Quallen im Mittelmeer – gefährlich?


Urlaubsparadiese weltweit stehen je nach Saison immer wieder vor einem Problem mit Quallen. Auch im Mittelmeer gibt es so einige Arten davon. Viele von ihnen sind glücklicherweise völlig harmlos. Welche Arten in mediterranen Gebieten vorkommen und welche davon dennoch gefährlich sind sowie was ihr bei einem Stich durch die Tierchen am besten tut, erfahrt ihr nun.

Überblick

Wenn eine Quallenwarnung ausgesprochen wird, ist das je nach deren Aufkommen ein Grund, nicht mehr ins Wasser zu gehen. Im Mittelmeer gibt es immer mehr von den Tieren. Dies liegt unter anderem an den erhöhten Temperaturen im Rahmen des Klimawandels. Einige Arten wie etwa die Feuerquallen sind selbst vor Deutschlands Küste zu finden, lassen sich dank der roten Farbe wenigstens gut erkennen. Darüber hinaus gibt es im Mittelmeer zum Beispiel Ohrenquallen, Leuchtquallen, Portugiesische Galeeren und Kompassquallen.

Rein optisch sind die besonderen Meeresbewohner zunächst einmal sehr faszinierend und aufgrund ihrer Form, Farbe und Bewegungsart auffällig. Manche von ihnen wirken exotisch, was zu ihrer Anziehungskraft beiträgt. Außerdem gehören sie zu den ältesten Lebewesen auf dem Planeten. Vermutlich gibt es weit über 2.000 verschiedene Arten. Allerdings sind längst nicht alle von ihnen harmlos. Einige können schmerzhafte Stiche verursachen, die schnelle Hilfe erfordern.

Lungenqualle
Eine Lungenqualle nah über dem Meeresboden

Insbesondere die Leuchtqualle, im allgemeinen Sprachgebrauch auch als Feuerqualle bekannt, kann uns Menschen sehr unangenehme Stiche zufügen. Sie kommt zeitweilig im Mittelmeer vor, was dazu führt, dass ganze Strandabschnitte gesperrt werden müssen. Das ist in Italien, Frankreich, Kroatien und weiteren Mittelmeerländern in den vergangenen Jahren stellenweise passiert. Wer einen Urlaub in diesen Regionen plant, sollte sich vorab mit diesen Meeresbewohnern beschäftigen.

Was sind überhaupt Quallen?

Quallen bestehen zu etwa 98 Prozent aus Wasser. Sie haben zwar weder Gehirn noch Knochen, sind jedoch aufgrund ihres Nervensystems, der Sinnesorgane sowie ihrer teils meterlangen Fangarme hervorragende Jäger. Die Medusen, wie sie im wissenschaftlichen Sprachgebrauch genannt werden, gehören zu den Nesseltieren. Auch Korallen oder Seeanemonen fallen unter diese Gattung. Die Tiere sitzen ursprünglich an Felsen oder am Meeresgrund fest. Sobald weibliche Quallen ihre Eier ins Wasser abgeben und diese auf männliche Samenzellen treffen, bilden sich Larven. Am Meeresgrund wachsen sie im weiteren Verlauf zu Quallen heran und der Kreislauf beginnt von vorn.

Um Beute zu fangen, schießen die Tiere ihr Gift pfeilartig aus den unzähligen Tentakeln. Alle Quallen jagen auf diese Art und Weise. Für Menschen ist das nicht immer gefährlich, denn es kommt ganz auf die Durchdringungsfähigkeit der Nesselzellen und die Stärke des Gifts an.

Wo gibt es welche Qualle?

Quallen kommen im Mittelmeer in vielen unterschiedlichen Arten vor. Ihr Erscheinen hängt von Faktoren wie Klima, Meeresbedingungen und Wassertemperatur ab. Wenn es wärmer ist, sind die Weichtiere generell häufiger vertreten. Vornehmlich zwischen Mai und Oktober tauchen die Quallen an die Oberfläche, wobei es unvorhersehbar ist, wann sie zum Vorschein kommen. Je nach Jahr kann ihr Aufkommen schwanken. Der Zeitpunkt und Ort, an dem die Nesseltiere vorkommen, lässt sich schwer vorhersagen. Informiert euch bei Unsicherheiten bei den örtlichen Behörden und Rettungsschwimmern.

Doch wieso beeinflussen Faktoren wie Sonnenlicht und warmes Wetter das Vorkommen der anmutig wirkenden Lebewesen? Erkenntnissen zufolge existiert in diesen Monaten mehr Plankton, was Nahrung für die gallertartigen Tiere bietet. Das bedeutet, dass an der Südküste Spaniens gute Bedingungen für die weichen Schwimmtiere herrschen, während die Nordküste Italiens indes in der Sommerzeit warmes Wasser bietet.

Spiegeleiqualle
Eine Spiegeleiqualle im Mittelmeer

Welche Länder am Mittelmeer regelmäßig mit Quallen konfrontiert werden, erfahrt ihr hier:

In Griechenland beziehungsweise der Ägäis und im Ionischen Meer kommen unter anderem die harmlose Ohrenqualle, die schmerzhafte Feuerqualle und die giftige Lungenqualle vor. Die letzten beiden können beißende Stiche verursachen. Sie sind in den Monaten zwischen Mai und August oder September vorhanden.

Vor Kroatien beherbergt die Adria unter anderem ebenfalls Ohrenquallen, Leuchtquallen und Kompassquallen. Von ihnen ist die Leuchtqualle am gefährlichsten: Sie kann Entzündungen, Fieber, Muskelkrämpfe, Atemprobleme und manchmal sogar Herzversagen verursachen und kommt von Mai bis Oktober vor.

An der spanischen Mittelmeerküste tummeln sich manchmal Ohrenquallen, Spiegeleiquallen und Leuchtquallen. Die Leuchtqualle ist hier die gefährlichste Variante. Sie tritt zwischen Mai und Oktober auf.

Im an Frankreich grenzenden Mittelmeer leben Leuchtquallen, Kompassquallen und Ohrenquallen. Auch hier ist die Leuchtqualle, die übrigens vielerorts als Feuerqualle bekannt ist, am gefährlichsten.

Gefährliche Quallen im Mittelmeer

Es gibt im Mittelmeer mehrere Nesseltiere, die für Menschen bedrohlich oder zumindest unangenehm sind. Insbesondere die Leuchtqualle stellt eine Bedrohung dar. Sobald diese Arten auftreten, schließen die Behörden den Strand allerdings rechtzeitig, sodass euer Risiko für einen unerwarteten Stich recht gering ist. Dennoch ist es empfehlenswert, sich mit dem Aussehen der verschiedenen Quallen auseinanderzusetzen und unbekannte Arten nicht zu berühren.

Leuchtqualle

Die Leuchtqualle ist auch als Feuerqualle oder Pelagia noctiluca bekannt. Sie ist in den letzten Jahren in Ländern am Mittelmeer häufig aufgetreten. Speziell in Griechenland hatten viele Strände mit einem Befall zu kämpfen. Experten geben an, dass steigende Meerestemperaturen im Rahmen des Klimawandels sowie die Überfischung der Meere dafür verantwortlich sind. Denn gerade Fische, wie zum Beispiel der Thunfisch, ernähren sich mit Vorliebe von den Medusen. Ein Mangel an Niederschlag kann ebenfalls zum Auftreten dieser Qualle beitragen.

Leuchtqualle
Ein schöner Anblick: die Leuchtqualle

Mit drei bis zwölf Zentimetern ist die Leuchtqualle eher klein, hat aber sehr lange Tentakel, die bis zu zwei Meter weit reichen. Diese Tentakel verursachen sehr schmerzhafte Stiche, die zu Blasen und Juckreiz und vor allem bei Allergikern zu stärkeren Reaktionen wie Übelkeit, Erbrechen und Kopfschmerzen führen können. Die Reaktion kann lebensgefährlich sein. Lila ist die Farbe dieser Qualle des Mittelmeers. Der Ton reicht bis ins Rosa hinein und mit ihrem glockenförmigen Köper, der in der Dunkelheit leuchtet, sehen sie sehr schön aus.

Feuerqualle

Was gemeinhin als Feuerqualle bezeichnet wird, ist in Wirklichkeit eine Gelbe Haarqualle. Die Leuchtqualle hat lange, dichte Tentakel, die einer Löwenmähne ähneln. Ihr Schirm kann einen Durchmesser von bis zu einem Meter erreichen. Die langen Fangarme sind meist rot, gelblich oder durchsichtig.

Anders als bei der Leuchtqualle treten bei dieser roten Qualle des Mittelmeers neben Schmerzen und Hautrötungen keine weiteren Beschwerden auf. Allergiker können eine stärkere Reaktion erleben, wie etwa stundenlange Schmerzen. Lebensbedrohlich ist die Feuerqualle zum Glück nicht.

Portugiesische Galeere

Die Portugiesische Galeere (Physalia physalis) ist streng genommen keine Qualle, sondern gehört zur Gattung der Seeblasen. Giftig ist sie dennoch. Sie hat einen kleinen Körper, der mit einer gefüllten Gasblase an der Wasseroberfläche treibt. Daran hängen viele blau-violette Tentakel, die zum Teil bis zu 50 Meter messen. Der Wind treibt die Portugiesische Galeere voran. Sie kommt vor allem an der Küste der Kanaren, an den Balearen und in Portugal vor.

Bei dieser Qualle ist Vorsicht geboten. Symptome nach einem Kontakt mit den Tentakeln sind zum Beispiel extreme Schmerzen, rote Quaddeln, Übelkeit, Fieber, Atemprobleme oder sogar ein Herz-Kreislauf-Schock. Bei empfindlichen Personen und Allergikern kann die Berührung der Portugiesischen Galeere tödlich enden. Zum Glück kommt sie im Mittelmeer nur selten vor.

Kompassqualle

Die Kompassqualle (Chrysaora hysoscella) kommt im Atlantik, im Mittelmeer und in der Nordsee vor. Sie ernährt sich von anderen Quallen und ist etwa 30 Zentimeter groß. Zu erkennen ist diese Qualle an ihren symmetrischen braunen Streifen auf dem hellen Schirm. Die Tentakel sind spiralförmig und weisen sowohl Nessel- als auch Klebekapseln auf.

Kompassqualle
Mehrere Kompassquallen

Für Menschen ist die Kompassqualle schmerzhaft, aber nicht lebensgefährlich. Der Kontakt mit den Fangarmen kann zu starken, brennenden Hautreizungen führen. Diese können tagelang anhalten. Der Besuch beim Arzt ist ratsam, um die Schmerzen zu lindern. Dennoch gehört die Kompassqualle nicht zu den giftigsten Quallen im Mittelmeer.

Seewespe

Eine weitere tödliche, aber seltene Quallenart ist die Seewespe (Chironex fleckeri). Sie zählt zu den giftigsten Meeresbewohnern überhaupt. Mit einem Schirmdurchmesser von 14 Zentimeter und bis zu 3 Meter langen Tentakeln ist die Qualle auf den ersten Blick unscheinbar. Aber ihr Gift kann Zellwände und Nerven zerstören. Häufig kommt die Seewespe in Australien und im westlichen Indopazifik vor.

Die Seewespe ist aufgrund ihrer Form auch als Würfelqualle bekannt. Ihr Gift dringt rasch in die Blutbahn und die Nervenzellen ein, sodass Symptome wie Lähmungserscheinungen und Atemstillstand direkt auftreten. So besteht innerhalb von Minuten Lebensgefahr. Es gibt zum Glück ein Gegengift, das jedoch schnell verabreicht werden muss. Doch keine Angst: Diese Art kommt im Mittelmeer nur sehr selten an den Stränden vor. Und die Behörden haben die Situation sehr gut im Blick, da schon eine einzige Seewespe ausreichen würde, um ganze Strände zu schließen.

Ungefährliche Quallen im Mittelmeer

Neben den bedrohlichen Quallenarten, die meist für Allergiker gefährlich werden können, gibt es im Mittelmeer auch viele unbedenkliche Quallenarten. Diese können zwar ein wenig lästig sein, enthalten aber kein Gift. Da sich die Nesseltiere für Laien allerdings nicht immer gut auseinanderhalten lassen, solltet ihr generell Abstand von ihnen halten.

Ohrenqualle

Die Ohrenqualle (Aurelia aurita) ist eine Schirmqualle, die lästig sein kann, aber kein Gift enthält. Ihr Name kommt von den vier ringförmigen Geschlechtsorganen, die sich farblich vom Schirm absetzen und einem Ohr ähneln. Das Tier ist fast komplett durchsichtig und etwa so groß wie ein Teller. Diese Art kommt meist in großen Gruppen vor. Die Wahrscheinlichkeit ist groß, dass ihr dieser Qualle an der Nord- oder Ostsee schon einmal begegnet seid.

Ohrenqualle
Im Dunkeln leuchtende Ohrenquallen

Die Nesselzellen der Ohrenqualle sind so schwach, dass sie die menschliche Haut nicht durchdringen können. Daher passiert nichts, wenn ihr mit diesen Tieren in Berührung kommt. Sie können sich jedoch unangenehm anfühlen. Vor allem tote Ohrenquallen am Strand sowie große Quallenmengen im Wasser sind lästig beim Baden.

Meerwalnuss

Die Meerwalnuss (Mnemiopsis leidyi) kommt ursprünglich von den nord- und südamerikanischen Küsten. Da sie sich jedoch sehr rasch vermehren kann, hat sie sich auch in andere Meere wie etwa das Mittelmeer verbreitet. Diese Quallen werden nur etwa 5 Zentimeter groß. Da sie so gut wie keine Fressfeinde hat, kann sie sich geradezu explosionsartig vermehren, was etwa in der Ostsee schon zu Problemen geführt hat. Zum Glück besitzt die Meerwalnuss weder giftige Nesselzellen noch Tentakel. Sie kann Menschen also gar nichts tun. Die Quallen sind recht schleimig und kommen in den Sommermonaten immer häufiger vor.

Meerwalnuss
Fast durchsichtig: die Meerwalnuss

Lungenqualle

Die Lungenqualle (Rhizostoma pulmo) ist eine der größten Quallen im Mittelmeer. Sie hat eine große, kuppelartige Glocke mit kurzen, spitzen Tentakeln. Ihre Farbe ist rosa bis orange-braun. Am Mittelmeer kommen diese Quallen häufig vor. Sie sind gut an ihrem lila Saum zu erkennen. An der italienischen Adria und an der Côte d’Azur in Frankreich treten sie zuletzt vermehrt auf.

Für Menschen ist die Lungenqualle harmlos. Die Nesselzellen sind sehr schwach. Nur in wenigen Fällen kann bei Hautkontakt eine geringe Reizung auftreten, die jedoch schnell wieder verschwindet. Für Schwimmer kann die Größe des Tieres erschreckend sein, denn manche Exemplare haben einen Durchmesser von einem Meter.

Erste Hilfe bei Kontakt

Gefährliche Quallen haben Fangarme mit unangenehmen Nesselzellen. Bei Berührung mit der Haut können Probleme auftreten, wie etwa Hautreizungen, Hautrötungen und Juckreiz. Denn das Gift der Nesselkapseln führt zu einer Abwehrreaktion des Körpers. In schlimmeren Fällen können Symptome wie Übelkeit, Erbrechen und Kopfschmerzen auftreten. In diesen Fällen solltet ihr sofort einen Arzt aufsuchen. Auch dann, wenn ihr nicht sicher seid, um welche Qualle es sich handelt.

Qualle Hautreizung
Auswirkung eines Quallenkontakts

Solltet ihr einen Quallenstich vermuten, geht ihr am besten wie folgt vor:

  1. Aus dem Wasser steigen.
  2. Stelle mit Meerwasser oder Essig abspülen, mit Sand abreiben und nicht mit Süßwasser oder Alkohol behandeln.
  3. Tentakelreste per Hand entfernen, kratzen und abreiben der Wunde vermeiden, da sich das Gift sonst weiterverbreiten kann.
  4. Bei starken Schmerzen oder allergischen Reaktionen einen Arzt aufsuchen.
  5. Kalte Umschläge für 15 Minuten zur Linderung von Vergiftungssymptomen auflegen.
  6. Bei starken Schmerzen Medikamente einnehmen.

In der Regel dauert es 24 bis 48 Stunden, bis die Wunde heilt. Sollten später noch Symptome wie Erbrechen oder Kopfschmerzen auftreten, solltet ihr ebenfalls sofort einen Arzt aufsuchen. Rettungsschwimmer am Strand helfen dabei, Erste Hilfe zu leisten und dann die richtige Entscheidung zum weiteren Umgang mit dem Quallenstich zu treffen. Grundsätzlich ist es aber immer von Vorteil, nach einem Stich einen Arzt aufzusuchen.

Vorsorge gegen Quallen

Wer weiß, dass eine allergische Reaktion auf den Quallenkontakt bestehen könnte oder eine Empfindlichkeit vorhanden ist, sollte beim Baden besondere Vorsicht walten lassen und sich vor dem Urlaub gut informieren. Schwimmbrillen helfen dabei, die Situation unter Wasser gut einzusehen und sich bei Bedarf vor Quallen zurückzuziehen. Sollten Kinder mit im Urlaub sein, klärt sie über die Meeresbewohner auf und warnt sie im Zweifel davor, sie anzufassen.

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