Alentejo in Portugal erkunden


Der Alentejo ist mit mehr als 31.000 Quadratkilometern die größte Region Portugals. So vielfältig wie die Landschaft und die Städte im Süden des Landes sind auch die Möglichkeiten, die euch ein Urlaub in diesem Gebiet „Jenseits des Tejo“ bietet.

Überblick

Eine abwechslungsreiche Landschaft, hübsche Städtchen, Korkeichen, Wein und Oliven: Der Alentejo verzaubert seine Besucher von jeher. Diese Region mit ihren historischen Sehenswürdigkeiten, den herrlichen Stränden und der ganz eigenen Küche wartet geradezu darauf, von euch entdeckt zu werden, egal ob mit dem Auto, Fahrrad oder zu Fuß.

Alentejo Landschaft
Typische Landschaft des Alentejo

Geschichte

Bereits in der Jungsteinzeit vor 10.000 Jahren und mehr war der Alentejo von Menschen besiedelt. Das bezeugen Megalithen (einzeln oder in Gruppen stehende Steinblöcke), wie ihr sie in der Gegend um Évora antrefft. Das Römische Reich hat hier ebenfalls seine Spuren hinterlassen. Évora wurde sogar von den Römern gegründet. Von ihnen stammen die Wasserversorgung, der Schiffsbau sowie die Salzgewinnung. Zudem schufen sie die städtebauliche und landwirtschaftliche Infrastruktur. Im achten Jahrhundert n. Chr. kamen die Mauren die Region, allerdings ist davon heute nicht so viel zu sehen.

Dicht besiedelt war der Alentejo im Laufe der Zeit nie und im 20. Jahrhundert wanderten viele Bewohner zusätzlich aus, um als Gastarbeiter in anderen europäischen Ländern tätig zu sein. Obwohl die Region etwa ein Drittel der Gesamtfläche Portugals ausmacht, leben hier nur etwa sieben Prozent der Bevölkerung.

Städte

In der Region Alentejo gibt es nur etwas mehr als 700.000 Einwohner – auf dieser riesigen Fläche. Großstädte sucht ihr in diesem sehr ländlichen Raum vergebens. Mit nicht einmal 55.000 Einwohnern ist Évora die größte Gemeinde und Hauptstadt der gesamten Region, in der es ruhig und gemütlich zugeht. Als Urlauber solltet ihr dennoch ein paar dieser Städte besichtigen.

Évora

Vor den Toren der Stadt liegt die bereits erwähnte, beeindruckende Ansammlung von Megalithen, die größte Anlage ihrer Art in Portugal. Hier macht ihr euch ein Bild davon, welche Mühen die Steinzeitmenschen auf sich genommen haben, um diese monumentalen Zeugnisse ihrer Kultur für alle Zeiten zu hinterlassen.

Kathedrale in Evora
Die Kathedrale in Evora

Évora selbst wird seit 1986 zum Weltkulturerbe der UNESCO gezählt. Die Altstadt besticht durch ihre zahlreichen Kirchen und Kapellen, allen voran die Kathedrale aus dem zwölften Jahrhundert. An der zentralen Praça do Giraldo erfreut ihr euch sicher an dem tollen Panorama mit Brunnen. Bei einem Stadtrundgang kommt ihr an der sehenswerten alten Universität vorbei und am Tempel aus der Römerzeit. In dessen Nähe gibt es einen hübschen Park zum Ausruhen und Krafttanken.

Bei regnerischem Wetter lohnt ein Besuch des örtlichen Museums. Mit seinen 20.000 Exponaten aus den verschiedensten Epochen dieser Stadt im Herzen des Alentejo, die zu Zeiten des römischen Kaiserreichs gegründet worden ist.

Beja

Auch die zweitgrößte Gemeinde im Alentejo ist ein Spiegelbild ihrer Geschichte. Gegründet wurde die Stadt von den Kelten im fünften Jahrhundert v. Chr. An Bedeutung gewann Beja in der römischen Zeit. Heute könnt ihr in Beja anhand der Bauwerke einen Streifzug durch die Epochen unternehmen. An der Stadtmauer und an der Burg sind bauliche Reste der Römerzeit zu sehen. Die Festung selbst trägt ansonsten mittelalterliche Züge.

Direkt neben dem Kastell befindet sich die Kathedrale der Stadt, aus der Übergangszeit vom 16. zum 17. Jahrhundert. Moderne Bauten ergänzen das historische Spektrum auf eurem Stadtrundgang. Auffällig ist, dass in Beja kaum Spuren aus der Zeit der Mauren erhalten sind. Bejas grüne Lunge ist der Jardim Gago Coutinho e Sacadura Cabral, in dem ihr euch im Schatten der 32 unterschiedlichen Baumarten erholen könnt.

Portalegre

Im 17. und 18. Jahrhundert blühte in Portalegre die Textilindustrie auf, die Stadt wurde reich. Wolle, Gobelin und Seide brachten Wohlstand. Bei einem Rundgang fällt das heute noch auf. Jede Menge Bürgerhäuser, Paläste und Denkmäler dominieren das Bild. 228 offizielle Baudenkmäler könnt ihr hier sehen: Gärten, Sakralbauten, Herrenhäuser, aber auch Brunnen und Privathäuser. In einem kleinen Park im Zentrum steht der Baum „Platano de Portalegre“. 1838 wurde er hier eingepflanzt und besitzt heute die größte Baumkrone der gesamten iberischen Halbinsel, mit einem Durchmesser von etwa 33 Metern.

Portalegre
Blick auf Portalegre

Sines

In hellem Weiß leuchten die Häuser von Sines über dem blauen Atlantik und vor dem satten Grün dieses Kaps. Bei einem Stadtspaziergang fällt auf, dass hier oft an Vasco da Gama erinnert wird. Der weltberühmte Seefahrer erblickte 1469 in Sines das Licht der Welt, die er später ausgiebig erkunden und entdecken sollte. Besonders sehenswert sind der Fischerhafen, die Altstadt, die 700 Jahre alte, mächtige Stadtburg und der moderne Bau des Centro de Artes.

Sehenswürdigkeiten

Im Alentejo gibt es unzählige Sehenswürdigkeiten zu entdecken. Oft sind es die auf den ersten Blick unscheinbaren Dörfchen und Kirchen, die Berge und Wälder der Region, die euch staunen lassen. Die Highlights haben wir für euch zusammengetragen.

Römischer Tempel

Nochmal zurück nach Évora. Dort befindet sich mitten in der Stadt ein 2.000 Jahre alter Tempel, errichtet im ersten Jahrhundert zu Ehren des Kaisers Augustus. Die Anlage gilt als einer der bedeutendsten römischen Überreste in Portugal und ist das Wahrzeichen von Évora.

Capela dos Ossos

Ein schön-schauriger Ort mitten im bezaubernden Évora: die Capela dos „Ossos“, wörtlich die „Knochenkapelle“. Als im 16. Jahrhundert die Friedhöfe zu klein wurden, kam den Lebenden die Idee, die Gebeine und Schädel der Toten an den Wänden und Decken dieser kleinen Kapelle anzubringen. Die sterblichen Überreste von mehr als 5.000 Menschen sollen es sein, die euch hier auf Schritt und Tritt begleiten. Schon am Eingang empfangen euch die Worte: „Wir Knochen hier warten auf die euren.“ Ganz schön makaber, aber durchaus sehenswert.

Castelo de Beja

Diese bereits erwähnte Festung hat ihren Ursprung im frühen 14. Jahrhundert. Weiterhin sichtbar thront der mächtige Bergfried, der Torre de Menagem, über der Stadt. 40 Meter hoch ist er und der Höchste in ganz Portugal. Mehr als 180 Stufen müsst ihr bezwingen, wenn ihr hinauf zur Aussichtsplattform möchtet. Doch die Mühen lohnen sich. Das Panorama über Beja und die Region ist atemberaubend.

Bevor König Dinis diese Wehr bauen ließ, hatte sich hier bereits ein römisches Kastell befunden. Die Kanonen im Hof der Burg sind natürlich deutlich jünger. In den untenliegenden Etagen des Turms könnt ihr eine winzige Kapelle mit einem prachtvollen Gewölbe bestaunen.

Castelo de Beja
Das Castelo de Beja

Castelo de Monsaraz

Wenn ihr von Évora aus eine Stunde in Richtung spanische Grenze fahrt, landet ihr in Monsaraz. Eine winzige mittelalterliche Gemeinde, die oft zu Unrecht übersehen wird. Hier gibt es bedeutende Megalithen, mehrere sehenswerte Kirchen und das Castelo de Monsaraz. Diese Festung ist ein nationales Denkmal. Ihre Anfänge reichen womöglich zurück bis in die Römerzeit. Später wurde es erst von den Westgoten besetzt, dann von den Mauren und im 13. Jahrhundert in der Reconquista von den Tempelrittern erobert. Architektonische Stilelemente aus vielen Epochen haben hier die Zeiten überdauert. Bei einer Erkundungstour der Anlage hinterlassen zudem die imposanten Türme und Mauern des Kastells sowie der Bergfried Torre de Menagem einen bleibenden Eindruck.

Monsaraz und sein Kastell

Aktivitäten

Für viele besteht der perfekte Urlaub aus einer gut abgestimmten Mischung aus Kultur, Entspannung und Unternehmungen. Wenn es euch so geht, seid ihr im Alentejo gut aufgehoben.

Wandern in Alentejo

Wer Landschaften gerne zu Fuß erkundet, kommt im Alentejo voll auf seine Kosten. Ob im Norden in der Region des Tejo, dem längsten Fluss der Iberischen Halbinsel, oder im Baixo Alentejo bei Mertola: Die Landschaften des Alentejo warten nur darauf, von euch erwandert zu werden. Zudem gibt es einen etwa 150 Kilometer langen Küstenwanderweg, der auch abschnittsweise begangen werden kann.

So wild und romantisch die entlegenen Regionen im Landesinneren auch sind: Nicht überall gibt es gute Wege und Wandermarkierungen. Im Hochsommer fehlt der Schutz vor der Hitze, denn dann werden es hier gerne mal 40 Grad und mehr. Daher solltet ihr ausreichend Wasser und Lebensmittel im Wanderrucksack mitführen, um einen Sonnenstich zu vermeiden.

Strandtag genießen

Entlang der Atlantikküste des Alentejo gibt es jede Menge wunderbarer Strände und Buchten. Langgezogene Badestellen, tolle Wellen und viel Sonne: Tage am Wasser sind in Portugal ein Traum. Dazu zählt die Praia da Zambujeira do Mar. Hier findet ihr eine Schule, wo ihr das Surfen lernen könnt, Restaurants, goldenen Sand und stets weiße Schaumkronen auf den Wellen. Ein paar hundert Meter weiter südlich und zu Fuß erreichbar (einen Parkplatz gibt es auch) empfängt euch die wilde Praia dos Alteirinhos ohne jedes touristische Angebot.

Praia dos Alteirinhos
Die Zeit an der Praia dos Alteirinhos genießen

Schnorcheln und Tauchen

Nicht nur gesurft wird vor der Küste. Es gibt viele Abschnitte, an denen das klare Wasser des Atlantiks auch das Schnorcheln oder Tauchen zulässt. An manchen Stränden findet ihr Tauchschulen. Wenn ihr die Unterwasserwelt auf eigene Faust erkunden möchtet, dann denkt daran, dass mitunter starker Wellengang und Tidenhub sowie kräftige Strömungen herrschen.

Einen Markt besuchen

Märkte gibt es im Alentejo täglich und zuhauf. Die frischen Lebensmittel der Region sind natürlich äußerst verlockend. Solltet ihr mal in Évora vorbeikommen, könnt ihr dort einen der zahllosen Kunstmärkte besuchen, auf denen die Menschen ihre Werke verkaufen: handgemachte Keramik an allen Formen und Farben, ein tolles Souvenir aus Portugal. Es gibt Teller, Schüsseln, Vasen und vieles mehr, etwa die Azulejos genannten Fliesen, die so typisch sind für diese Gegend.

Mertola erkunden

Aus der maurischen Zeit ist im Alentejo manches erhalten. In Mertola im Südosten der Region zeigt sich die ganze Pracht dieser Epoche. Die wohl arabischste Stadt in Portugal fühlt sich an wie eine Reise tausend Jahre zurück durch die Zeit. Neben der Moschee und dem Stadtkern sind die Zeugnisse des maurischen Glanzes vor allem im Núcleo Museológico Islâmico zu sehen.

Lagos erleben

Die Stadt gehört zwar nicht mehr zum Alentejo, sondern zur Algarve, doch von Sines aus sind es nur 120 Kilometer bis zu den Stränden von Lagos. Besonders schön ist die Praia do Camilo. Die versteckte Bucht ist eine echte Perle und lädt geradezu zum Baden, Sonnen und Schwimmen ein. Wenn ihr den Ausflug nach Lagos macht, kommt ihr an der Felsformation Ponta da Piedade nicht vorbei. Dort, wo sich das Festland ins Meer absenkt, ragen diese Felsen aus dem Wasser, wo sie Grotten, Höhlen und kleine Buchten bilden. Sehr beeindruckend von oben. Vom Wasser aus jedoch noch viel mehr. Mit einem Boot könnt ihr zwischen die schroffen Klippen fahren. Vorher könnt ihr bei einem Stadtrundgang die schönsten Ecken dieser vielseitigen Stadt erkunden.

Lagos vom Wasser aus
Lagos vom Wasser aus

Reise-Infos

Wenn ihr euch jetzt Appetit geholt habt auf die charmante Region und gedanklich schon am Packen seid, lest vor dem Buchen einer Reise nach Portugal noch die folgenden wichtigen Tipps durch.

Ideale Reisezeit und Reisedauer

In Portugal ist es fast immer schön, von Juni bis Oktober ist es am wärmsten. Das ist auch die beste Zeit, um im Meer zu baden, denn das Wasser am wärmsten. Am heißesten wird es insbesondere im Hinterland im Juli und August. Hier gibt es praktisch keinen Regen.

Ob Kurztrip über ein verlängertes Wochenende zum Baden oder eine mehrwöchige Erkundungstour: Der Alentejo lohnt sich schon ab einer kurzen Reisedauer von mehreren Tagen. Es kommt natürlich darauf an, was ihr euch vornehmt.

Anreise und Fortbewegung vor Ort

Von vielen deutschen Flughäfen aus wird Lissabon direkt angeflogen. Von dort nehmt ihr euch am besten einen Mietwagen, um zum Zielort zu kommen. In die größeren Städte des Alentejo wie Sines gibt es von Lissabon aus auch Bus- und Zugverbindungen. Die Fahrt dauert etwa zwei Stunden.

Außerhalb der Städte empfiehlt sich ein Mietwagen. Auch Fahrradtouren sind im Alentejo möglich.

Essen und Spezialitäten

Durch seine Größe ist der Alentejo auch kulinarisch sehr vielfältig. In den Gegenden nahe der Küste kommen Fisch und Meeresfrüchte auf den Teller. Gegrillte Sardinen und Stockfisch sind hier sehr beliebt.

Im Landesinneren wird vermehrt Fleisch gegessen, beispielsweise als „Porco Preto“. Das ist ein Steak von den Iberischen Schweinen, die frei herumlaufen und sich von den Eicheln der Korkeiche ernähren. Weitere Spezialitäten aus Schwein sind „Carne de Porco à Alentejana“, „Migas à Alentejana“ und der Entenreis „Arroz de Pato“ mit Chorizo und Schinken.

Arroz de Pato
Guten Appetit: Arroz de Pato

Hotels und Unterkünfte

Im gesamten Alentejo gibt es Hotels und Pensionen aller Kategorien, doch eine frühe Buchung schadet nicht. Gerade an der Küste und in den dünn besiedelten Gegenden solltet ihr nicht zögern, eine schöne Unterkunft mit Pool zu reservieren.

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