Kulturhauptstadt Europas 2023


Jedes Jahr wird von der Europäischen Union der Titel “Kulturhauptstadt Europas” verliehen, für 2023 dürfen sich die Städte Timișoara, Veszprém und Eleusis mit dem Titel schmücken. Wir zeigen euch, warum sich ein Urlaub dort lohnt und welches Programm euch jeweils erwartet.

Überblick

Die Kultur einer Region ist nur so bunt, wie die Menschen, die sie gestalten. Somit tragen nur die reizvollsten und kulturell vielfältigsten Orte den Titel der Kulturhauptstadt Europas, der von der Europäischen Union verliehen wird. Die Vielfalt der europäischen Kulturen soll dabei präsentiert, gewürdigt und ihr Stellenwert in der Öffentlichkeit manifestiert werden. Dabei steht das umfassende Spektrum an Konzerten, Lesungen, Ausstellungen, Aufführungen und Architekturgestaltung im Vordergrund.

Seit 1985 als Kulturstadt Europas vergeben, wurde der Titel im Jahr 1999 in Kulturhauptstadt Europas umbenannt. 2007 ging man dazu über, jährlich mindestens zwei Städte gleichzeitig mit dem Titel zu ehren. In diesem Jahr laden Timișoara in Rumänien, Veszprém in Ungarn und Elefsina in Griechenland dazu ein, die von ihnen ausgerichteten Veranstaltungen zu besuchen. Erstere und Letztere waren eigentlich schon für 2021 nominiert, durch das coronapandemiebedingte Erliegen des öffentlichen Lebens bekamen beide jedoch den Titel für 2023 verliehen.

Timișoara und Umgebung

Im Westen Rumäniens, nicht mehr weit von der Grenze zu Serbien und Ungarn, liegt mit Timișoara (deutsch Temeswar) die drittgrößte Stadt des Landes. Deren etwa 320.000 Einwohner mit ungarischer, deutscher und serbischer Minderheit leben in der historischen Region Banat, die es sich im Rahmen eures Urlaubs zu besichtigen lohnt. Während Timișoara Teil der Großen Ungarischen Tiefebene ist, schließt sich südlich das landschaftlich reizvollere Banater Gebirge an, welches wiederum durch die Donau mit Serbien auf der anderen Flussseite begrenzt wird.

Wanderfreunde machen sich beispielsweise zum Bigăr- oder Beușnița-Wasserfall im Nationalpark Cheile Nerei-Beușnița auf, während die, die es gemütlich mögen, die Bahnstrecke zwischen den Kleinstädten Orawitza und Anina in historischen Zügen zurücklegen. Im Süden des Banats, an der Grenze zu Serbien,  lockt im Rahmen einer Rundreise durch die Region die Statue des Decebalus, wobei es sich um den Kopf des letzten Dakerkönigs handelt, dessen Abbild in Gestein an der Donau gehauen wurde. Ähnlich weit ist es bis zum Eisernen Tor, ein Durchbruchstal der Donau mit steilen, bewachsenen Felsen am Ufer.

Bigar-Wasserfall
Zum Bigăr-Wasserfall wandern

Möchtet ihr den Urlaub nur als Städtereise begehen, lohnt sich selbstverständlich auch das. Als früherer Teil der Österreichisch-Ungarische Monarchie wird Temeswar auch “Klein-Wien” genannt, was an den Bauten liegt, die in dem Zeitraum der Zugehörigkeit zum Kaiserreich entstanden und an dessen Hauptstadt erinnern. Mit dem Aufenthalt an der Piața Victoriei (“Siegesplatz”) bekommt ihr nicht nur die Gelegenheit, eine begrünte Flaniermeile kennenzulernen, sondern habt auch gleich mehrere Sehenswürdigkeiten nah beieinander. Das eine Ende markiert die Kathedrale der Heiligen drei Hierarchen, die im Zeitraum von 1936 bis 1946 im neobyzantinischen Stil gebaut wurde, während das andere Ende das Nationaltheater und Opernhaus bildet. In zweiter Reihe zur Piața Victoriei steht das von 1307 bis 1315 geschaffene Schloss Hunyadi.

Der Mitte des 18. Jahrhunderts fertiggestellte Barockpalast, in dem heute das Nationale Kunstmuseum untergebracht ist, stellt ebenso einen Augenschmaus dar. Wer möchte, sollte sich das Innere ebenso wenig entgehen lassen. Über einen Mangel an hübschen Gebäuden kann die bekannteste Stadt des Banats wahrlich nicht klagen. Zwei Synagogen zählen übrigens dazu. Geschichtsinteressierte besuchen die Gedenkstätte für die Revolution vom Dezember 1989 und erfahren dabei mehr über die Umstände, die zum Sturz des Diktators Ceaușescu führten.

Veranstaltungen in Timișoara 2023

2007 trug Hermannstadt (rumänisch Sibiu) in Siebenbürgen erstmals den Titel einer Kulturhauptstadt Europas innerhalb von Rumänien. Nun wird Temeswar diese Ehre als Zweites zuteil. Die Feierlichkeiten zur Eröffnung des Programms finden vom 17. bis 19. Februar statt. Das ausgesuchte Motto “Lass dein Licht leuchten – Erleuchte deine Stadt!” spielt unter anderem damit, dass es in Timișoara 1884 die erste elektrische Straßenbeleuchtung in Europa gab und von dem damals und auch heute noch multiethnischen Ort aus im Jahr 1989 die Landesproteste gegen das Ceausescu-Regime begannen. Diesen Geist, der nach der Wende Anfang der 90er Jahre in Osteuropa gelitten hat, möchte die Stadt wiederbeleben und seine Bürger sowie die Menschen in ganz Europa zu gesellschaftlicher Teilhabe animieren.

Im Zentrum des Kulturprogrammes stehen nicht nur die Menschen und Orte, an denen sie leben und zusammenkommen, sondern auch die Weise, wie sie sich lokal und europaweit vernetzen. Entscheidet ihr euch für einen Urlaub in Timișoara, könnt ihr mit circa 30 Veranstaltungen jede Woche rechnen. Da ist bestimmt für jeden etwas dabei! Nachfolgend ein paar Anregungen:

  • Baroque Reloaded im Nationalen Museum für Kunst, 15.04.023 – 15.02.2024
  • Mittelalter Festival im Schloss Hunyadi im Juni 2023
  • Ausstellung “Parallels” mit Werken serbischer und rumänischer Künstler, 20.07. – 20.09.2023
  • Timișoara International Literature Festival 24.10. – 27.10.2023
  • Festival of Lights 29.12. 2023 – 02.01.2024
Kathedrale am Siegesplatz von Timisoara
Kathedrale am Siegesplatz von Timișoara

Veszprém und Umgebung

Etwa zehn Kilometer nördlich des Balatons befindet sich das ungefähr 58.000 Einwohner zählende Veszprém, dessen Burgviertel viele Sehenswürdigkeiten birgt. Nördlich der Kulturhauptstadt Europas 2023 liegt das Bakonygebirge (auch Bakony- oder Buchenwald genannt), südlich das Plattensee-Hochland und östlich die Große Ungarische Tiefebene.

Seid ihr darauf aus, das Gebirge kennenlernen, trefft ihr auf eine Hügellandschaft, deren höchste Erhebung der Kőris-hegy mit etwas mehr als 700 m ist. Somit sind in der Region Wanderungen auch für Urlauber möglich, die sonst vielleicht eher abgeschreckt wären. Vom Aussichtsturm Kecskevár und seiner Plattform könnt ihr aus etwa 210 m Höhe über die Umgebung schauen. Übrigens ist das Weinanbaugebiet Badacsony Teil des Bakonywaldes. Es liegt zu Füßen des gleichnamigen Tafelberges, dessen Gipfel knapp 440 m hoch ist und wandernd erschlossen werden kann.

Plant ihr den Aufenthalt in Veszprém für den Sommer, liegt es nahe, diesen mit einem Abstecher zum Plattensee zu verbinden. Das fast 600 km² große Binnengewässer ist mit maximal zwölf Metern Tiefe außergewöhnlich flach. Das gilt auch für den Einstieg ins Wasser am Südufer, so dass sich hier gerne Familien mit Kindern niederlassen.

Balaton und Badacsony
Balaton und Tafelberg Badacsony

Soll der Veszprém-Urlaub auf das Stadtgebiet beschränkt bleiben, kommt auch da keine Langeweile auf. Hier steht das Burgviertel im Mittelpunkt, wobei die seit 1001 existierende Kathedrale St. Michael hervorsticht. Neben ihr steht seit 1750 die Dreifaltigkeitssäule. Drei weitere Kirchen sowie ein Bischofspalast buhlen außerdem um eure Aufmerksamkeit. Im Laufe der Jahrhunderte wurde das Burggelände von den Osmanen und Habsburgern zerstört, auch einem Brand und Erdbeben fiel sie zum Opfer. Zum Ende des Zweiten Weltkriegs fast komplett zerstört, baute man das historische Zentrum Veszpréms danach wieder auf.

Südlich des Burgviertels befindet sich der Altstadtplatz mit dem Millenniumsdenkmal, das an die 1.000-jährige Staatsgründung Ungarns erinnert, sowie eine Statue des Erzengels Michael. Der von schönen Gebäuden umgebene Platz wird regelmäßig für diverse Feste genutzt. Alle, die mehr über die lokale Geschichte erfahren möchten, begeben sich ins Laczkó Dezső Museum. Gleich daneben steht das Bakonyer Haus, welches Einblicke in das Leben des dörflichen Kleinadels gewährt. Im Dubniczay Palast habt ihr die Gelegenheit, Kunstausstellungen zu besuchen.

Veranstaltungen in Veszprém 2023

Veszprém ist die Nummer zwei, was eine aus Ungarn stammende Kulturhauptstadt Europas betrifft. Zuvor trug Pécs 2010 diese Auszeichnung. Mit der Eröffnung des Programms am 21. Januar 2023 habe alle, die es möchten, die Gelegenheit Veranstaltungen unter dem Motto “Kultur schafft Region” zu besuchen. Dieser Leitsatz entstand nicht zufällig, möchte Veszprém sich attraktiver für junge Menschen gestalten und den Zuzug fördern. Vom Tourismus in der Gegend profitierte bisher vor allem der nahe Plattensee, mit dem man sich zusammen als Kulturhauptstadt bewarb. Bei Letzterem möchte man auf die schädliche Nährstoffzufuhr infolge von Landwirtschaft, Tourismus und Besiedlung aufmerksam machen. Einen wichtigen Part im Programm wird die Musik einnehmen, erst 2019 bekam die Stadt von der UNESCO den Titel “City of Music” verliehen. So hat es sich Veszprém beispielsweise zum Ziel gemacht, in Ungarn die Stadt mit den meisten Musikern beziehungsweise Sängern zu sein, weil Musik glücklich macht.

Habt ihr Lust auf einen Kultururlaub in Veszprém, könnt ihr im Rahmen von “Kultur schafft Region” zwischen ungefähr 3.000 Veranstaltungen wählen. Sie sind in neun Bereiche unterteilt, worunter sich “Stadt der Musik” und “Balaton fragil” befinden. Abschließend ein kleiner Vorgeschmack dessen, was euch erwartet:

  • Veszprém Blues Festival, 13.04. – 16.04.2023
  • Gizella Days Arts Festival in Erinnerung an die Königin und Gattin Königs Stephan I., dem Gründer Ungarn. 07.05. – 14.05.2023
  • BALATORIUM Ecological Week 25.08. – 27.08.2023
  • Balaton Wine & Gourmet Festival, 29.09. – 02.10.203
  • Veszprém Jazz Festival, 16.11. – 19.11.2023
Das Burgviertel von Veszprém

Elefsina und Umgebung

Das griechische Elefsina (in der Antike als Eleusis bekannt) liegt etwa 20 km westlich von Athen in der Verwaltungseinheit Attika. Die gleichnamige dreieckige Halbinsel und historische Region sind etwas kleiner. Nicht weit westlich Elefsinas beginnt nach dem Isthmus von Korinth der Peloponnes, während sich nördlich Böotien anschließt, wie Attika eine historische Landschaft und heutige Verwaltungseinheit. Ähnlich wie im Fall der französischen Provence schwärmen Künstler von den besonderen Lichtverhältnissen auf der Halbinsel.

Eine große Anziehung auf Urlauber in der Region übt die Athenische Riviera aus, die sich von Piräus bis zum Kap Sounion zieht. Im Sommer, spezieller in den Monaten Juli und August, kann das Wasser der Ägäis in diesem um die 65 km langen Küstenabschnitt bis zu 28° C warm werden. Abwechslung von Mußestunden am Strand bieten Bummel durch die Jachthäfen, allen voran jener von Piräus. Von dort ist es nur noch ein Katzensprung bis Athen. Seid ihr vor Ort, wartet mit der Akropolis die bedeutendste Sehenswürdigkeit der griechischen Hauptstadt auf euch.

Vouliagmeni an der Athenischen Riviera
Badeort Vouliagmeni an der Athenischen Riviera

Möchtet ihr weiter ins Innere Attikas vorstoßen, empfängt euch bergiges Gelände, ideal für Wanderungen. Nördlich von Athen liegt der Gebirgszug Parnitha samt gleichnamigen Nationalpark. Höchster Berg des Parks und gleichzeitig Attikas ist mit 1.413 m der Karabola. Eine weitere Wandermöglichkeit ergibt sich am 1.108 m hohen Pendeli, ebenfalls nördlich der Hauptstadt befindlich und bekannt für seinen weißen Marmor, der aus ihm herausgebrochen wurde, um unter anderem die Akropolis zu bauen. Wer es bequem mag und “nur” auf den Ausblick aus ist, fährt mit dem Mietwagen bis auf den Gipfel.

Natürlich hat auch Griechenlands Kulturhauptstadt Europas einiges zu bieten. Die Stadt lag immer im Schatten von Athen, dessen Bewohner im Altertum im Rahmen der Eleusinischen Mysterien dorthin prozessierten, um bei der Göttin des Ackerbaus, Demeter, eine reiche Ernte zu erbitten. Dies geschah immer im September. Seit 1975 wird der neunte Monat des Jahres für die AISCHYLEIA genutzt, ein Fest zu Ehren des Dramatikers Aischylos. Das heutige Bild Elefsinas ist zwar das einer einst florierenden Industriestadt mit Ruinen, Schiffsfriedhof und Ölraffinerie, dafür überzeugen die antiken Hinterlassenschaften umso mehr.

Sie befinden sich zum Beispiel am Fuße eines kleinen Hügels, wo Interessierte unter anderem auf Propyläen (Torbauten) und das Telesterion (Mysterientempel) treffen. Neben der Ausgrabungsstätte kann man sich bei Bedarf im Archäologischen Museum umschauen, wo tiefer in die Materie gegangen wird. Mit der Kapelle Panagitsa steht noch ein frühchristlicher sakraler Bau am Rand des Geländes. An anderen Stellen können in Elefsina noch Reste des Hadrian-Aquädukts und der Hadrian-Brücke aus römischer Zeit bestaunt werden. Weitere Sehenswürdigkeiten stellen das Alte Rathaus sowie die Kirche St. Zacharias aus spätbyzantinischer Zeit dar.

Veranstaltungen in Elefsina 2023

Elefsina ist nach Athen, Thessaloniki und Patras die vierte Stadt des Landes, die sich mit dem Titel Kulturhauptstadt Europas schmücken darf. Darüber hinaus es der bisher kleinste und älteste Teilnehmer in der Geschichte des Programms. Als Motto haben sich die Organisatoren den Titel “Mysterien des Wandels” ausgesucht. Nach der Eröffnungsfeier am 4. Februar decken die Veranstaltungen die drei Themen Mensch/Gesellschaft, Umwelt und Arbeit ab. In ihnen sieht die Stadt Herausforderungen, die es anzupacken und zu bewältigen gilt. Hintergrund sind der Rückgang der Industrieproduktion in den letzten Jahrzehnten und die Umweltverschmutzung des Meers durch den Schiffsfriedhof. Künstlerisch möchte man sich unter anderem damit auseinandersetzen, wie nachhaltig gewirtschaftet werden kann.

Läuft alles nach Plan, dürfen sich kulturinteressierte Urlauber auf circa 465 Veranstaltungen freuen, die an insgesamt 30 Orten ausgerichtet werden. Dabei werden 17 Kunstsparten bedient. Leider ist aktuell das Programm für Elefsina nur bis Ende April abrufbar. Bis dahin könnt ihr unter anderem folgende Veranstaltungen besuchen:

  • Mystery 177 Visions from the Underworld, Kunstausstellung über die Mysterien von Eleusis, 03.02. – 08.04.2023
  • Mystery 44 Heiner Goebbels 7 Columns, der Künstler verwandelt eine alte Ölmühle in eine Art Telesterion, wo verschiedene Performancekünstler auftreten, 05.02. – 23.04.2023
  • Mystery 84 Panigíri (The Feast Day of Saint George), Es werden Kinofilme in Echtzeit gedreht, in denen es um die Arbeiterklasse geht. 21.04. – 23.04.2023
Eleusis und Elefsina
Blick vom antiken Eleusis auf Elefsina

Liste der Kulturhauptstädte

Ihr seid Kulturfanatiker, sucht schon die Kulturhauptstadt Europas 2024, vom übernächsten Jahr oder gar eine der früheren Städte als nächstes Urlaubsziel? Nachfolgend eine Übersicht für euch.

2013:

2014:

2015:

2016:

2017:

2018:

  • Leeuwarden, Niederlande
  • Valletta, Malta

2019:

2020/21:

2022:

2023:

2024:

2025:

  • Nova Gorica, Slowenien
  • Chemnitz, Deutschland
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