich von Griechenland und wurde von den namensgebenden Thrakern besiedelt. Über die Jahrhunderte hinweg regierten dort aber auch Perser, Makedonier sowie Römer. Die Grenzen verschoben sich stetig. Und auch heute noch sind die genauen Abgrenzungen der Region teilweise umstritten. Die heutige Aufteilung Thrakiens auf drei Staatsgebiete ist eine direkte Folge der Balkankriege und des Ersten Weltkriegs. Seit 1920 gehören der westliche Teil zu Griechenland, der Norden zu Bulgarien und der Osten weiterhin zur Türkei. In allen Teilen ist aber der Einfluss der jeweils anderen Kulturen deutlich zu spüren.

Städte

Der griechische Teil Thrakiens umfasst nur rund 12% der Gesamtfläche der Region, gilt aber unter Urlaubern als beliebtes Reiseziel. Deswegen stellen wir euch die drei wichtigsten Städte Westthrakiens etwas näher vor. Auf bulgarischer Seite steht Plowdiw und in der Türkei die Stadt Edirne meist im Zentrum des Interesses.

Alexandroupoli

Direkt am Thrakischen Meer, unweit von der türkischen Grenze, befindet sich die griechische Hafenstadt Alexandroupoli. Von hier aus sind zahlreiche Sehenswürdigkeiten und Ausgrabungsstätten gut zu erreichen, darunter die Bäder von Traianoupolis oder die Lagunenlandschaft des Evros Delta. Alexandroupoli eignet sich hervorragend als Ausgangspunkt, um das griechische Thrakien zu erkunden. Zudem ist sie eine sehr junge Stadt mit vielen Studenten, weshalb das Nachtleben durchaus lohnenswert ist. Auch zum Übernachten, Einkaufen und Essen gehen gibt es kaum einen besseren Ort in der gesamten Region.

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Leuchtturm am Hafen von Alexandroupolis

Komotini

Das beschauliche Komotini ist die Hauptstadt der griechischen Verwaltungsregion Ostmakedonien und Thrakien. Komotini bietet euch einige sehenswerte historische Bauwerke. Dazu gehören die Reste einer byzantinischen Festung, aber auch die Alte Moschee sowie der Uhrenturm. Auch die neue Moschee und das Imaret, das älteste osmanische Denkmal in Europa außerhalb der Türkei, sind einen Besuch wert.

Xanthi

Ähnlich wie Komotini ist auch die Stadt Xanthi eher klein und gemütlich, aber dennoch voller Sehenswürdigkeiten. In der Altstadt findet ihr zahlreiche gut erhaltene Gebäude aus dem 19. Jahrhundert, als der Tabakhandel die Stadt sehr wohlhabend machte. Heute befinden sich in einigen davon gesellige Pubs und Kneipen. Wie fast überall in Thrakien findet ihr auch in oder rund um Xanthi alte Ruinen und historische Ausgrabungsstätten. Besucht die Ruinen der römischen Burg Avgou, die Ruinen des byzantinischen Kastells Kaliva oder die Felsenkapelle Agios Georgios und des Erzengels Michael.

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Xanthi: Gasse in der Altstadt

Edirne

Edirne hieß einst Adrianopel und war über viele Jahrhunderte Zankapfel zwischen Bulgaren, Byzantinern und Osmanen. Heute ist die Stadt wieder Teil der Türkei und einer der wichtigsten Orte im östlichen Thrakien. Doch die Spuren der Vergangenheit sind überall zu sehen. Edirne verfügt über die prächtige Selimiye-Moschee, aber auch über bulgarisch-orthodoxe Kirchen und eine Synagoge. Noch älter sind der Makedonische Turm aus der Zeit der Byzantiner sowie die Reste der römischen Stadtmauer. Wenn ihr im griechischen Teil Thrakiens seid, solltet ihr auch unbedingt einen Ausflug nach Edirne einplanen.

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Die Selimiye Moschee in Edirne

Plovdiv

Plovdiv ist die mit Abstand größte Stadt Thrakiens und sogar nach Sofia die zweitgrößte Stadt Bulgariens. Sie liegt nördlich der Rhodopen und dürfte euch als Ausgangspunkt dienen, wenn ihr in diesem Teil Thrakiens Urlaub macht. Es gibt in der Stadt eine Vielfalt an Sehenswürdigkeiten: ein altes römisches Theater, ein römisches Stadion, Häuser aus der Zeit der Türkenherrschaft sowie orthodoxe Kirchen neben Moscheen und einer Synagoge.

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Römisches Theater in Plovdiv

Kavala

In der griechischen Region Ostmakedonien und Thrakien wartet das auf einer Halbinsel befindliche Kavala auf Kulturinteressierte und Badegäste. Neben der Burg aus osmanischer Zeit gibt es noch ein römisches Aquädukt zu bestaunen, um nur die beiden bekanntesten Sehenswürdigkeiten aufzuführen. Aktive machen sich auf zur antiken Stadt Philippi oder setzen über auf die Insel Thassos. In und um die Stadt warten Stände darauf, von euch besucht zu werden. Viel Spaß beim Bad in der nördlichen Ägäis!

Sehenswürdigkeiten

Thrakien verfügt über eine Vielzahl archäologischer Fundstätten aus diversen Epochen, die sich über alle drei Länder verteilen. Hinzu kommen beeindruckende natürliche Sehenswürdigkeiten wie Schluchten, Seen und Felsformationen. Wir stellen euch eine kleine Auswahl vor.

Thrakischen Meteore

Zwischen Xanthi und Komotini liegt die Region Iasmos, die besonders für eine bestimmte Felsformation bekannt ist, die Thrakischen Meteore. Ähnlich wie bei den Formationen aus Thessalien ragen hier Felsen senkrecht in den Himmel. Ein schöner Wanderweg führt hinauf und ermöglicht euch eine tolle Aussicht.

Schlucht des Nestos

Östlich von Kavala, an der Grenze zum griechischen Makedonien, liegt das Naturschutzgebiet Nestos. Das Flussdelta ist ein wichtiges Biotop für Pflanzen und Tiere, besonders aber für viele Vogelarten. Hier gedeihen außerdem viele Nutzpflanzen, darunter auch Reis und Kiwi. Der namensgebende Fluss schlängelt sich durch eine Schlucht, die typisch mediterran bergig ist und sich wunderbar zum Wandern eignet. Schildkröten, Nattern und Kröten, aber auch Flamingos und Pelikane finden hier ein Zuhause. Ein zehn Kilometer langer Pfad führt euch entlang der Steilwände durch dieses Fleckchen Erde.

Nestos
Der Nestos schlängelt sich durch eine Schlucht

Bäder von Traianoupolis

Nahe der Stadt Alexandroupolis befinden sich die Überreste der antiken römischen Bäder der Stadt Traianoupolis. Diese wurde vor beinahe 2000 Jahren vom römischen Kaiser Trajan erbaut. In der Nähe stehen zudem Reste eines türkischen Bades aus dem 14. Jahrhundert. Heute gibt es dort auch ein modernes Thermalbad, in dem ihr wunderbar entspannen könnt.

Ruinen von Anastasiopolis

Macht euch auf den Weg zu den Überresten von Anastasiopolis. Diese entstanden vor rund 1500 Jahren und waren einst ein wichtiger Posten an der Via Egnatia von Albanien nach Istanbul. Durch den verstärkten Seehandel sank aber die Bedeutung der Stadt und sie wurde verlassen. In Anastasiopolis wurden jedoch nie Ausgrabungen durchgeführt. Daher ist die Stadt in einem verwilderten Zustand und lässt sich bestens auf eigene Faust erkunden. Reste der einst mächtigen Stadtmauer sowie viele Gebäudefundamente sind noch gut zu erkennen.

Felsenstadt Perperikon

Im Osten der Rhodopen, nahe der südbulgarischen Stadt Kardschali, liegt Perperikon. Dabei handelt es sich um einen der bedeutendsten archäologischen Komplexe auf dem Balkan. Er erstreckt sich über einen Felsenberg und wurde einst auf einer Fläche von zwölf Quadratkilometern gebaut. Perperikon war einer der wichtigsten Kultstätten der thrakischen Kultur, dessen Anfänge bis in die Jungsteinzeit zurückgehen. Schon vor Tausenden von Jahren war dieser Felsen den Menschen dort heilig. Wenn ihr den Aufstieg vom Parkplatz geschafft habt, könnt ihr die Anlage ausgiebig erkunden.

Perperikon
Luftbild der Felsenstadt Perperikon

Aktivitäten

Wer sich in den Städten umgeschaut und die wichtigsten Sehenswürdigkeiten bereits erkundet hat, der findet in Thrakien noch viele weitere interessante Beschäftigungen. Erklimmt die Bergpfade der Rhodopen, sichtet Greifvögel im Nationalpark oder verbringt einfach einen Tag an einem der wunderbaren Strände am Mittelmeer.

Greifvögel beobachten im Dadia Nationalpark

Der Dadia Nationalpark am südöstlichen Ende der Rhodopen ist allein schon für seine tolle Landschaft und seine mächtigen Pinienwälder einen Besuch wert. Berühmt ist der Park allerdings für seine Greifvögel. Von einem Unterstand aus könnt ihr diese majestätischen Tiere bewundern und erfahrt im Besucherzentrum alles Wissenswerte zum Thema.

Bergwandern in den Rhodopen

Die weitläufigen Rhodopen bietet unzählige Gründe für ausgedehnte Wandertouren. Hier gibt es nicht nur tiefe Schluchten, malerische Wasserfälle und spektakuläre Höhlen, sondern auch viele Festungen, Klöster und archäologische Ausgrabungsstätten. Nicht zuletzt findet ihr dort einige heiße Quellen, um euren Muskeln nach der Tour etwas Erholung zu gönnen.

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Wandern in den Rhodopen

Die Rhodopen beherbergen weiterhin viele Wanderwege, angefangen von kleinen Touren für einen Nachmittag bis hin zu mehrtägigen Routen durch das halbe Gebirge. Die Dörfer Orehovo, Trigrad und Smolyan sind Ausgangspunkte für viele beliebte Wanderungen.

An den Strand gehen

Was wäre ein Urlaub an der Ägäis ohne mindestens einen Tag am Strand. Anders als die Strände in den typischen griechischen Urlaubsgegenden sind die Strände in Westthrakien allerdings nicht so überlaufen. Für einen Badetag empfehlen wir das Gebiet westlich von Alexandroupoli. Der Paralia Reina befindet sich zwischen den Hotelanlagen, ist aber dennoch nicht zu voll. Der Paralia Makri ist etwas außerhalb und überzeugt durch geringen Wellengang und viel weißen Sand. Im Westen könnt ihr den Petrota Beach oder Marmaritsa Beach besuchen.

Ausflug nach Samothraki

Die Insel Samothraki gehört zu Westthrakien, liegt ein gutes Stück vor der Küste und ist mehr als 40 Kilometer von Alexandroupoli entfernt. Die historisch und mythologisch interessante Insel ist sehr viel ruhiger als viele andere Inseln der Ägäis und hat sich zuletzt zum Zielort für junge, ethisch reisende Leute entwickelt. Grund dafür ist unter anderem, dass auf der Insel viel Wert auf Naturschutz und Nachhaltigkeit gelegt wird.

Kueste-von-Samothraki
Küste von Samothraki in der Ägäis

Reise-Infos

Lust auf eine Reise nach Griechenland, um Thrakien kennenzulernen? Dann solltet ihr diese sorgfältig planen. Je nachdem, wo es euch hinzieht, begebt ihr euch nach Hellas, Bulgarien oder in die Türkei oder womöglich gleich in mehrere Länder. Wir geben euch hilfreiche Tipps zur Anreise, zur Mobilität vor Ort sowie zu Unterkunft und Kulinarik.

Reisezeit

Thrakien ist eine sonnenverwöhnte Region und daher ideal für einen schönen Sommerurlaub. Das gilt vor allem für die küstennahen Teile der Region. In den Bergen im Norden ist das Klima vor allem im Winter kühl und heftige Schneefälle sind keine Seltenheit.

Reisedauer

Ganz Thrakien länderübergreifend zu erkunden, dauert mindestens zwei Wochen. Beschränkt ihr euch auf den griechischen Teil, reichen jedoch auch einige Tage. Die Wanderungen in den Bergen im bulgarischen Teil können wiederum sehr ausgedehnt ausfallen. Plant also entsprechend viel Zeit ein.

Reisevorbereitung

Für die Einreise nach Griechenland und Bulgarien sowie die Türkei reicht ein gültiger Personalausweis, um in die dortigen Teile Thrakiens einreisen zu können. Im türkischen Teil der historischen Region darf euer Aufenthalt allerdings nicht länger als 90 Tage dauern, wenn ihr nur mit dem Personalausweis die Grenze überquert habt.

Wenn ihr im griechischen Teil Thrakiens Urlaub macht, könnt ihr wie gewohnt mit dem Euro zahlen. In Bulgarien zahlt ihr hingegen mit dem Lew und in der Türkei mit der Lira. In den meisten Hotels und Restaurants ist eine Zahlung per Kreditkarte problemlos möglich.

Anreise

Auf der griechischen Seite gibt es in Alexandroupolis einen Flughafen, der jedoch nur durch Inlandsflüge angesteuert wird. Ihr müsst also zunächst nach Athen oder Thessaloniki fliegen. Das bulgarische Nordthrakien erreicht ihr über den Flughafen Plowdiw und den Osten über Istanbul, von wo aus ihr per Bus, Inlandsflug oder Zug nach Thrakien gelangen könnt.

Einige der thrakischen Städte liegen zudem an der Bahnstrecke zwischen Thessaloniki und Istanbul, welche landschaftlich durchaus reizvoll ist. Wollt ihr lieber mit dem Auto anreisen, dann folgt am besten von Thessaloniki aus der A2 Richtung Osten. Doch seid gewarnt, von Deutschland aus seid ihr nach Thrakien auch ohne Stau mindestens 20 Stunden unterwegs.

Fortbewegung vor Ort

Zwar gibt es zwischen den wichtigsten Städten einige Zug- oder Busverbindungen, doch wenn ihr größere Teile Thrakiens erkunden wollt, dann nehmt euch lieber einen Mietwagen. Nur damit erreicht ihr in akzeptablen Zeiten die wichtigsten Sehenswürdigkeiten und bleibt immer mobil.

Sprache & Verständigung

In den drei Teilen Thrakiens wird natürlich die jeweilige Landessprache gesprochen, also Griechisch, Türkisch oder Bulgarisch. Allerdings ist auch im griechischen Teil Türkisch sehr verbreitet. Gerade in den Städten kommt ihr aber auch mit Englisch oder sogar Deutsch gut zurecht.

Essen & Spezialitäten

Ähnlich wie die ganze Region, ist auch das Essen in Thrakien eine Mischung aus westlicher und östlicher Kultur. Zu den typischen griechischen Spezialitäten wie Schafskäse oder griechischem Joghurt gesellen sich die Gewürze des Orients, wie man sie aus der Türkei kennt. Im bulgarischen Teil wiederum ist der slawische Einfluss mit seiner Herzhaftigkeit deutlich zu erkennen. Nur Schweinefleisch werdet ihr kaum finden, da ganz Thrakien moslemisch geprägt ist.

Hotels & Unterkünfte

Gute und günstige Hotels findet ihr auf griechischer Seite vor allem in den Städten und entlang der strandgesäumten Küste. Im türkischen Teil von Thrakien sind die Unterkünfte im Schnitt etwas günstiger und verteilen sich auf das Gebiet am Marmarameer sowie einige Hotels an der Schwarzmeerküste. Dort sind auch auf bulgarischer Seite viele Unterkünfte zu finden. Alternativ könnt ihr euch auch  in den Bergen im Norden niederlassen. Die Hotels dort sind einfach ausgestattet, dafür aber besonders preiswert.

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